Wer ist Barabbas?
In allen vier Evangelien werden Einzelpersonen erwähnt, deren Leben durch eine kurze Begegnung mit Jesus in gewisser Weise verändert wurde. Diese Begegnungen werden nur in wenigen Versen festgehalten, veranschaulichen jedoch einen Aspekt der Gnade. "Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren" (Römer 5,8). Barabbas ist eine solche Person, welche ganz speziell diese Gnade erleben durfte.
Es war die Zeit des jüdischen Passahfestes. Barabbas war bereits in Untersuchungshaft und wartete auf seine Hinrichtung. Jesus war verhaftet worden und stand vor Pontius Pilatus vor Gericht. Pilatus wusste, dass Jesus von den gegen ihn erhobenen Anklagen unschuldig war, und versuchte ihn mit einem Trick, freizubekommen. „Zum Fest aber hatte der Statthalter die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten. Sie hatten aber zu der Zeit einen berüchtigten Gefangenen, der hiess Jesus Barabbas. Und als sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?" (Matthäus 27,15-17).
Also entschied sich Pilatus, ihre Forderung zu gewähren. Er entliess den Mann, der wegen Aufstand und Mord ins Gefängnis geworfen worden war, und übergab Jesus dem Willen des Volkes. So wurde Barabbas vor dem Tod gerettet und Jesus wurde an seiner Stelle zwischen zwei Dieben gekreuzigt. Wer ist dieser Jesus Barabbas als Mensch? Der Name "Bar abba[s]" bedeutet „Sohn des Vaters“. Johannes spricht schlicht von Barabbas als „Räuber“ zwar nicht einem, der wie ein Dieb in ein Haus einbricht, sondern einer von der Sorte, wie es Banditen, Freibeuter, Plünderer sind, solchen die verheeren, zerstören, die Not anderer ausnützen. Barabbas war also eine niederträchtige Gestalt.
Diese kurze Begegnung endet mit der Veröffentlichung von Barabbas, hinterlässt jedoch einige interessante, unbeantwortete Fragen. Wie lebte er nach der ereignisreichen Nacht den Rest seines Lebens? Hat er jemals über die Ereignisse dieser Passahzeit nachgedacht? Hat es ihn veranlasst, seinen Lebensstil zu ändern? Die Antwort auf diese Fragen bleibt ein Rätsel.
Paulus erlebte die Kreuzigung und Auferstehung Jesu selber nicht. Er schreibt: "Als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift" (1. Korinther 15,3-4). Über diese zentralen Ereignisse des christlichen Glaubens denken wir ganz besonders in der Osterzeit nach. Wer aber ist dieser freigelassener Häftling?
Dieser freigelassene zum Tode verurteilte Gefangene sind Sie. Derselbe Keim der Bosheit, derselbe Keim des Hasses und derselbe Keim der Auflehnung, der im Leben des Jesus Barabbas aufgegangen war, der schlummert auch irgendwo in Ihrem Herzen. Er bringt zwar nicht so offensichtlich böse Früchte in Ihrem Leben, aber Gott sieht ihn doch sehr deutlich: "Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“ (Römer 6,23).
Wie sollen Sie im Lichte der in diesen Ereignissen offenbarten Gnade den Rest Ihres Lebens leben? Im Gegensatz zu Barabbas ist die Antwort auf diese Frage kein Rätsel. Viele Verse im Neuen Testament geben praktische Grundsätze für das christliche Leben, aber die Antwort wird wahrscheinlich am besten von Paulus in seinem Brief an Titus zusammengefasst: "Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, dass wir absagen dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des grossen Gottes und unseres Heilands, Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken" (Titus 2,11-14).
von Eddie Marsh