Wenn Sie blind geboren und deshalb noch nie einen Baum gesehen hätten, könnten Sie sich nur schwer vorstellen, was ein Baum aussieht, selbst wenn jemand Ihnen diese Pflanze beschreiben würde. Obwohl die Bäume gross, schön und majestätisch sind, können Sie diese nicht sehen und würden über ihre ausdrucksvolle Pracht zweifeln.
Stellen Sie sich vor, jemand würde Ihnen ein Bild des Schattens eines Baumes zeigen. Sie könnten mit ihrem schwachen Augenlicht diesen erkennen. Zum ersten Mal würden Sie erraten können, wie ein Baum aussieht. Sie würden die Farbe der Blätter, die Beschaffenheit der Rinde oder andere Details nicht kennen, aber Sie wären in der Lage, einen Baum sich vorzustellen und wären im Stande, ein Vokabular zu entwickeln, um über ihn zu sprechen. Sie hätten auch den festen Beweis, dass Bäume real sind, auch wenn Sie nicht alles über sie wissen und verstehen.
In diesem Bild ist Gott der Baum und Jesus ist derjenige, der der Menschheit seinen Schatten zeigt. Jesus, der ganz Gott ist, hat den Vater, sich selbst als Sohn Gottes und den Geist auf eine Weise offenbart, die wir ansatzweise und immer besser verstehen können. Es gibt vieles, was wir über Gott nicht wissen können, aber Jesus hat uns hinreichend gezeigt, damit wir anfangen können zu begreifen, wie gross, schön und majestätisch er ist.
Gleichzeitig müssen wir demütig anerkennen, dass wir bestenfalls nur den Schatten der Wirklichkeit sehen. Deshalb ist der Glaube notwendig. Der Glaube ist ein Geschenk Gottes (Johannes 6,29) In der Nachfolge Jesu Christi, werden wir zugerüstet, an Dinge zu glauben, die wir weder logisch nachvollziehen, noch mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Der Autor des Hebräerbriefs spricht über den Glauben und schreibt: «Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. In diesem Glauben haben die Alten [Vorfahren] Gottes Zeugnis empfangen. Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist» (Hebräer 11,1-3).
Hier werden wir herausgefordert, unser Verständnis der Wirklichkeit zu verändern. Anstatt die Wirklichkeit durch das zu definieren, was wir wahrnehmen können, werden wir ermutigt, Gott als die Grundlage aller Wirklichkeit zu sehen. «Er [Gott] hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden. Er [Jesus] ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung» (Kolosser 1,13-15).
Jesus, der das Ebenbild Gottes ist, lädt uns ein, Gottes Wirklichkeit zu reflektieren, realer und sichtbar zu machen. Wir können bedingungslose Liebe, Barmherzigkeit, Gnade und Freude nicht sehen oder anfassen, aber diese Eigenschaften haben ewigen Wert. Auch wenn Gottes Wesen unsichtbar ist, ist er real als Vater, Sohn und Heiliger Geist, weil sie nicht vergehen wie die materiellen Dinge, die wir in dieser Welt wahrnehmen.
Wenn wir nach den unsichtbaren Reichtümern Gottes streben, werden wir weniger von den Dingen beeinflusst, die wir sehen, hören, berühren, schmecken und riechen können. Wir werden mehr vom Heiligen Geist beeinflusst, den wir nicht sehen können. Weil wir mit Jesus Christus in einer innigen Beziehung verbunden sind, leben wir in seinem Glauben und werden zu dem, was wir wirklich sein sollen, seine Ebenbilder. Kein noch so grosser irdischer Reichtum kann das bewirken.
Er gab uns einen Schatten dessen, was es bedeutet, so zu leben, wie Gott es von uns erwartet. Jesus ist der wahre Menschensohn - er zeigt uns, was ein Leben in Gemeinschaft mit Vater, Sohn und Geist bedeutet. Wenn wir unsere Augen auf Jesus richten, können wir darauf vertrauen, dass das Geschenk, ewiges Leben in seinem Reich und was Gott für uns alles bereithält, grösser ist, als wir es uns vorstellen können.
von Heber Ticas