Es kostet mich manchmal viel Mühe, mich aufzuraffen, um zu beten, besonders jetzt, da wir uns im Lockdown während der Corona-Pandemie befinden und längere Zeit nicht mehr unserer Alltagsroutine nachgehen können. Da fällt es mir sogar schwer, mich zu erinnern, welcher Wochentag denn gerade ist. Was also kann man tun, wenn die Beziehung mit Gott und besonders das Gebetsleben an Trägheit oder – ich gebe es zu – an Lustlosigkeit leidet?
Ich bin kein Experte für Gebete und tatsächlich ist es so, dass es mir oft schwerfällt zu beten. Damit ich überhaupt einen Anfang finde, bete ich oft die ersten Verse wie von diesem Psalm: «Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen» (Psalm 103,1-3).
Das hilft mir. Gleich zu Anfang des Psalms stellte sich mir allerdings die Frage: Zu wem spricht David hier eigentlich? Bei einigen Psalmen wendet sich David direkt an Gott, in anderen Fällen wendet er sich an das Volk und gibt Anweisungen, wie es sich gegenüber Gott verhalten soll. Doch hier sagt David: Lobe den Herrn, meine Seele! David führt also ein Selbstgespräch und ermahnt sich selbst, Gott zu loben und zu preisen. Wieso muss er seiner Seele sagen, was zu tun ist? Liegt es daran, dass es ihm an Antriebskraft fehlt? Die meisten Leute glauben, dass Selbstgespräche ein erstes Zeichen für geistige Erkrankungen seien. Nach diesem Psalm betrifft es jedoch eher die geistliche Gesundheit. Manchmal müssen wir uns selbst gut zureden, um uns zum Weitermachen zu motivieren.
Um dies zu erreichen, führt David sich vor Augen, wie wunderbar Gott ihn gesegnet hat. Es hilft uns, wenn wir Gottes grossherzige Güte erkennen, die uns durch Jesus zuteilwurde und die vielen Segnungen, die wir erhalten haben. Dies erfüllt uns mit dem Wunsch, ihn anzubeten und aus ganzer Seele zu preisen.
Wer ist derjenige, der alle unsere Sünden vergibt und uns von allen Krankheiten heilt? Nur Gott kann das sein. Diese Segnungen sind von ihm. In seiner gnädigen und barmherzigen Liebe vergibt er unsere Missetaten, was wahrlich ein Grund ist, ihn zu preisen. Er heilt uns, weil er mitfühlend sich grossherzig um uns kümmert. Das heisst nicht, dass jeder und in allen Fällen geheilt wird, doch wenn wir genesen, so ist er uns gnädig und es erfüllt uns mit grosser Dankbarkeit.
Wegen der Pandemie ist mir deutlich bewusst geworden, wie sehr die Gesundheit von uns allen gefährdet ist. Das hat Auswirkung auf mein Gebetsleben: Ich danke Gott für meine und unsere Gesundheit, für die Genesung der Kranken, und selbst wenn von uns geliebte Angehörige oder Freude gestorben sind, so preise ich Gott für deren Leben im Wissen, dass ihre Sünden durch Jesus vergeben sind. Angesichts dieser Dinge verspüre ich eine starke Motivation zum Gebet, wo ich zuvor doch so lustlos war. Ich hoffe, auch Sie sind dadurch angeregt zu beten.
von Barry Robinson