Das Geschenk der Mutterschaft
Mutterschaft ist eines der grossartigsten Werke in der Schöpfung Gottes. Das kam mir wieder in den Sinn, als ich kürzlich überlegte, was ich meiner Frau und meiner Schwiegermutter zum Muttertag schenken könnte. Ich erinnere mich gern an die Worte meiner Mutter, die meinen Schwestern und mir oft sagte, wie glücklich sie sei, unsere Mutter zu sein. Uns geboren zu haben, hätte sie die Liebe und Grösse Gottes ganz neu begreifen lassen. Das konnte ich erst annähernd verstehen, als unsere eigenen Kinder geboren wurden. Ich weiss noch, wie es mich erstaunte, als bei meiner Frau Tammy die Schmerzen der Geburt in eine ehrfürchtige Freude umschlugen, als sie unseren Sohn und unsere Tochter in den Armen halten konnte. In den letzten Jahren erfüllt es mich mit Ehrfurcht, wenn ich an die Liebe der Mütter denke. Natürlich ist da ein Unterschied zu meiner Art der Liebe und auch die Liebe unseres Vaters haben wir Kinder auf andere Weise erfahren.
Angesichts der Innigkeit und Stärke der Mutterliebe wundert mich gar nicht, dass Paulus die Mutterschaft in wichtige Aussagen zum Bund Gottes mit den Menschen einbindet, als er in Galater 4,22-26 (Luther 84) Folgendes schreibt:
„Denn es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, den einen von der Magd, den andern von der Freien. Aber der von der Magd ist nach dem Fleisch gezeugt worden, der von der Freien aber kraft der Verheissung. Diese Worte haben tiefere Bedeutung. Denn die beiden Frauen bedeuten zwei Bundesschlüsse: einen vom Berg Sinai, der zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar; denn Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis für das jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in der Knechtschaft lebt. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsere Mutter.“
Wie gerade gelesen hatte Abraham zwei Söhne: das waren Isaak von seiner Frau Sara und Ismael von seiner Magd Hagar. Ismael wurde auf natürliche Weise geboren. Bei Isaak jedoch bedurfte es eines Wunders aufgrund einer Verheissung, da seine Mutter Sara längst nicht mehr im gebärfähigen Alter war. Es war also Gottes Eingreifen zu verdanken, dass Isaak geboren wurde. Dem Isaak wurde Jakob (sein Name wurde später in Israel geändert) geboren und so wurden Abraham, Isaak und Jakob die Stammväter des Volkes Israel. An dieser Stelle ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass alle Frauen der Stammväter nur durch das übernatürliche Eingreifen Gottes Kinder bekommen konnten. Über viele Generationen führt die Abstammungskette zu Jesus, Gottes Sohn, der als Mensch geboren wurde. Lesen Sie bitte, was T. F. Torrance dazu schrieb:
Das auserwählte Werkzeug Gottes in der Hand Gottes zu Errettung der Welt ist der aus dem Schoss Israels stammende Jesus von Nazareth – jedoch war er nicht nur ein Werkzeug, sondern Gott selbst. Er kam in menschlicher Gestalt als ein Diener, um unsere innere Wesensart mit seinen Begrenzungen und seiner Aufsässigkeit zu heilen und um durch die Versöhnung Gottes mit der Menschheit die lebendige Gemeinschaft mit Gott in triumphaler Weise wieder herzustellen.
Wir erkennen Jesus in der Geschichte Isaaks. Isaak kam durch übernatürliches Eingreifen zur Welt, wogegen Jesu Geburt auf übernatürliche Zeugung zurückgeht. Isaak war als potentielles Opfer bestimmt worden, jedoch war Jesus tatsächlich und freiwillig das Sühneopfer, das die Menschheit mit Gott versöhnte. Es gibt auch eine Parallele zwischen Isaak und uns. Dem übernatürlichen Eingreifen bei Isaaks Geburt entspricht bei uns die (übernatürliche) Neugeburt durch den Heiligen Geist. Damit werden wir zu Mitbrüdern Jesu (Johannes 3,3;5). Wir sind nicht länger Kinder der Knechtschaft unter Gesetzeszwang, sondern adoptierte Kinder, aufgenommen in Gottes Familie und Reich und haben dort ein ewiges Erbe. Diese Hoffnung ist gewiss.
In Galater 4 vergleicht Paulus den alten und den neuen Bund. Wie wir gelesen haben, verbindet er Hagar mit dem Volk Israel unter dem alten Bund am Sinai und mit dem mosaischen Gesetz, dem keine Familienzugehörigkeit und kein Erbe in Gottes Reich versprochen wurde. Mit dem neuen Bund verweist Paulus zurück auf die ursprünglichen Verheissungen (mit Abraham), wonach Gott der Gott Israels und Israel sein Volk werden sollte und durch sie sollten alle Familien auf Erden gesegnet werden. Diese Verheissungen erfüllen sich in Gottes Bund der Gnade. Sara wurde ein Sohn geschenkt, eingeboren als direktes Familienmitglied. Gnade bewirkt dasselbe. Durch Jesu Gnadentat werden Menschen zu adoptierten Kindern, zu Kindern Gottes mit einem ewigen Erbe.
Paulus unterscheidet in Galater 4 zwischen Hagar und Sara. Hagar verbindet Paulus mit dem damaligen Jerusalem, eine Stadt unter der Herrschaft der Römer und dem Gesetz. Sara dagegen steht für das „Jerusalem, das droben ist“, die Mutter aller Kinder der Gnade Gottes mit einem Erbe. Das Erbe umfasst weit mehr als irgendeine Stadt. Es ist die „himmlische Stadt (Offenbarung 21,2) des lebendigen Gottes“ (Hebräer 12,22), die eines Tages zur Erde herab kommen wird. Das himmlische Jerusalem ist unsere Heimatstadt, wo unser wahres Bürgerrecht besteht. Paulus nennt Jerusalem, das droben ist, die Freie; sie ist unsere Mutter (Galater 4,26). Durch den Heiligen Geist mit Christus verbunden sind wir freie Bürger und vom Vater als seine Kinder angenommen.
Ich danke Gott für Sara, Rebekka und Lea, die drei Stammmütter am Anfang der Ahnenreihe Jesu Christi. Gott wählte diese Mütter, so unvollkommen sie waren, und auch Maria, die Mutter Jesu, aus, um seinen Sohn als Mensch auf die Erde zu senden und der uns den Heiligen Geist sandte, um uns zu Kindern seines Vaters zu machen. Der Muttertag ist eine besondere Gelegenheit, um unseren Gott des Gnadenbundes zu danken für das Geschenk der Mutterschaft. Danken wir ihm für unsere eigene Mutter, unsere Schwiegermutter und Ehefrau – für alle Mütter. Mutterschaft ist wahrhaftig ein Ausdruck der auf wunderbare Weise Leben schenkenden Güte Gottes.
Voller Dankbarkeit für das Geschenk der Mutterschaft,
Joseph Tkach
Präsident
GRACE COMMUNION INTERNATIONAL