Das Millennium ist die im Buch der Offenbarung beschriebene Zeitspanne, in der christliche Märtyrer mit Jesus Christus regieren werden. Nach dem Millennium, wenn Christus alle Feinde niedergeworfen und sich alle Dinge untertan gemacht hat, wird er das Reich an Gott, den Vater, übergeben, und Himmel und Erde werden neu gemacht werden. Manche christliche Traditionen deuten das Millennium wörtlich als tausend Jahre, die dem Kommen Christi vorangehen oder folgen; andere sehen im Zusammenhang der Schrift eher eine bildliche Auslegung angezeigt: eine unbestimmte Zeitspanne, die mit Jesu Auferstehung beginnt und mit seiner Wiederkunft endet. (Offenbarung 20,1-15; 21,1.5; Apostelgeschichte 3,19-21; Offenbarung 11,15; 1. Korinther 15,24-25)
Für viele Christen ist das Millennium eine sehr wichtige Doktrin, eine wunderbar gute Nachricht. Aber wir betonen das Millennium nicht. Warum? Weil wir unsere Lehren auf die Bibel gründen, und die Bibel macht zu diesem Themen keine so klaren Aussagen wie einige meinen. Zum Beispiel, wie lange wird das Millennium dauern? Einige sagen, es wird exakt 1000 Jahre dauern. Offenbarung 20 sagt tausend Jahre. Das Wort „Millennium“ bedeutet eintausend Jahre. Warum würde dies jemand bezweifeln?
Einmal weil das Buch der Offenbarung voller Symbole ist: Tiere, Hörner, Farben, Zahlen die symbolisch, nicht buchstäblich zu verstehen sind. In der Heiligen Schrift wird die Zahl 1000 oft als runde Zahl, nicht als genaue Zählung verwendet. Gott gehören die Tiere auf den Bergen zu Tausenden, heisst es, ohne dass damit eine exakte Zahl gemeint ist. Er hält seinen Bund für tausend Geschlechter, ohne damit exakt 40.000 Jahre zu meinen. In solchen Schriftstellen bedeutet tausend eine unbegrenzte Zahl.
Ist daher „tausend Jahre“ in Offenbarung 20 buchstäblich oder ist es symbolisch zu verstehen? Ist die Zahl tausend in diesem Buch der Symbole, die oft nicht wörtlich gemeint sind, exakt zu verstehen? Aus der Heiligen Schrift können wir nicht beweisen, dass die tausend Jahre exakt zu verstehen sind. Daher können wir nicht sagen, dass das Millennium exakt tausend Jahre dauert. Wir können jedoch sagen, dass „das Millennium die in der Offenbarung beschriebene Zeitspanne ist….“
Wir können auch sagen, dass das Millennium „die Zeitspanne ist, während der christliche Märtyrer mit Jesus Christus regieren“. Die Offenbarung sagt uns, dass diejenigen, die für Christus enthauptet werden, mit ihm regieren werden, und sie sagt uns, dass wir mit Christus tausend Jahre regieren werden.
Aber wann fangen diese Heiligen an zu regieren? Mit dieser Frage geraten wir in einige sehr heiss diskutierte Fragen über das Millennium. Es gibt zwei, drei oder vier Sichtweisen über das Millennium.
Einige dieser Ansichten halten sich von ihrem Ansatz her wörtlicher an die Heilige Schrift und einige mehr in übertragenem Sinne. Aber keine lehnt die Aussagen der Schrift ab – sie legen sie nur unterschiedlich aus. Alle von ihnen behaupten, dass sie ihre Ansichten auf die Heilige Schrift gründen. Es ist grösstenteils eine Frage der Interpretation.
Hier beschreiben wir die beiden häufigsten Ansichten über das Millennium mit ihren Stärken und Schwächen, und wir werden dann zu dem zurückkehren, was wir mit grösster Zuversicht sagen können.
Dies mag absurd scheinen, wenn man glaubt, dass die millenniale Herrschaft eine Zeit des Friedens ist, die erst nach Christi Widerkehr möglich ist. Es mag den Anschein haben, dass „diese Leute der Bibel nicht glauben“ – aber sie behaupten, der Bibel zu glauben. Im Interesse der christlichen Liebe sollten wir zu verstehen versuchen, warum sie glauben, dass die Bibel dies sagt.
Fangen wir mit der Darlegung der prämillennialen Position an.
Altes Testament: Erstens sagen viele Prophezeiungen im Alten Testament ein goldenes Zeitalter voraus, in dem Menschen in einer rechten Beziehung mit Gott sind. „Der Löwe und das Lamm werden beieinander liegen, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.“
Manchmal hat es den Anschein, als ob sich diese Zukunft drastisch von der gegenwärtigen Welt unterscheiden wird; manchmal scheint sie ähnlich zu sein. Manchmal scheint sie perfekt zu sein, und manchmal ist sie mit Sünde vermischt. In einem Abschnitt wie beispielsweise Jesaja 2 werden viele Menschen sagen: „Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem“ (Jesaja 2,3).
Trotzdem wird es Völker geben, die zurechtgewiesen werden müssen. Menschen werden Pflüge benötigen, weil sie essen müssen, weil sie sterblich sind. Es gibt ideale Elemente und es gibt normale Elemente. Es wird kleine Kinder geben, es wird die Ehe geben, und es wird den Tod geben.
Daniel sagt uns, dass der Messias ein Reich errichten wird, das die ganze Erde ausfüllen und alle früheren Reiche ersetzen wird. Es gibt Dutzende von diesen Prophezeiungen im Alten Testament, aber sie sind für unsere spezifische Frage nicht entscheidend.
Die Juden verstanden diese Prophezeiungen als Hinweis auf ein zukünftiges Zeitalter auf Erden. Sie erwarteten, dass der Messias kommt und regiert und diese Segnungen bringt. Die jüdische Literatur vor und nach Jesus erwartet ein Reich Gottes auf Erden. Jesu eigene Jünger scheinen dasselbe erwartet zu haben. Als Jesus also das Evangelium vom Reich Gottes predigte, können wir nicht vorgeben, dass die Prophezeiungen des Alten Testaments nicht existierten. Er predigte zu einem Volk, das ein goldenes Zeitalter, regiert vom Messias, erwartete. Wenn er vom „Reich Gottes“ sprach, war das in ihrem Sinn.
Die Jünger: Jesus kündigte an, dass das Königreich nahe war. Dann verliess er sie und sagte, dass er zurückkehren würde. Es wäre für diese Nachfolger nicht schwer gewesen zu folgern, dass Jesus das goldene Zeitalter bringen würde, wenn er zurückkehrt. Die Jünger fragten Jesus, wann er das Königreich für Israel wiederherstellen würde (Apostelgeschichte 1,6). Sie verwendeten ein ähnliches griechisches Wort, um über die Zeit der Wiederherstellung aller Dinge zu sprechen, wenn Christus zurückkehrt Apostelgeschichte 3,21: „Ihn muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.“
Die Jünger erwarteten, dass alttestamentliche Prophezeiungen in einem zukünftigen Zeitalter nach der Rückkehr Christi erfüllt würden. Die Jünger haben nicht viel über dieses goldene Zeitalter gepredigt, weil ihre jüdischen Zuhörer mit diesem Konzept bereits vertraut waren. Sie mussten wissen, wer der Messias ist, daher war dies der Fokus der apostolischen Predigt.
Nach Auffassung der Prämillennialisten konzentrierte sich die apostolische Predigt auf das Neue, das Gott durch den Messias getan hatte. Da sie sich darauf konzentrierte, wie das Heil durch den Messias möglich ist, musste sie nicht viel über das künftige Reich Gottes sagen, und es ist für uns heute schwierig, genau zu wissen, was sie darüber glaubten und wie viel sie darüber wussten. Wir sehen jedoch einen flüchtigen Blick im ersten Brief des Paulus an die Korinther.
Paulus: In 1. Korinther 15, stellt Paulus seinen Glauben an die Auferstehung detailliert dar, und in diesem Kontext sagt er etwas über das Reich Gottes, das nach Meinung einiger auf ein millenniales Reich nach der Rückkehr Christi hinweist.
„Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören“ (1. Korinther 15,22-23). Paulus erklärt, das die Auferstehung in einer Abfolge kommt: Zuerst Christus, dann später die Gläubigen. Paulus benutzt das Wort „danach“ in Vers 23 als Hinweis auf eine zeitliche Verzögerung von ca. 2000 Jahren. Er verwendet das Wort „danach“ in Vers 24 um auf einen weiteren Schritt in der Abfolge hinzuweisen:
„Danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füsse legt. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod“ (V. 24-26).
So muss Christus regieren, bis er alle Feinde unter seine Füsse gelegt hat. Dies ist kein einmaliges Ereignis – es ist eine Zeitspanne. Christus regiert eine zeitliche Periode, in der er alle Feinde zerstört, sogar den Feind des Todes. Und nach all dem kommt das Ende.
Wenngleich Paulus diese Schritte nicht in einer bestimmten Chronologie aufzeichnet, zeigt sein Gebrauch seines Wortes „danach“ verschiedene Schritte in dem Plan. Zuerst die Auferstehung Christi. Der zweite Schritt ist die Auferstehung der Gläubigen und dann wird Christus regieren. Nach dieser Auffassung wird der dritte Schritt darin bestehen, alles Gott dem Vater zu übergeben.
Offenbarung 20: Das Alte Testament sagt ein goldenes Zeitalter des Friedens und des Wohlstandes unter Gottes Herrschaft voraus und Paulus sagt uns, dass Gottes Plan schrittweise voranschreitet. Aber das wirkliche Fundament der prämillennialen Sicht ist das Buch der Offenbarung. Dies ist das Buch, von dem viele glauben, dass es offenbart, wie dies alles zusammenkommt. Wir müssen etwas Zeit in Kapitel 20 verbringen, um festzustellen, was es besagt.
Wir beginnen mit der Beobachtung, dass Christi Rückkehr in Offenbarung 19 beschrieben wird. Es beschreibt das Hochzeitsmahl des Lammes. Es gab ein weisses Pferd, und der Reiter ist das Wort Gottes, der König der Könige und der Herr der Herren. Er führt die Armeen vom Himmel an und er
regiert die Nationen. Er überwindet das Tier, den falschen Propheten und seine Armeen. Dieses Kapitel beschreibt die Rückkehr Christi.
Dann kommen wir zu Offenbarung 20,1: „Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren…“ Im literarischen Fluss des Buches der Offenbarung ist dies ein Ereignis, das nach der Rückkehr Christi stattfindet. Was tat dieser Engel? „…der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine grosse Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre.“ Die Kette ist nicht buchstäblich – sie repräsentiert etwas, was ein Geistwesen in Schranken halten kann. Aber der Teufel ist gebändigt.
Würden die ursprünglichen Leser der Offenbarung, die von den Juden und den Römern verfolgt wurden, meinen, dass Satan bereits gebunden worden war? Wir erfahren in Kapitel 12, dass der Teufel die ganze Welt verführt und gegen die Kirche Krieg führt. Dies sieht nicht so aus, als ob der Teufel zurückgehalten würde. Er wird nicht zurückgehalten, bis das Tier und der falsche Prophet besiegt werden. Vers 3: „…und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit.“ Johannes sieht den Teufel für eine Zeit gebändigt. In Kapitel 12 lesen wir, dass der Teufel die ganze Welt verführt. Hier nun wird er daran gehindert, die Welt eintausend Jahre zu verführen. Er ist nicht nur gefesselt – er ist verschlossen und versiegelt. Das Bild, das uns gegeben wird, zeigt vollständige Einschränkung, totale Unfähigkeit [zu verführen], keinerlei Einfluss mehr.
Auferstehung und Herrschaft: Was passiert während dieser tausend Jahre? Johannes erklärt dies in Vers 4: „Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht übergeben.“ Dies ist ein Gericht, das nach der Rückkehr Christi stattfindet. In Vers 4 heisst es dann weiter:
„Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre.“
Hier sieht Johannes Märtyrer, die mit Christus regieren. Der Vers sagt, dass es diejenigen sind, die enthauptet worden waren, aber es ist wahrscheinlich nicht beabsichtigt, diese spezifische Form des Märtyrertums herauszugreifen, als ob Christen, die von Löwen getötet wurden, nicht dieselbe Belohnung erhalten würden. Vielmehr scheint der Ausdruck „die enthauptet waren“ eine Redewendung zu sein, die für alle steht, die ihr Leben für Christus hingaben. Das könnte alle Christen meinen. Anderswo in der Offenbarung lesen wir, dass alle Gläubigen in Christus mit ihm regieren werden. So regieren einige eintausend Jahre lang mit Christus, während Satan gebunden ist und die Völker nicht mehr verführen kann.
Vers 5 schiebt dann einen beiläufigen Gedanken ein: „(Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden)“. So wird es am Ende der tausend Jahre eine Auferstehung geben. Die Juden vor der Zeit Christi glaubten nur an eine Auferstehung. Sie glaubten nur an ein Erscheinen des Messias. Das Neue Testament sagt uns, dass die Dinge komplexer sind. Der Messias kommt zu verschiedenen Zeiten zu unterschiedlichen Zwecken. Der Plan geht schrittweise voran.
Der Grossteil des Neuen Testaments beschreibt nur eine Auferstehung am Ende des Zeitalters. Aber auch das Buch der Offenbarung offenbart, dass diese schrittweise erfolgt. So wie es mehr als einen „Tag des Herrn“ gibt, so gibt es auch mehr als eine Auferstehung. Die Schriftrolle wird geöffnet, um weitere Details zu offenbaren, wie Gottes Plan zu seiner Vollendung kommt.
Am Ende des eingeschobenen Kommentars über die anderen Toten, kommen die Verse 5-6 wieder auf die Zeitspanne des Millenniums zurück: „Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.“
Die Vision weist darauf hin, dass es mehr als eine Auferstehung geben wird – eine am Beginn des Millenniums und eine andere an dessen Ende. Die Menschen werden Priester und Könige in Christi Reich sein, wenn die Völker nicht mehr länger von Satan verführt werden.
Die Verse 7-10 beschreiben etwas am Ende des Millenniums: Satan wird befreit werden, er wird die Völker erneut verführen, sie werden Gottes Volk angreifen und die Feinde werden erneut besiegt und in den feurigen Pfuhl geworfen werden.
Dies ist ein Abriss der prämillennialen Sicht. Satan verführt jetzt die Völker und verfolgt die Kirche. Aber die gute Nachricht ist, dass die Verfolger der Kirche besiegt werden, Satans Einfluss wird gestoppt, die Heiligen werden auferweckt werden und mit Christus tausend Jahre regieren. Danach
wird Satan für eine kurze Zeit losgelassen und dann in den feurigen Pfuhl geworfen werden. Dann wird es eine Auferstehung der Nicht-Christen geben.
Dies scheint die Auffassung zu sein, welche der Grossteil der Frühkirche glaubte, besonders in Kleinasien. Wenn das Buch der Offenbarung die Absicht hatte, irgendeine andere Sichtweise zu vermitteln, so hat sie es nicht geschafft, bei den ersten Lesern viel Eindruck zu machen. Sie glaubten anscheinend, dass nach seiner Rückkehr eine tausendjährige Herrschaft Christi folgen würde.
Wenn der Prämillennialismus so offensichtlich ist, warum glauben dann so viele bibelgläubige Christen an etwas anderes? Sie sehen sich in dieser Frage keiner Verfolgung oder keinem Spott gegenüber. Sie haben keinen offenkundigen Druck von aussen, an etwas anderes zu glauben, aber sie tun es trotzdem. Sie behaupten, der Bibel zu glauben, aber sie behaupten, dass das biblische Millennium bei Christi Rückkehr endet, statt zu beginnen. Wer zuerst spricht, scheint Recht zu haben, bis der zweite spricht (Sprüche 18,17). Wir können die Frage nicht beantworten, bevor wir beide Seiten gehört haben.
In Bezug auf die amillenniale Sichtweise möchten wir mit dieser Frage beginnen: Was ist, wenn Offenbarung 20 nicht chronologisch nach Kapitel 19 erfüllt wird? Johannes sah die Vision von Kapitel 20, nachdem er die Vision in Kapitel 19 gesehen hatte, aber was, wenn die Visionen nicht in der Reihenfolge kamen, in der sie tatsächlich erfüllt werden? Was, wenn Offenbarung 20 uns an einen anderen Zeitpunkt als am Ende von Kapitel 19 hinführt?
Hier ist ein Beispiel von dieser Freiheit, sich zeitlich vorwärts oder rückwärts zu bewegen: Kapitel 11 endet mit der siebenten Posaune. Kapitel 12 führt uns dann zurück zu einer Frau, die ein männliches Kind gebiert, und wo die Frau 1260 Tage lang beschützt wird. Dies wird gewöhnlich als Hinweis auf die Geburt Jesu Christi und die Verfolgung der Kirche verstanden. Doch folgt dies im literarischen Fluss nach der siebenten Posaune. Die Vision des Johannes hat ihn in der Zeit zurückversetzt, um einen anderen Aspekt der Geschichte zu skizzieren.
Daher lautet die Frage: Geschieht dies auch in Offenbarung 20? Versetzt es uns in der Zeit zurück? Und noch spezifischer, gibt es in der Bibel Beweise, dass dies eine bessere Auslegung dessen ist, was Gott offenbart?
Ja, sagt die amillenniale Auffassung. Es gibt in der Heiligen Schrift Beweise, dass das Reich Gottes begonnen hat, dass Satan gebunden wurde, dass es nur eine Auferstehung geben wird, dass Christi Wiederkunft einen neuen Himmel und eine neue Erde bringen wird, ohne irgendeine Phase dazwischen. Es ist ein hermeneutischer Fehler, das Buch der Offenbarung mit all seinen Symbolen und Schwierigkeiten bei der Auslegung in Widerspruch zum Rest der Heiligen Schrift zu setzen. Wir müssen klare Schriftstellen verwenden, um die Unklaren auszulegen, statt andersherum. In diesem Falle ist das Buch der Offenbarung das Unklare und das kontroverse Material, und die anderen neutestamentlichen Verse sind in dieser Angelegenheit klar.
Luks 3,3-6 zeigt uns beispielsweise, wie wir alttestamentliche Prophezeiungen verstehen sollen: „Und Johannes der Täufer kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Busse zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja: Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.“
Mit anderen Worten, als Jesaja über Berge, Strassen und Wüsten sprach, redete er in einer sehr bildhaften Weise. Alttestamentliche Prophezeiungen wurden in symbolischer Sprache gegeben, um die Ereignisse des Heils durch Christus darzustellen.
Wie Jesus auf dem Weg nach Emmaus sagte, verwiesen die Propheten des Alten Testaments auf ihn. Wenn wir ihre Hauptbetonung in einer zukünftigen Zeitspanne sehen, sehen wir diese Prophezeiungen nicht im Lichte Jesu Christi. Er ändert die Art und Weise, wie wir alle Prophezeiungen lesen. Er ist der Fokus. Er ist der wahre Tempel, er ist der wahre David, er ist das wahre Israel, sein Reich ist das wahre Reich.
Wir sehen dasselbe bei Petrus. Petrus sagte, dass eine Prophezeiung von Joel zu seiner eigenen Zeit erfüllt wurde. Beachten wir Apostelgeschichte 2,16-21: „Sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgiessen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgiessen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der grosse Tag der Offenbarung des Herrn kommt. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“
So handeln viele der alttestamentlichen Prophezeiungen tatsächlich vom Zeitalter der Kirche, dem Zeitalter, in dem wir uns jetzt befinden. Wenn es ein tausendjähriges Zeitalter gibt, das noch kommt, dann befinden wir uns jetzt nicht in den letzten Tagen. Es kann nicht zwei Sätze der letzten Tage geben. Als die Propheten von Wundern am Himmel und über seltsame Zeichen an Sonne und Mond sprachen, können solche Prophezeiungen auf sinnbildliche unerwartete Weise erfüllt werden – so unerwartet wie die Ausgiessung des Heiligen Geistes auf Gottes Volk und das Reden in Zungen.
Wir sollten die sinnbildliche Auslegung der alttestamentlichen Prophezeiungen nicht automatisch ablehnen, weil uns das Neue Testament zeigt, dass wir die alttestamenlichen Prophezeiungen symbolisch verstehen können. Alttestamentliche Prophezeiungen können entweder im Kirchenzeitalter durch symbolische Erfüllungen erfüllt werden, oder auf eine noch bessere Weise im neuen Himmel und in der neuen Erde nach Christi Rückkehr. Alles, was die Propheten verhiessen, haben wir besser in Jesus Christus, entweder jetzt oder im neuen Himmel und der neuen Erde. Die Propheten des Alten Testaments beschrieben ein Reich, das nie enden wird, ein ewiges Reich, ein ewiges Zeitalter. Sie sprachen nicht über ein begrenztes „goldenes Zeitalter“, nach dem die Erde zerstört und wiederaufgebaut wird.
Das Neue Testament erklärt nicht jede alttestamentliche Prophezeiung. Es gibt einfach ein Beispiel der Erfüllung, das zeigt, dass die ursprünglichen Schriften in symbolischer Sprache abgefasst wurden. Das beweist nicht die amillenniale Auffassung, aber es räumt ein Hindernis aus dem Wege. Im Neuen Testament finden wir mehr Beweise, die dazu führen, dass viele Christen an die amillenniale Auffassung glauben.
Als Erstes können wir uns kurz Daniel 2 anschauen. Es unterstützt nicht den Prämillenialismus, trotz der Annahmen, die einige hineinlesen. „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben“ (Daniel 2,44).
Daniel sagt, dass das Reich Gottes alle menschlichen Reiche beseitigen und ewig bleiben wird. Es gibt in diesem Vers keinen Hinweis darauf, dass Gottes Reich in Phasen eines Kirchenzeitalters, das beinahe von einer grossen Trübsal zerstört wird, und dann einem tausendjährigen Zeitalter, das beinahe durch die Freilassung Satans zerstört wird, und dem schliesslich ein neues Jerusalem folgt, kommen wird. Nein, dieser Vers sagt einfach, dass das Reich Gottes alle Feinde besiegen und ewig bleiben wird. Es gibt keine Notwendigkeit, alle Feinde zweimal zu besiegen oder das Reich dreimal zu errichten.
Die Ölbergprophezeiung ist die detaillierteste Prophezeiung, die Jesus gab. Wenn das Millennium für ihn wichtig ist, sollten wir dort einen Hinweis darauf finden. Aber dies ist nicht der Fall. Stattdessen sehen wir, wie Jesus seine Rückkehr beschreibt, gleich gefolgt von einem Gericht der Belohnung und der Bestrafung. Matthäus 25 beschreibt nicht bloss die Gerechten, die zum Gericht auferstehen – es zeigt auch wie die Gottlosen ihrem Richter gegenüberstehen und der Seelenqual und äusserster Finsternis übergeben werden. Es gibt hier keinen Beweis für ein Intervall von tausend Jahren zwischen den Schafen und den Böcken.
Jesus gab einen weiteren Hinweis auf sein Verständnis von Prophezeiung in Matthäus 19,28: „Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.“
Jesus spricht hier nicht über eine Spanne von tausend Jahren, in der die Sünde immer noch existiert, und in der Satan nur vorübergehend gebunden ist. Wenn er von der Wiederherstellung aller Dinge spricht, meint er die Erneuerung aller Dinge – den neuen Himmel und die neue Erde. Er sagt nichts
über eine tausendjährige Zeitspanne dazwischen. Diese Konzept war Jesus gelinde gesagt nicht
wichtig, denn hat darüber nichts gesagt.
Dasselbe geschah in der Frühkirche. In Apostelgeschichte 3,21 sagte Petrus, dass „Christus im Himmel bleiben muss, bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn an.“ Christus wird alles wiederherstellen, wenn er zurückkehrt, und Petrus sagt, dass dies die richtige Auslegung der alttestamentlichen Prophezeiungen ist. Christus lässt die Sünde nicht zurück, um tausend Jahre später eine gewaltige Krise zu verursachen. Er bringt alles auf einmal in Ordnung – einen erneuerten Himmel und eine erneuerte Erde, alles auf einmal, alles bei der Wiederkunft Christi.
Beachten Sie, was Petrus in 2. Petrus 3,10 schrieb: „Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit grossem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden.“ Der feurige Pfuhl reinigt die ganze Erde bei der Wiederkunft Christi. Es sagt nichts von einer tausendjährigen Zeitspanne. In den Versen 12-14 heisst es: „…an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheissung, in denen Gerechtigkeit wohnt. Darum, meine Lieben, während ihr darauf wartet, seid bemüht, dass ihr vor ihm unbefleckt und untadelig im Frieden befunden werdet.“
Wir freuen uns nicht auf ein Millennium, sondern auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wenn wir über die gute Nachricht der wunderbaren Welt von Morgen sprechen, dann ist es das, worauf wir uns konzentrieren sollten, nicht eine vorübergehende Zeitspanne, in der Sünde und Tod immer noch existieren. Wir haben bessere Nachrichten, auf die wir uns konzentrieren sollten: Wir sollten uns auf die Wiederherstellung aller Dinge im neuen Himmel und auf der neuen Erde freuen. All dies wird am Tag des Herrn geschehen, wenn Christus zurückkehrt.
Paulus präsentiert dieselbe Ansicht in 2. Thessalonicher 1,6-7: „Denn es ist gerecht bei Gott, mit Bedrängnis zu vergelten denen, die euch bedrängen, euch aber, die ihr Bedrängnis leidet, Ruhe zu geben mit uns, wenn der Herr Jesus sich offenbaren wird vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht.“ Gott wird die Verfolger des ersten Jahrhunderts strafen, wenn er zurückkehrt. Dies bedeutet eine Auferstehung der Ungläubigen, nicht bloss der Gläubigen, bei Christi Rückkehr. Das bedeutet eine Auferstehung, ohne eine Zeitspanne dazwischen. Er sagt es erneut in den Versen 8-10: „…in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. Die werden Strafe erleiden, das ewige Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht, wenn er kommen wird, dass er verherrlicht werde bei seinen Heiligen und wunderbar erscheine bei allen Gläubigen, an jenem Tage; denn was wir euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt.“
Dies beschreibt eine Auferstehung, aller zur selben Zeit, an dem Tag, wenn Christus zurückkehrt. Wenn das Buch der Offenbarung über zwei Auferstehungen spricht, dann widerspricht es dem, was Paulus schrieb. Paulus sagt, dass die Guten und die Bösen am gleichen Tag auferweckt werden.
Paulus wiederholt einfach das, was Jesus in Johannes 5,28-29 sagte: „Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Jesus spricht von der Auferstehung der Guten und der Bösen zur selben Zeit – und wenn jemand die Zukunft am besten beschreiben konnte, dann war es Jesus. Wenn wir das Buch der Offenbarung so lesen, dass es Jesu Worten widerspricht, dann missdeuten wir es.
Schauen wir uns den Römerbrief an, den längsten Abriss des Paulus zu doktrinären Fragen. Er beschreibt unsere künftige Herrlichkeit in Römer 8,18-23: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (V. 18-21).
Warum harrt die Schöpfung auf die Kinder Gottes, wenn sie ihre Herrlichkeit erhalten? Weil auch die Schöpfung von ihrer Knechtschaft befreit werden wird – vermutlich zur selben Zeit. Wenn die Kinder Gottes in Herrlichkeit offenbar werden, wird die Schöpfung nicht mehr länger harren. Die Schöpfung wird erneuert werden – es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben, wenn Christus zurückkehrt.
Paulus gibt uns dieselbe Sicht in 1. Korinther 15. Er sagt in Vers 23, dass diejenigen, die Christus angehören, auferweckt werden, wenn Christus zurückkehrt. Vers 24 sagt uns dann: „Danach das Ende…“, d.h. wenn das Ende kommen wird. Wenn Christus kommt, um sein Volk aufzuerwecken, wird er auch all seine Feinde vernichten, alles wiederherstellen und das Reich dem Vater übergeben.
Es gibt keine Notwendigkeit, zwischen Vers 23 und Vers 24 eine tausendjährige Zeitspanne zu fordern. Zumindest könnten wir sagen, dass, falls hier eine Zeitspanne involviert ist, dann war sie für Paulus nicht sehr wichtig. In der Tat, es scheint, dass eine solche Zeitspanne dem widersprechen würde, was er an anderer Stelle schrieb, und es würde dem widersprechen, was Jesus selber sagte.
Römer 11 sagt nichts aus über ein Reich nach Christi Rückkehr. Was es aussagt, könnte in eine solche Zeitspanne passen, aber es gibt in Römer 11 selber nichts, was uns veranlassen könnte, uns eine solche zeitliche Periode vorzustellen.
Nun müssen wir uns die seltsame und symbolträchtige Vision des Johannes anschauen, welche die ganze Kontroverse auslöst. Offenbart Johannes mit seinen manchmal bizarren Tieren und himmlischen Symbolen Dinge, die andere Apostel nicht offenbarten, oder stellt er erneut auf verschiedene Weise denselben prophetischen Rahmen vor?
Beginnen wir in Offenbarung 20,1. Ein Bote [Engel] kommt vom Himmel, um Satan zu binden. Jemand, der die Lehren Christi kannte, würde wahrscheinlich denken: Dies ist bereits geschehen. In Matthäus 12 wurde Jesus angeklagt, dass er böse Geister durch ihren Fürsten austrieb. Jesus erwiderte:
„Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen“ (V. 28). Wir sind überzeugt, dass Jesus Dämonen durch den Geist Gottes austrieb; somit sind wir auch überzeugt, dass das Reich Gottes bereits auf dieses Zeitalter kam.
Jesus fügt dann in Vers 29 hinzu: „Oder wie kann jemand in das Haus eines Starken eindringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken fesselt? Erst dann kann er sein Haus berauben.“ Jesus war in der Lage, die Dämonen herumzukommandieren, weil er bereits in die Welt Satans eingetreten ist und ihn gebunden hat. Es ist dasselbe Wort wie in Offenbarung 20. Satan wurde besiegt und gebunden. Hier sind weitere Beweise dafür:
Als letzte Stelle Judas 6: „Auch die Engel, die ihren himmlischen Rang nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verliessen, hat er für das Gericht des grossen Tages festgehalten mit ewigen Banden in der Finsternis.“
Satan wurde bereits gebunden. Seine Macht wurde bereits beschnitten. Wenn also Offenbarung 20 sagt, dass Johannes sah, wie der Satan gebunden wurde, können wir folgern, dass dies eine Vision aus der Vergangenheit ist, etwas, das bereits geschehen ist. Wir werden zeitlich zurückversetzt, um einen Teil des Bildes zu sehen, das andere Visionen uns nicht gezeigt haben. Wir sehen, dass Satan, trotz seines fortbestehenden Einflusses bereits ein besiegter Feind ist. Er kann die Völker nicht mehr länger in vollständiger Verführung halten. Die Decke wird weggenommen und Menschen aus allen Nationen hören bereits das Evangelium und kommen zu Christus.
Dann werden wir hinter die Kulissen geführt um zu sehen, dass die Märtyrer bereits mit [bei] Christus sind. Obwohl sie enthauptet oder auf andere Weise getötet wurden, kamen sie zum Leben und lebten mit Christus. Sie sind jetzt im Himmel, besagt die amillenniale Sicht, und dies ist die erste Auferstehung, wo sie das erste Mal wieder zum Leben gelangen. Die zweite Auferstehung wird eine Auferstehung des Leibes sein; die erste besteht einfach darin, dass wir in der Zwischenzeit dahin gelangen, mit Christus zu leben. Alle, die an dieser Auferstehung teilhaben, sind gesegnet und heilig.
Der erste Tod unterscheidet sich vom zweiten. Daher ist es unrealistisch anzunehmen, dass die erste Auferstehung wie die zweite sein wird. Sie unterscheiden sich im Wesen. Genauso wie die Feinde Gottes zweimal sterben, so werden auch die Erlösten zweimal leben. In dieser Vision sind die Märtyrer bereits bei Christus, sie regieren mit ihm, und dies dauert eine sehr lange Zeit, durch die Wendung „tausend Jahre“ ausgedrückt.
Wenn diese lange Zeit vorbei ist, wird Satan losgelassen werden, es wird eine grosse Trübsal geben, und Satan und seine Mächte werden für alle Zeit besiegt werden. Es wird ein Gericht geben, einen feurigen Pfuhl, und dann einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Einen interessanten Punkt dazu findet man im griechischen Urtext von Vers 8: Satan versammelt die Völker nicht bloss zum Kampf, sondern für den Kampf – in Offenbarung 16,14 und 19,19. Alle drei Verse beschreiben denselben grossen kulminierenden Kampf bei der Rückkehr Christi.
Wenn wir nichts anderes hätten als das Buch der Offenbarung, würden wir wahrscheinlich die buchstäbliche Auffassung akzeptieren – dass Satan eintausend Jahre gebunden wird, dass es mehr als eine Auferstehung gibt, dass es mindestens drei Phasen in Gottes Reich, dass es mindestens zwei kulminierende Schlachten und mehr als einen Satz von „letzten Tagen“ gibt.
Aber das Buch der Offenbarung ist nicht alles, was wir haben. Wir haben viele andere Schriftstellen,
die klar eine Auferstehung lehren und lehren, dass das Ende kommt, wenn Jesus zurückkehrt. Wenn wir daher in diesem apokalyptischen Buch auf etwas stossen, das dem Rest des Neuen Testaments zu widersprechen scheint, müssen wir nicht das Sonderbare annehmen, nur weil es als letztes [Buch der Bibel] kommt. Vielmehr betrachten wir seinen Kontext in einem Buch von Visionen und Symbolen und wir können sehen, wie seine Symbole auf eine Weise interpretiert werden können, dass sie nicht dem Rest der Bibel widersprechen.
Wir können ein kompliziertes Theologiesystem nicht auf das obskurste Buch der Bibel gründen. Das würde Probleme einladen und unsere Aufmerksamkeit von dem, was das Neue Testament wirklich ist, ablenken. Die biblische Botschaft konzentriert sich nicht auf ein vorübergehendes Reich nach Christi Rückkehr. Sie konzentriert sich auf das, was Christus tat, als er das erste Mal kam, was er gerade jetzt in der Kirche tut, und als grossen Höhepunkt, wie alles nach seiner Rückkehr in Ewigkeit endet.
Der amillennialen Auffassung fehlt es nicht an biblischer Unterstützung. Sie kann nicht einfach ohne Studium abgetan werden. Hier sind einige Bücher [auf Englisch], die beim Studium über das Millennium hilfreich sein können.
All diese Bücher versuchen die Stärken und Schwächen jedes Konzeptes über das Millennium zu skizzieren. In einigen kritisieren die Autoren die gegenseitigen Ansichten. Alle diese Bücher zeigen, dass die Fragen komplex sind, und dass die Analyse der spezifischen Verse ziemlich detailliert werden kann. Das ist ein Grund, warum die Debatte weitergeht.
Wie würde ein Anhänger des Prämillennialismus auf die amillenniale Sicht reagieren? Die Antwort könnte folgende vier Punkte beinhalten:
Kurzum, der Anhänger der amillennialen Sichtweise könnte antworten: Es ist richtig, wir können Gott erlauben, neue Dinge zu offenbaren, aber wir können nicht von Vornherein annehmen, dass jedes ungewöhnliche Ding im Buch der Offenbarung in der Tat ein neues Ding ist. Vielmehr mag es eine alte Idee in einem neuen Kleid sein. Die Vorstellung, dass eine Auferstehung durch eine zeitliche Lücke getrennt sein könnte, bedeutet nicht, dass sie es in der Tat ist. Und unsere Vorstellung über das, was die ursprünglichen Leser über Satan empfanden, sollte unsere Auslegung dessen, was die
apokalyptische Symbolik wirklich bedeutet, kontrollieren. Wir können aus einem subjektiven Eindruck
eines Buches, das in symbolischer Sprache geschrieben wurde, kein ausgeklügeltes Schema bauen.
Was sollen wir nun sagen, nachdem wir nun die beiden gängigsten Ansichten über das Millennium gesehen haben? Wir können mit Sicherheit sagen, dass „einige christliche Traditionen das Millennium als buchstäbliche 1000 Jahre auslegen, das der Wiederkunft Christi vorausgeht oder folgt, während andere glauben, dass die Beweise der Heiligen Schrift auf eine symbolische Auslegung hindeuten: Eine unbestimmte Zeitspanne, die mit der Auferstehung Christi beginnt und bei seiner Rückkehr endet.“
Das Millennium ist keine Doktrin, die definiert, wer ein wahrer Christ ist und wer nicht. Wir möchten Christen nicht auf Grund ihrer Wahl, wie sie dieses Thema auslegen, unterteilen. Wir erkennen an, dass gleichermassen aufrichtige, gleichermassen gebildete und gleichermassen treue Christen über diese Doktrin zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen können.
Einige Mitglieder unserer Kirche teilen die prämillenniale, einige die amillenniale oder andere Sichtweisen. Aber es gibt vieles, worin wir übereinstimmen können:
Wir haben viel, wo wir übereinstimmen können; wir brauchen uns nicht auf Grund von unterschiedlichen Auffassungen über die Reihenfolge, in der Gott seinen Willen tun wird, zu trennen.
Die Chronologie der letzten Tage ist nicht ein Teil des Verkündigungsauftrages der Kirche. Das Evangelium handelt darüber, wie wir in das Reich Gottes eingehen können, nicht über die Chronologie, wann Dinge geschehen. Jesus hat Chronologie nicht betont; er hat auch nicht ein Reich betont, das nur eine begrenzte Zeit dauern würde. Von den 260 Kapiteln im Neuen Testament handelt nur eines vom Millennium.
Wir machen die Auslegung von Offenbarung 20 nicht zu einem Glaubensartikel. Wir haben wichtigere Dinge zu predigen, und wir haben bessere Dinge zu predigen. Wir predigen, dass wir durch Jesus Christus nicht nur in diesem Zeitalter, nicht nur 1000 Jahre lang, sondern für immer in Freude, Frieden und Wohlstand, die nie enden, leben können.