Zuversicht in Gott
Fühlen Sie sich zuversichtlich? Was bedeutet Zuversicht für Sie und wie manifestiert sie sich in Ihrem Leben? Jeremia zeigt uns, wie er Zuversicht erlebt: «Gesegnet ist der Mann, der auf den Herrn vertraut und dessen Zuversicht der Herr geworden ist!» (Jeremia 17,7). Hier offenbart sich, dass das Vertrauen auf Gott nicht nur ein Segen ist, sondern dass Gott selbst die Verkörperung der Zuversicht ist. Wer auf Gott vertraut, hat die Zuversicht Gottes in sich. In den Bibelstellen, in denen Luther das Wort Zuversicht verwendet, bevorzugten andere Übersetzer Begriffe wie Schutz, Vertrauen, Zuflucht, Stütze oder Hoffnung. David beschreibt seine Beziehung zu Gott folgendermassen: «Denn du bist meine Hoffnung, o Herr, du Herrscher, meine Zuversicht von meiner Jugend an» (Psalm 71,5). Seine Erfahrung mit Gott wird in weiteren Worten beschrieben: «Du antwortest uns wunderbar in Gerechtigkeit, du Gott unseres Heils, du Zuversicht aller Enden der Erde und des festen Meeres» (Psalm 65,6).
Können Gott Vater und sein Sohn Jesus, der Messias, auch für uns diese Zuversicht, Hoffnung, Schutz, Zuflucht und Stütze sein, der wir voll vertrauen? Gott kennt unsere Schwächen, Bedenken und Vorbehalte, die uns daran hindern, unsere Zuversicht vollständig auf den Herrn zu setzen. Deshalb ermutigt er uns: «So wollen wir denn mit freudiger Zuversicht zum Thron der Gnade hinzutreten, um Barmherzigkeit zu empfangen und Gnade zu finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Hebräer 4,16 Menge). Dr. Hermann Menge übersetzte das griechische Wort «parresia» als freudige Zuversicht. So dürfen wir freudig und zuversichtlich vor unseren Vater treten, denn er ist barmherzig und gnädig.
Im Brief an die Hebräer lesen wir, dass wir mit freudiger Zuversicht in das Heiligtum eintreten können: «Da wir also liebe Brüder, die freudige Zuversicht haben, durch das Blut Jesu in das Heiligtum einzugehen – das ist der neue, lebendige Weg, den er uns durch den Vorhang hindurch, das heisst durch sein Fleisch eingeweiht [erschlossen] hat – und da wir einen grossen [erhabenen] Priester haben, der über das Haus Gottes gesetzt ist, so lasst uns mit aufrichtigem Herzen in voller Glaubensgewissheit hinzutreten, nachdem wir uns durch Besprengung der Herzen vom bösen Gewissen befreit und unseren Leib mit reinem Wasser gewaschen haben. Lasst uns am Bekenntnis der Hoffnung unerschütterlich festhalten; denn treu ist der, welcher die Verheissung gegeben hat. Und lasst uns auch aufeinander achtgeben, um uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken anzuregen» (Hebräer 10,19-24 Menge). Schliesslich folgt die Aufforderung: «Werft also eure freudige Zuversicht nicht weg; sie bringt ja eine hohe Lohnvergeltung mit sich!» (Vers 35).
Der Kommentar zu diesen Versen von Fritz Rienecker, der das Lexikon zur Bibel verfasst hat, hat mich sehr angesprochen: «Die «parresia», diese freudige Zuversicht ist das Merkmal christlicher Heilsgewissheit. Wir haben Zuversicht zum Eingang in das Heiligtum durch das Blut Jesu. Im alten Bund durfte nur der Hohepriester in das Allerheiligste gehen, die Gemeinde des neuen Bundes dagegen darf, durch das Blut Jesu entsühnt, zuversichtlich stets unmittelbar vor Gott treten. Sie hat die Freiheit und Ermächtigung dazu oder eben Zuversicht! Christus selbst ist als Vorläufer, als vorausgesandter Kundschafter in das Allerheiligste gegangen und hat seiner Gemeinde die Nachfolge möglich gemacht. Dieser Zugang ist durch Jesus zu einem lebendigen Weg geweiht worden, ein Weg der neu und lebendig ist; er war also bis jetzt noch nicht vorhanden und ist an die lebendige Person Jesu Christi gebunden. Christus selbst wird in seiner Person Zugang und Weg zu Gott».
Nun betrachten wir einen weiteren Aspekt der Zuversicht: das öffentliche Auftreten. Das griechische Wort «parresia» wird auch mit Freimut übersetzt. Paulus spricht in den folgenden Versen zu den Diakonen: «Welche aber ihren Dienst gut versehen, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und viel Freimut (Zuversicht) im Glauben an Christus Jesus» (1. Timotheus 3, 13).
Im privaten Bereich fällt es vielen Christen leicht, über Gott und den Glauben zu sprechen. Es ist eine grössere Herausforderung, den Glauben öffentlich zu bezeugen oder zu vertreten. Hier sind Freimut, Offenheit und Zuversicht dringend notwendig. Johannes und Petrus wurden vor dem Hohen Rat verhört, die Oberen waren erstaunt über ihren Mut und ihre Offenheit: «Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich; denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren, und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren. Sie sahen aber den Menschen, der gesund geworden war, bei ihnen stehen und wussten nichts dagegen zu sagen» (Apostelgeschichte 4,13-14).
Nachdem die beiden Jünger wieder bei den anderen Jüngern waren, erhoben sie einmütig ihre Stimmen im Gebet: «Und nun, Herr, sieh an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut» (Apostelgeschichte 4,29 und 31). Dieser Freimut, diese zuversichtliche Offenheit der Jünger, war aussergewöhnlich, die Jünger erkannten sofort, dass diese freudige Zuversicht eine Gabe Gottes ist.
Auch Paulus erkannte, dass die freudige Zuversicht, dieser Freimut, ein wesentliches Element der Verkündigung des Evangeliums ist: «Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen und für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen» (Epheser 6,18-19).
Paulus konnte in seiner schwierigen Situation die Heilsbotschaft, das Evangelium, weitergeben, und viele verfolgte Christen in unserer Zeit tun dies ebenso. Sie lassen sich von den Umständen nicht aufhalten; sie sehen immer wieder Türen, die sich ungeahnt öffnen und der freudigen Zuversicht einen Weg bieten.
Wenn wir dem Wort Zuversicht nachforschen, erfahren wir, dass es im Althochdeutschen «zuvor Sicht» (Vorausblick oder Vorausschau) bedeutet. Paulus hatte diese Vorausschau, er wusste, was am Ende stehen wird: «Denn ich weiss, dass am Ende von allem, was ich jetzt durchmache, meine Rettung stehen wird, weil ihr für mich betet und weil Jesus Christus mir durch seinen Geist beisteht» (Philipper 1,19 Neue Genfer Übersetzung).
Vertrauen wir auf Gottes Führung und lassen wir uns von seiner Gnade und Barmherzigkeit erfüllen. In Zeiten der Unsicherheit und des Zweifels ist es Gottes Zuversicht, die uns trägt und stärkt. Treten wir mutig und mit freudiger Zuversicht vor den Thron der Gnade, um Barmherzigkeit und rechtzeitige Hilfe zu empfangen. So können wir, gestärkt durch diese göttliche Zuversicht, unseren Glauben öffentlich bekennen und das Licht durch unser Leben leuchten lassen. Vertrauen wir darauf, dass Gott unsere Zuversicht ist, jetzt und immerdar.
von Hannes Zaugg
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