Was ist der grosse Missionsbefehl?

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Das Evangelium ist die gute Nachricht über die Erlösung durch Gottes Gnade aufgrund des Glaubens an Jesus Christus. Es ist die Botschaft, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, dass er begraben, nach der Schrift am dritten Tage auferweckt wurde und dann seinen Jüngern erschien. Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass wir durch das Heilswerk Jesu Christi ins Reich Gottes eingehen können (1. Korinther 15,1-5; Apostelgeschichte 5,31; Lukas 24,46-48; Johannes 3,16; Matthäus 28,19-20; Markus 1,14-15; Apostelgeschichte 8,12; 28,30-31).

Die Worte Jesu an seine Nachfolger nach seiner Auferstehung

Der Ausdruck „der grosse Missionsbefehl“ bezieht sich gewöhnlich auf Jesu Worte in Matthäus 28,18-20: „Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden

Jesus ist „Herr über alle“ (Apostelgeschichte 10,36) und er ist in allem der Erste (Kolosser 1,18 f.). Wenn sich Kirchen und Gläubige an der Mission oder Evangelisation oder was immer der gängige Begriff ist, beteiligen, und es ohne Jesus tun, dann bleibt dies fruchtlos.

Die Mission anderer Religionen erkennt seine Vormachtstellung nicht an und daher tun sie nicht Gottes Werk. Jeder Zweig des Christentums, der Christus in seinen Praktiken und Lehren nicht an erste Stelle setzt, ist nicht das Werk Gottes. Vor seiner Auffahrt zum Vater im Himmel machte Jesus die Vorhersage: „…ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein“ (Apostelgeschichte 1,8). Das Werk des Heiligen Geistes in der Mission ist es, Gläubige zu leiten, für Jesus Christus Zeugnis abzugeben.

Gott, der sendet

In christlichen Kreisen hat „Mission“ eine Vielfalt von Bedeutungen erlangt. Manchmal bezog es sich auf ein Gebäude, manchmal auf einen geistlichen Auftrag in einem fremden Land, manchmal auf die Gründung von neuen Gemeinden, usw. In der Kirchengeschichte war „Mission“ ein theologischer Begriff, wie Gott seinen Sohn sandte, und wie der Vater und der Sohn den Heiligen Geist sandten.
Das englische Wort „mission“ hat eine lateinische Wurzel. Es kommt von „missio“, was „ich sende“ bedeutet. Daher bezieht sich Mission auf das Werk, zu dem jemand oder eine Gruppe ausgesandt ist.
Das Konzept des „Sendens“ ist für eine biblische Theologie der Natur Gottes wesentlich. Gott ist der Gott, der aussendet. 

„Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?” fragt die Stimme des Herrn. Gott sandte Mose zum Pharao, Elia und die anderen Propheten zu Israel, Johannes, den Täufer, um für das Licht Christi Zeugnis zu geben (Johannes 1,6-7), der selber vom „lebendi-gen Vater“ für das Heil der Welt gesandt wurde (Johannes 4,34; 6,57).

Gott sendet seine Engel, um seinen Willen zu erfüllen (1. Mose 24,7; Matthäus 13,41 und viele andere Stellen), und er sendet seinen Heiligen Geist im Namen des Sohnes (Johannes 14,26; 15,26; Lukas 24,49). Der Vater wird „Jesus Christus senden“ zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird“ (Apostelgeschichte 3,20-21).

Jesus sandte auch seine Jünger aus (Matthäus 10,5), und er erklärte, dass, so wie der Vater ihn in die Welt sandte, so sendet er, Jesus, die Gläubigen, in die Welt (Johannes 17,18). Alle Gläubigen werden von Christus ausgesandt. Wir sind auf einer Mission für Gott, und als solche sind wir seine Missionare. Die neutestamentliche Kirche verstand dies klar und führte das Werk des Vaters als seine Gesandten aus. Die Apostelgeschichte ist das Zeugnis der Missionsarbeit, als sich das Evangelium über die damals bekannte Welt verbreitete. Gläubige sind als „Botschafter für Christus“ (2. Korinther 5,20) ausgesandt, um ihn vor allen Völkern zu repräsentieren.

Die neutestamentliche Kirche war die Kirche auf Mission. Eines der Probleme in der heutigen Kirche besteht darin, dass die Kirchgänger „Mission als eines ihrer vielen Funktionen statt als ihr definierendes Zentrum betrachten“ (Murray, 2004:135). Sie distanzieren sich oft von Mission, indem sie diese Aufgabe an „spezialisierte Organe übertragen, statt alle Mitglieder als Missionare zuzurüsten“ (ebnda). Statt Jesajas Antwort „Hier bin ich, sende mich“ (Jesaja 6,9) lautet die oft unausgesprochene Antwort: „Hier bin ich! Sende jemand anders.“

Ein alttestamentliches Modell

Das Werk Gottes im Alten Testament ist mit der Vorstellung von Attraktion verbunden. Andere Völker würden vom magnetischen Ereignis von Gottes Eingreifen so aufgeschreckt sein, dass sie danach strebten, „zu schmecken und zu sehen, wie freundlich der Herr ist“ (Psalm 34,8).

Das Modell beinhaltet den Aufruf „Komm“, wie es in der Geschichte von Salomo und der Königin von Saba dargestellt wird. „Und als die Königin von Saba die Kunde von Salomo vernahm, kam sie…nach Jerusalem…Und Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht hätte sagen können... und sprach zum König: Es ist wahr, was ich in meinem Lande von deinen Taten und von deiner Weisheit gehört habe“ (1 Kön 10,1-7). In diesem Bericht liegt das wesentliche Konzept darin, Menschen zu einem zentralen Punkt zu ziehen, damit die Wahrheit und Antworten erklärt werden können. Einige Kirchen praktizieren heute ein solches Modell. Es hat zum Teil Gültigkeit, aber es ist kein vollständiges Modell.

Üblicherweise wird Israel nicht ausserhalb seiner eigenen Grenzen gesandt, um Gottes Herrlichkeit zu bezeugen. „Es war nicht beauftragt, zu den Nationen zu gehen, und die offenbarte Wahrheit, die Gottes Volk anvertraut war, zu verkünden“ (Peters 1972:21). Als Gott Jona mit einer Botschaft der Busse an die nicht israelitischen Einwohner von Ninive senden möchte, ist Jona entsetzt. Ein solcher Ansatz ist einmalig (lesen Sie die Geschichte dieser Mission im Buch Jona. Sie bleibt auch für uns heute lehrreich).

Neutestamentliche Modelle

„Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“ – so etabliert Markus, der erste Verfasser des Evangeliums, den Kontext der neutestamentlichen Kirche (Markus 1,1). Es dreht sich alles um das Evangelium, der guten Nachricht, und Christen sollen „Gemeinschaft am Evangelium“ haben (Philipper 1,5), das bedeutet, sie leben und teilen die gute Nachricht des Heils in Christus. Der Begriff „Evangelium“ ist darin verwurzelt – die Idee der Verbreitung der guten Nachricht, die Verkündigung des Heils an die Ungläubigen.

Genauso wie einige gelegentlich von Israel auf Grund ihres kurzlebigen Ruhms ange-zogen wurden, so wurden im Gegensatz dazu viele auf Grund seines populären Ruhmes und seines Charismas zu Jesus Christus hingezogen. „Und die Kunde von ihm erscholl alsbald überall im ganzen galiläischen Land (Markus 1,28). Jesus sagte: „Kommt her zu mir“ (Matthäus 11,28), und „Folge mir!“ (Matthäus 9,9). Das Heilsmodell vom Kommen und Nachfolgen ist immer noch in Kraft. Es ist Jesus, der Worte des Lebens hat (Johannes 6,68).

Warum Mission?

Markus erklärt, dass Jesus „nach Galiläa kam und das Evangelium vom Reich Gottes predigte“ (Markus 1,14). Das Reich Gottes ist nicht exklusiv. Jesus sagte seinen Jüngern, dass „das Reich Gottes wie ein Senfkorn ist, das ein Mensch nahm und in seinen Garten säte; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen“ (Lukas 13,18-19). Die Idee ist, dass der Baum gross genug ist für alle Vögel, nicht bloss für eine bestimmte Art.

Die Kirche ist nicht exklusiv, wie es die Versammlung in Israel war. Sie ist inklusiv, und die Botschaft des Evangeliums ist nicht nur für uns. Wir sollen „bis an das Ende der Erde“ seine Zeugen sein“ (Apostelgeschichte 1,8). „Gott sandte seinen Sohn“ für uns, damit wir durch die Erlösung als seine Kinder adoptiert werden können (Galater 4,4). Die erlösende Barmherzigkeit Gottes durch Christus ist nicht nur für uns allein, „sondern für die ganze Welt“ (1. Johannes 2,2). Wir, die wir Gottes Kinder sind, werden als Zeugen seiner Gnade in die Welt gesandt. Mission bedeutet, dass Gott „Ja“ zur Menschheit sagt, „Ja, ich bin da und ja, ich will euch retten.“

Diese Aussendung in die Welt ist nicht bloss eine Aufgabe, die vollendet werden soll. Es ist eine Beziehung mit Jesus, der uns sendet, um mit anderen „die Güte Gottes, die zur Busse leitet“ zu teilen (Römer 2,4). Es ist Christi mitfühlende Agape-Liebe in uns, die uns motiviert, das Evangelium der Liebe an andere weiterzugeben. „Die Liebe Christi drängt uns“ (2. Korinther 5,14). Mission beginnt zu Hause. Alles, was wir tun, ist mit der Tat Gottes verbunden, der „den Geist in unsere Herzen gesandt hat“ (Galater 4,6). Wir sind von Gott zu unseren Ehepartnern, unseren Famlien, unseren Eltern, Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen und denen, die wir auf der Strasse treffen, zu allen überall, gesandt.

Die Frühkirche sah ihren Zweck in Teilnahme am Grossen Auftrag. Paulus betrachtete jene, die ohne „das Wort vom Kreuz sind“ als Menschen, die verloren werden, wenn ihnen nicht das Evangelium gepredigt wird (1. Korinther 1,18). Ohne Rücksicht darauf, ob Menschen auf das Evangelium reagieren oder nicht, sollen Gläubige der „Wohlgeruch Christi“ sein, wo immer sie hingehen (2. Korinther 2,15). Paulus ist so besorgt darum, dass Menschen das Evangelium hören, dass er dessen Verbreitung als eine Verantwortung betrachtet. Er sagt: „Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predige!“ (1. Korinther 9,16). Er deutet an, dass er „Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nicht-weisen ist….das Evangelium zu predigen“ (Römer 1,14-15).

Paulus hat das das Verlangen, das Werk Christi aus der Haltung einer von Hoffnung erfüllten Dankbarkeit heraus zu tun, „weil die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Römer 5,5). Für ihn ist es ein Privileg der Gnade, ein Apostel zu sein, d.h. jemand, der „ausgesandt“ ist, wie wir es alle sind, um das Werk Christi zu tun. „Das Christentum ist von seiner Natur her missionarisch oder es verneint seinen raison d’etre“, d.h. seinen ganzen Daseinszweck (Bosch 1991, 2000:9).

Gelegenheiten

Wie viele heutige Gesellschaften war die Welt zur Zeit der Apostelgeschichte dem Evangelium feindlich gegenübergestellt. „Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit“ (1. Korinther 1,23).

Die christliche Botschaft war nicht willkommen. Die Treuen, wie Paulus, waren „von allen Seiten hart bedrängt, aber ohne Angst…ihnen war bange, aber sie verzagten nicht… sie wurden verfolgt, aber nicht verlassen“ (2. Korinther 4,8-9). Manchmal haben ganze Gruppen von Gläubigen dem Evangelium den Rücken gekehrt (2. Timotheus 1,15).

Es war nicht einfach, in die Welt gesandt zu werden. Gewöhnlich existierten Christen und Kirchen irgendwo „zwischen Gefahr und Gelegenheit“ (Bosch 1991, 2000:1).
Durch das Erkennen und Ergreifen von Gelegenheiten begann die Kirche zahlenmässig und an geistlicher Reife zu wachsen. Sie hatte keine Angst, provokativ zu sein.

Der Heilige Geist führte Gläubige in Gelegenheiten für das Evangelium. Angefangen mit der Predigt des Petrus in Apostelgeschichte 2 ergriff der Geist Gelegenheiten für Christus. Diese werden mit Türen für den Glauben verglichen (Apostelgeschichte 14,27; 1. Korinther 16,9; Kolosser 4,3).

Männer und Frauen begannen, das Evangelium mit Kühnheit zu verbreiten. Menschen wie Philippus in Apostelgeschichte 8 und Paulus, Silas, Timotheus, Aquila und Priszilla in Apostelgeschichte 18, als sie die Gemeinde in Korinth gründeten. Was immer die Gläubigen taten, sie taten es als „Mitarbeiter am Evangelium“ (Philipper 4,3).

Genauso wie Jesus gesandt wurde, um einer von uns zu werden, damit Menschen gerettet werden konnten, so wurden Gläubige um des Evangeliums willen gesandt, um „allen alles zu werden“, um die gute Nachricht mit der ganzen Welt zu teilen (1. Korinther 9,22).

Die Apostelgeschichte endet damit, wie Paulus den grossen Missionsbefehl von Matthäus 28 erfüllt: „Er predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert“ (Apostelgeschichte 28,31). Es stellt ein Beispiel für die Kirche der Zukunft dar – eine Kirche auf Mission.

Schluss

Beim grossen Missionsbefehl geht es um die Fortführung der Verkündigung des Evangeliums Christi. Wir alle sind von ihm in die Welt gesandt, genauso wie Christus vom Vater gesandt wurde. Das deutet auf eine Kirche hin, die voll ist von aktiven Gläubigen, die das Geschäft des Vaters ausführen.

von James Henderson