Jesus machte gegenüber einer Gruppe jüdischer Leiter, die ihn verfolgten, eine aufschlussreiche Aussage über die Heilige Schrift: „gerade die Schrift weist auf mich hin“ (Johannes 5,39 Neue Genfer Übersetzung). Jahre später wurde diese Wahrheit von einem Engel des Herrn durch eine Proklamation bestätigt: „Denn die prophetische Botschaft, die der Geist Gottes eingibt, ist die Botschaft von Jesus“ (Offenbarung 19,10 Neue Genfer Übersetzung).
Bedauerlicherweise ignorierten die jüdischen Leiter zurzeit Jesu die Wahrheit sowohl der Schrift als auch über die Identität Jesu als Sohn Gottes. Stattdessen standen die religiösen Rituale des Tempels in Jerusalem im Zentrum ihres Interesses, weil sie sich dadurch eigene Vorteile verschafften. So verloren sie den Gott Israels aus ihren Augen und konnten die Erfüllung der Prophezeiungen in der Person und im Dienst Jesu, dem verheissenen Messias nicht erkennen.
Der Tempel in Jerusalem war wirklich prächtig. Der jüdische Historiker und Gelehrte Flavius Josephus schrieb: „Die glänzend weisse Marmorfassade ist mit Gold verziert und von Ehrfurcht gebietender Schönheit. Sie hörten Jesu Prophezeiung, dieser herrliche Tempel, das Zentrum der Gottesverehrung unter dem Alten Bund, würde völlig zerstört werden. Eine Zerstörung, die signalisierte, Gottes Heilsplan für die ganze Menschheit wird ohne diesen Tempel zur rechten Zeit ausgeführt. Welche Verwunderung und was für einen Schock hat das bei den Leuten ausgelöst.
Jesus war offensichtlich aus gutem Grund nicht sonderlich beeindruckt vom Tempel in Jerusalem. Er wusste, Gottes Herrlichkeit kann nicht von einem von Menschen errichteten Gebäude, und sei es noch so grossartig, übertroffen werden. Jesus teilte seinen Jüngern mit, der Tempel wird ersetzt. Der Tempel erfüllte nicht mehr den Zweck, für den er erbaut wurde. Jesus erklärte: „Heisst es nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein für alle Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“ (Markus 11,17 Neue Genfer Übersetzung).
Lesen Sie auch, was das Matthäus-Evangelium hierüber berichtet: „Jesus verliess den Tempel und war im Begriff wegzugehen. Da traten seine Jünger zu ihm und machten ihn auf die Pracht der Tempelbauten aufmerksam. Das alles beeindruckt euch, nicht wahr? sagte Jesus. Doch ich versichere euch: Kein Stein wird hier auf dem anderen bleiben; es wird alles zerstört werden“ (Matthäus 24,1-2, Lukas 21,6 Neue Genfer Übersetzung).
Es gab zwei Begebenheiten, bei denen Jesus die bevorstehende Zerstörung Jerusalems und des Tempels vorhergesagt hat. Die erste Begebenheit war sein triumphaler Einzug in Jerusalem, bei dem die Leute ihre Kleider vor ihm auf den Boden legten. Das war eine Geste der Verehrung hochrangiger Persönlichkeiten.
Beachten Sie, was Lukas berichtet: „Als Jesus sich nun der Stadt näherte und sie vor sich liegen sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du am heutigen Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringen würde! Nun aber ist es dir verborgen, du siehst es nicht. Es kommt für dich eine Zeit, da werden deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und dich von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich zerstören und deine Kinder, die in dir wohnen, zerschmettern und werden in der ganzen Stadt keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit in der Gott dir begegnete, nicht erkannt hast“ (Lukas 19,41-44 Neue Genfer Übersetzung).
Die zweite Begebenheit, bei der Jesus die Zerstörung Jerusalems voraussagte, ereignete sich, als Jesus durch die Stadt zum Ort seiner Kreuzigung geführt wurde. In den Gassen drängten sich die Menschen, sowohl seine Feinde als auch seine ihm ergebenen Anhänger. Jesus prophezeite, was mit der Stadt und dem Tempel geschehen und den Menschen infolge der Zerstörung durch die Römer bevorstehen würde.
Bitte lesen Sie, was Lukas berichtet: „Eine grosse Menschenmenge folgte Jesus, darunter viele Frauen, die laut klagten und um ihn weinten. Aber Jesus wandte sich zu ihnen und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich! Weint über euch selbst und über eure Kinder! Denn es kommt eine Zeit, da wird man sagen: Glücklich die Frauen, die unfruchtbar sind und nie ein Kind zur Welt gebracht haben! Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns herab! Und zu den Hügeln: Begrabt uns!“ (Lukas 23,27-30 Neue Genfer Übersetzung).
Aus der Geschichte wissen wir, dass Jesu Prophezeiung etwa 40 Jahre nach seiner Ankündigung in Erfüllung ging. Im Jahr 66 n. Chr. gab es einen Aufstand der Juden gegen die Römer und im Jahr 70 n. Chr. wurde der Tempel niedergerissen, der Grossteil Jerusalems wurde zerstört und die Menschen litten furchtbar. Alles geschah so, wie Jesus in grosser Trauer darüber voraussagte.
Als Jesus am Kreuz ausrief, “Es ist vollbracht“, da bezog er sich nicht nur auf die Vollendung seines versöhnenden Erlösungswerkes, sondern erklärte auch, dass der Alte Bund (Israels Lebensweise und Anbetung nach dem Gesetz des Mose) den Zweck, den Gott ihm gegeben hatte, erfüllt hat. Mit Jesu Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und der Sendung des Heiligen Geistes hat Gott in und durch Christus und durch den Heiligen Geist das Werk, die gesamte Menschheit mit sich zu versöhnen, vollendet. Nun geschieht, was der Prophet Jeremia vorausgesagt hat: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schliessen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schliessen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Gross, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken“ (Jeremia 31,31-34).
Mit den Worten “Es ist vollbracht” hat Jesus die gute Nachricht über die Einsetzung des Neuen Bundes ausgerufen. Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Die Sünde wurde ans Kreuz genagelt und Gottes Gnade ist uns zuteilgeworden durch Christi erlösende Versöhnungstat, wodurch das tief greifende Wirken des Heiligen Geistes, unsere Herzen und Sinne zu erneuern, ermöglicht wurde. Diese Veränderung lässt uns teilhaben an der durch Jesus Christus erneuerten menschlichen Natur. Was unter dem Alten Bund verheissen und aufgezeigt wurde, hat sich durch Christus im Neuen Bund erfüllt.
Wie es der Apostel Paulus gelehrt hat, Christus (der personifizierte Neue Bund) hat für uns erlangt, was das Gesetz des Mose (der Alte Bund) weder leisten konnte, noch leisten sollte. „Welchen Schluss sollen wir nun daraus ziehen? Menschen, die nicht zum jüdischen Volk gehören, sind von Gott für gerecht erklärt worden, ohne sich darum bemüht zu haben. Sie haben die Gerechtigkeit empfangen, deren Grundlage der Glaube ist. Israel dagegen hat bei all seinem Bemühen das Gesetz zu erfüllen und dadurch zur Gerechtigkeit zu gelangen, das Ziel nicht erreicht, um das es beim Gesetz geht. Warum nicht? Weil die Grundlage, auf die sie bauten, nicht der Glaube war; sie meinten, sie könnten das Ziel durch ihre eigenen Leistungen erreichen. Das Hindernis, an dem sie sich stiessen, war „der Stein des Anstosses“ (Römer 9,30-32 Neue Genfer Übersetzung).
Die Pharisäer zurzeit Jesu und die Gläubigen, welche aus dem Judentum stammten, wurden durch ihre gesetzliche Haltung zurzeit des Apostels Paulus durch Stolz und Sünde beeinflusst. Sie nahmen an, durch ihre eigenen religiösen Bemühungen könnten sie erlangen, was nur Gott selbst aus Gnade, in und durch Jesus, für uns vollbringen kann. Ihre Vorgehensweise nach dem Alten Bund (auf der Basis von Werksgerechtigkeit) war eine Verfälschung, hervorgebracht durch die Macht der Sünde. Es fehlte sicherlich nicht an Gnade und Glauben im Alten Bund, aber wie Gott bereits wusste, würde sich Israel von dieser Gnade abwenden.
Deshalb war der Neue Bund von Anfang an als Erfüllung des Alten Bundes vorausgeplant. Eine Erfüllung, die in der Person Jesu und durch seinen Dienst und durch den Heiligen Geist vollbracht wurde. Er errettete die Menschheit von Stolz und der Macht der Sünde und schuf eine neue Tiefe in der Beziehung mit allen Menschen überall auf der Welt. Eine Beziehung, die zum ewigen Leben in der Gegenwart des dreieinen Gottes hinführt.
Um die grosse Bedeutung dessen aufzuzeigen, was sich am Kreuz von Golgatha zutrug, wurde kurz nachdem Jesus ausgerufen hatte, „Es ist vollbracht“, die Stadt Jerusalem von einem Erdbeben erschüttert. Die menschliche Existenz veränderte sich grundlegend und führte zur Erfüllung der Prophezeiungen hinsichtlich der Zerstörung Jerusalems und des Tempels sowie zur Einsetzung des Neuen Bundes:
Als Jesus die Worte “Es ist vollbracht” ausrief, erklärte er das Ende von Gottes Gegenwart in einem von Menschen errichteten Tempel, im „Allerheiligsten“. Paulus schrieb in seinen Briefen an die Korinther, Gott wohnt nun in einem nichtphysikalischen Tempel, geformt durch den Heiligen Geist:
„Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, der zerstört sich damit selbst, weil er Gottes Gericht über sich bringt. Denn Gottes Tempel ist heilig, und dieser heilige Tempel seid ihr“ (1 Kor. 3,16-17, 2. Korinther 6,16 Neue Genfer Übersetzung).
Der Apostel Paulus hat es so ausgedrückt: „Kommt zu ihm! Er ist jener lebendige Stein, den die Menschen für unbrauchbar erklärten, aber den Gott selbst auserwählt hat und der in seinen Augen von unschätzbarem Wert ist. Lasst euch selbst als lebendige Steine in das Haus einfügen, das von Gott erbaut wird und von seinem Geist erfüllt ist. Lasst euch zu einer heiligen Priesterschaft aufbauen, damit ihr Gott Opfer darbringen könnt, die von seinem Geist gewirkt sind – Opfer, an denen er Freude hat, weil sie sich auf das Werk von Jesus Christus gründen. „Ihr jedoch seid das von Gott erwählte Volk; ihr seid eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk, das ihm allein gehört und den Auftrag hat, seine grossen Taten zu verkündigen – die Taten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1. Petr. 2,4-5 und 9 Neue Genfer Übersetzung).
Darüber hinaus wird unsere ganze Zeit ausgesondert und heilig gemacht, da wir unter dem Neuen Bund leben, was bedeutet, dass wir durch den Heiligen Geist mit Jesus an seinem fortwährenden Dienst teilnehmen. Egal, ob wir in unseren Berufen an unseren Arbeitsplätzen arbeiten oder uns in unserer Freizeit engagieren, wir sind Bürger des Himmels, des Reiches Gottes. Wir leben das neue Leben in Christus und werden entweder bis zu unserem Tod oder bis zur Wiederkunft Jesu leben.
Ihr Lieben, die alte Ordnung besteht nicht mehr. In Christus sind wir eine neue Kreatur, von Gott berufen und mit dem Heiligen Geist ausgerüstet. Mit Jesus sind wir auf der Mission, um die gute Nachricht zu leben und weiterzugeben. Setzen wir uns ein im Werk unseres Vaters! Durch den Heiligen Geist in der Teilhabe am Leben Jesu sind wir eins und miteinander verbunden.
von Joseph Tkach