Es gibt christliche Leiter, die regelmässig versuchen, den Leuten ein schlechtes Gewissen einzureden, damit sie sich noch mehr einsetzen, andere zu bekehren. Pastoren sind vollauf damit beschäftigt, ihre Gemeinden zu guten Taten anzustiften. Es ist ein harter Job und man kann Pastoren nicht die Schuld geben, wenn sie manchmal versucht sind, Argumente einzusetzen, die den Menschen ein schlechtes Gewissen machen, um sie zu etwas zu bewegen. Aber es gibt Methoden, die sind schlimmer als andere, und eine der schlimmsten ist die unbiblische Ansicht, dass Menschen sich in der Hölle befinden, weil ausgerechnet Sie ihnen das Evangelium nicht verkündigt haben, bevor sie gestorben sind. Sie kennen vielleicht jemanden, der sich schlecht und schuldig fühlt, weil er es versäumt hat, an jemanden, der inzwischen verstorben ist, das Evangelium weiterzugeben. Vielleicht geht es Ihnen ja auch so.
Ich erinnere mich an einen christlichen Jugendleiter eines Schulfreundes, der einer Teenager-Gruppe die düstere Geschichte von einer Begegnung mit einem Mann erzählt hat, bei der er den starken Impuls fühlte, ihm das Evangelium zu erklären, es aber unterliess. Später erfuhr er, dass der Mann am selben Tag von einem Auto angefahren wurde und umgekommen ist. “Dieser Mann ist jetzt in der Hölle und leidet unter unbeschreiblichen Qualen“, erzählte er der Gruppe. Dann nach einer dramatischen Pause, fügte er hinzu, „und das alles habe ich zu verantworten!“. Er erzählte ihnen, dass er deshalb an Albträumen leide und schluchzend in seinem Bett liege angesichts der schrecklichen Tatsache seines Versagens, wodurch jener armselige Mann die Tortur der feurigen Hölle für immer erleiden wird.
Einerseits wissen und lehren sie, dass‚ Gott also die Welt geliebt hat, dass er Jesus sandte, damit sie gerettet werde, aber andererseits scheinen sie zu glauben, dass Gott Menschen in die Hölle schickt, weil wir darin versagen, ihnen das Evangelium zu verkündigen. So etwas nennt man „kognitive Dissonanz” – wenn zwei gegensätzliche Lehren gleichzeitig geglaubt werden. Sie glauben teils freudig an Gottes Macht und Liebe, aber gleichzeitig handeln sie so, als wären Gottes Hände zur Rettung der Menschen gebunden, wenn es uns nicht gelänge, diese rechtzeitig zu erreichen. Jesus sagte in Joh. 6,40: „Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“
Zu erretten ist Gottes Angelegenheit, und der Vater, der Sohn und der Heilige Geist machen das wirklich gut. Es ist ein Segen, am guten Werk beteiligt zu sein. Wir sollten uns aber auch im Klaren sein, dass Gott oft trotz unserer Unfähigkeit wirkt. Wenn Sie sich die Last eines schlechten Gewissens aufgeladen haben, weil Sie es nicht geschafft haben, einer Person das Evangelium vor ihrem Tode zu verkündigen, warum geben Sie die Last nicht an Jesus weiter? Gott ist nicht zu ungeschickt. Niemand rutscht ihm durch die Finger und niemand muss wegen Ihnen in die Hölle kommen. Unser Gott ist gut und barmherzig und mächtig. Sie können ihm vertrauen, dass er auf diese Weise für alle Menschen da ist, nicht nur für Sie.
von Joseph Tkach