Warum treffen wir uns jede Woche zum Gottesdienst und zur Belehrung? Könnten wir nicht mit viel weniger Aufwand zu Hause Andachten halten, die Bibel lesen und eine Predigt im Radio hören?
Im ersten Jahrhundert trafen sich die Menschen wöchentlich, um die Heilige Schrift zu hören – aber heute können wir unsere eigenen Exemplare der Bibel lesen. Also, warum nicht zu Hause bleiben und die Bibel alleine lesen? Es wäre sicherlich einfacher – und auch billiger. Durch die moderne Technologie könnte jeder auf der Welt jede Woche den besten Predigern der Welt zuhören! Oder wir könnten eine Auswahl der Möglichkeiten haben und nur den Predigten zuhören, die uns betreffen, oder mit Themen, die uns gefallen. Wäre das nicht wunderbar?
Na ja, eigentlich nicht. Ich glaube, dass Christen, die zu Hause bleiben, viele der wichtigen Aspekte der Kirche verpassen. Ich hoffe diese in diesem Artikel anzusprechen, sowohl um treue Besucher zu ermutigen, mehr aus unseren Versammlungen mitzunehmen, als auch die anderen zum Besuch der wöchentlichen Gottesdienste zu ermutigen. Um zu verstehen, warum wir uns jede Woche treffen, ist es hilfreich, uns zu fragen: „Warum hat Gott die Kirche geschaffen?“ Welchen Zweck hat sie? Indem wir die Funktionen der Kirche kennen lernen, können wir sehen, wie unsere wöchentlichen Versammlungen nach Gottes Wunsch für seine Kinder verschiedenen Zwecken dienen.
Sehen Sie, Gottes Gebote sind keine willkürlichen Anordnungen, nur um zu sehen, ob wir springen, wenn er sagt spring. Nein, seine Gebote dienen unserem Wohl. Natürlich verstehen wir vielleicht nicht, wenn wir junge Christen sind, warum er bestimmte Dinge befiehlt und wir müssen gehorchen, sogar bevor wir alle die Gründe verstehen. Wir vertrauen einfach auf Gott, dass er es am besten weiss und wir tun, was er sagt. Also könnte ein junger Christ nur zur Kirche gehen, weil es einfach von Christen erwartet wird. Ein junger Christ könnte den Gottesdienst besuchen, einfach weil in Hebräer 10,25 steht: „Lasst uns unsere Versammlungen nicht verlassen …“ So weit, so gut. Aber wenn wir im Glauben reifer werden, sollten wir zu einem tieferen Verständnis dessen kommen, warum Gott seinem Volk befiehlt, sich zu versammeln.
Bei der Untersuchung dieses Themas wollen wir mit der Anmerkung beginnen, dass der Hebräerbrief nicht das einzige Buch ist, das Christen befiehlt, sich zu versammeln. „Liebet einander“ sagt Jesus seinen Jüngern (Johannes 13,34). Wenn Jesus „einander“ sagt, bezieht er sich nicht auf unsere Pflicht, alle Menschen zu lieben. Er bezieht sich vielmehr auf die Notwendigkeit für die Jünger, andere Jünger zu lieben – es muss eine gegenseitige Liebe sein. Und diese Liebe ist ein identifizierendes Kennzeichen der Jünger Jesu (V. 35).
Gegenseitige Liebe drückt sich nicht in zufälligen Treffen beim Lebensmittelhändler und bei Sportveranstaltungen aus. Jesu Gebot setzt voraus, dass sich seine Jünger regelmässig treffen. Christen sollten regelmässig Gemeinschaft mit anderen Christen haben. „Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“ schreibt Paulus (Galater 6,10). Um dieses Gebot zu befolgen, ist es notwendig, dass wir wissen, wer die Glaubensgenossen sind. Wir müssen sie sehen und wir müssen ihre Nöte sehen.
„Diene einer dem anderen“, schrieb Paulus der Kirche in Galatien (Galater 5,13). Obwohl wir Ungläubigen auf gewisse Weise dienen sollen, benutzt Paulus diesen Vers nicht, um uns dies zu sagen. In diesem Vers befiehlt er uns nicht, der Welt zu dienen und er befiehlt der Welt nicht, uns zu dienen. Er befiehlt vielmehr gegenseitigen Dienst unter denen, die Christus nachfolgen. „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galater 6,2). Paulus spricht zu Menschen, die Jesus Christus gehorchen wollen, er erzählt ihnen von der Verantwortung, die sie gegenüber anderen Gläubigen haben. Aber wie können wir einander helfen, die Lasten zu tragen, wenn wir nicht wissen, was diese Lasten sind – und wie können wir diese kennen, es sei denn, wir treffen uns regelmässig.
„Wenn wir aber im Licht wandeln … so haben wir Gemeinschaft untereinander“, schrieb Johannes (1. Johannes 1,7). Johannes redet über Menschen, die im Licht wandeln. Er redet über geistliche Gemeinschaft, nicht Gelegenheitsbekanntschaften mit Ungläubigen. Wenn wir im Licht wandeln, suchen wir nach anderen Gläubigen mit denen wir Gemeinschaft haben. So ähnlich schrieb Paulus: „Nehmt einander an“ (Römer 15,7). „Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern“ (Epheser 4,35). Christen tragen besondere Verantwortung füreinander.
Im ganzen Neuen Testament lesen wir, dass sich die ersten Christen versammelten, um zusammen Gottesdienst zu feiern, gemeinsam zu lernen, ihr Leben miteinander zu teilen (z. B. in Apostelgeschichte 2,41-47). Wohin auch immer Paulus ging, gründete er Kirchen, statt verstreute Gläubige zu hinterlassen. Sie waren darauf bedacht, ihren Glauben und Eifer miteinander zu teilen. Dies ist ein biblisches Muster.
Aber heutzutage beschweren sich Menschen darüber, dass sie überhaupt nichts von der Predigt mitnehmen. Das mag wahr sein, aber es ist nicht wirklich eine Entschuldigung dafür, nicht zu den Versammlungen zu kommen. Solche Menschen müssen ihre Perspektive ändern, vom „Nehmen“ zum „Geben“. Wir gehen nicht in die Gottesdienste um nur zu nehmen, sondern auch um zu geben – um Gott vom ganzen Herzen anzubeten und anderen Mitgliedern der Gemeinde zu dienen.
Wie können wir einander bei den Gottesdiensten dienen? Indem wir die Kinder lehren, mithelfen, das Gebäude zu reinigen, Lieder singen und besondere Musik spielen, Stühle aufstellen, Menschen begrüssen, usw. Wir schaffen eine Atmosphäre, in der andere etwas von der Predigt mitnehmen können. Wir haben Gemeinschaft und finden Nöte, für die wir beten und Dinge, die wir tun können, um anderen während der Woche zu helfen. Wenn Sie nichts aus den Predigten gewinnen, dann nehmen Sie wenigstens am Gottesdienst teil, um anderen zu geben.
Paulus schrieb: „So tröstet euch ... untereinander und baut einander auf“ (2. Thessalonicher 4,18). „Lasst uns einander anreizen zur Liebe und zu guten Werken“ (Hebräer 10,24). Dies ist der genaue Grund, der im Kontext des Gebotes für regelmässige Versammlungen in Hebräer 10,25 gegeben wurde. Wir sollen andere ermuntern, eine Quelle positiver Worte sein, was auch immer wahrhaftig ist, was liebenswert ist und einen guten Ruf hat.
Nehmt euch ein Beispiel an Jesus. Er besuchte regelmässig die Synagoge und hörte sich regelmässig Lesungen aus der Heiligen Schrift an, die überhaupt nichts zu seinem Verständnis beitrugen, aber er ging trotzdem hin, um anzubeten. Vielleicht war es für einen gebildeten Mann wie Paulus langweilig, aber das hat ihn auch nicht davon abgehalten.
Menschen die glauben, dass Jesus sie vor dem ewigen Tod gerettet hat, sollten darüber wirklich begeistert sein. Sie freuen sich, mit anderen zusammenzukommen, um ihren Heiland zu loben. Natürlich haben wir manchmal schlechte Tage und wollen nicht wirklich zum Gottesdienst gehen. Aber auch wenn es in dem Moment nicht gerade unser Wunsch ist, so ist es dennoch unsere Pflicht. Wir können nicht einfach durchs Leben gehen und nur das tun, wonach uns zumute ist – nicht, wenn wir Jesus als unserem Herrn folgen. Er strebte nicht danach, seinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen des Vaters. Das ist manchmal der Punkt, auf den es bei uns hinausläuft. Wenn alles andere versagt, so die alte Redensart, so lesen Sie die Bedienungsanleitung. Und die Anleitung sagt uns, bei den Gottesdiensten anwesend zu sein.
Aber warum? Wofür ist die Kirche da? Die Kirche hat viele Funktionen. Man kann sie in drei Kategorien einteilen – nach oben, nach innen und nach aussen. Dieser organisatorische Plan hat, wie jeder Plan, sowohl Vorteile als auch Grenzen. Er ist einfach und Einfachheit ist gut.
Aber es zeigt nicht die Tatsache, dass unsere Beziehung nach oben sowohl einen privaten als auch einen öffentlichen Ausdruck hat. Es vertuscht die Tatsache, dass unsere Beziehungen innerhalb der Kirche nicht für alle in der Kirche genau dieselben sind. Es zeigt nicht, dass der Dienst sowohl nach innen als auch nach aussen geleistet wird, sowohl innerhalb der Kirche als auch nach aussen in der Kommune und in der Nachbarschaft.
Um zusätzliche Aspekte der Arbeit der Kirche hervorzuheben, haben manche Christen ein vier oder fünffaches Schema benutzt. Für diesen Artikel werde ich sechs Kategorien verwenden.
Unsere Beziehung zu Gott ist sowohl privat als auch öffentlich und wir brauchen beide. Fangen wir mit unserer öffentlichen Beziehung zu Gott an – mit Anbetung. Natürlich ist es möglich Gott anzubeten, wenn wir ganz alleine sind, aber der Ausdruck Anbetung deutet meistens auf etwas hin, was wir in der Öffentlichkeit tun. Das englische Wort Anbetung (worship) ist verwandt mit dem Wort Wert (worth). Wir beteuern Gottes Wert, wenn wir ihn anbeten.
Diese Wertbeteuerung wird sowohl privat, in unseren Gebeten, als auch öffentlich mit Worten und Lobpreisliedern ausgedrückt. In 1. Petrus 2,9 steht, dass wir berufen sind, Gottes Lobpreis zu verkündigen. Dies deutet auf eine öffentliche Erklärung hin. Sowohl das Alte als auch das Neue Testament zeigen, wie Gottes Volk zusammen, als Gemeinschaft, Gott anbetet.
Das biblische Modell im Alten und Neuen Testament zeigt, dass Lieder oft Teil der Anbetung sind. Lieder drücken einige der Emotionen aus, die wir für Gott haben. Lieder können Furcht, Glaube, Liebe, Freude, Zuversicht, Ehrfurcht und eine grosse Brandbreite anderer Gefühle ausdrücken, die wir in unserer Beziehung zu Gott haben.
Natürlich hat nicht jeder in der Gemeinde gleichzeitig die gleichen Emotionen, trotzdem singen wir gemeinsam. Manche Mitglieder würden die gleichen Emotionen anders ausdrücken, mit anderen Liedern und auf andere Art und Weise. Dennoch singen wir zusammen. „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern“ (Epheser 5,19). Um dies zu tun, müssen wir uns treffen!
Musik sollte ein Ausdruck der Einigkeit sein – dennoch ist sie oft ein Grund zur Uneinigkeit. Verschiedene Kulturen und verschiedene Gruppen drücken den Lobpreis Gottes auf verschiedene Weise aus. In fast jedem Gemeindegebiet sind verschiedene Kulturen vertreten. Manche Mitglieder möchten neue Lieder lernen; manche wollen die alten Lieder verwenden. Es sieht so aus, dass Gott beides gefällt. Ihm gefallen die tausend Jahre alten Psalmen; er hat auch Gefallen an neuen Liedern. Es ist auch hilfreich zu bemerken, dass manche der alten Lieder – die Psalmen – neue Lieder befehlen:
„Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten; die Frommen sollen ihn recht preisen. Danket dem Herrn mit Harfen; lobsinget ihm zum Psalter von zehn Saiten! Singet ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall!“ (Psalm 33,13).
In unserer Musik müssen wir die Bedürfnisse der Menschen in Betracht ziehen, die unsere Kirche vielleicht zum ersten Mal besuchen. Wir brauchen Musik, die sie bedeutungsvoll finden, Musik, die Freude ausdrückt so, dass sie es als freudig verstehen. Wenn wir nur solche Lieder singen, die uns gefallen, gibt dies zu verstehen, dass wir uns mehr um unser eigenes Wohlergehen kümmern, als um andere Menschen.
Wir können nicht warten, bis neue Menschen zum Gottesdienst kommen, bevor wir anfangen, einige zeitgenössische Lieder zu lernen. Wir müssen sie jetzt lernen, damit wir sie bedeutungsvoll singen können. Aber die Musik ist nur ein Aspekt unserer Anbetung. Anbetung beinhaltet mehr als nur unsere Emotionen auszudrücken. Unsere Beziehung mit Gott beinhaltet auch unseren Geist, unsere Gedankengänge. Ein Teil unseres Austausches mit Gott geschieht in der Form von Gebet. Als versammeltes Volk Gottes sprechen wir zu Gott. Wir lobpreisen ihn nicht nur mit Poesie und Liedern, sondern auch mit gewöhnlichen Worten und gewöhnlicher Sprache. Und es ist das biblische Beispiel, dass wir sowohl gemeinsam sowie einzeln beten.
Gott ist nicht nur Liebe, sondern auch Wahrheit. Es gibt eine emotionelle und eine faktische Komponente. Also brauchen wir die Wahrheit in unserer Anbetung und wir finden die Wahrheit im Wort Gottes. Die Bibel ist unsere letztendliche Autorität, die Grundlage für alles, was wir tun. Predigten müssen auf diese Autorität gegründet sein. Sogar unsere Lieder sollten die Wahrheit reflektieren.
Aber die Wahrheit ist nicht eine vage Idee, über die wir ohne Emotionen sprechen können. Gottes Wahrheit betrifft unser Leben und unser Herz. Sie verlangt eine Antwort von uns. Sie erfordert unser ganzes Herz, unseren ganzen Verstand, unsere ganze Seele und unsere ganze Kraft. Das ist der Grund, warum Predigten für das Leben relevant sein müssen. Predigten sollten Konzepte vermitteln, die Auswirkungen auf unser Leben haben und darauf, wie wir sonntags, montags, dienstags usw. zu Hause und bei der Arbeit denken und handeln.
Predigten müssen wahr sein und auf der Heiligen Schrift beruhen. Predigten müssen praktisch sein, das wirkliche Leben ansprechen. Predigten müssen auch gefühlsbetont sein und in der richtigen Weise eine von Herzen kommende Antwort hervorrufen. Unsere Anbetung schliesst auch ein, dass wir uns Gottes Wort anhören und darauf mit Reue über unsere Sünden und Freude über die Erlösung, die er uns schenkt, antworten.
Wir können uns zu Hause Predigten anhören, entweder per MC/CD oder im Radio. Es gibt viele gute Predigten. Aber dies ist nicht das volle Erlebnis, den der Gottesdienstbesuch bietet. Als Art der Anbetung ist es nur eine teilweise Beteiligung. Es fehlt der Gemeinschaftsaspekt der Anbetung, in dem wir gemeinsam Loblieder singen, indem wir gemeinsam auf das Wort Gottes antworten, indem wir einander ermahnen, die Wahrheit in unserem Leben in die Praxis umzusetzen.
Natürlich können manche unserer Mitglieder wegen ihres Gesundheitszustandes nicht zum Gottesdienst kommen. Sie verpassen etwas – und die meisten wissen dies genau. Wir beten für sie und wir wissen auch, dass es unsere Pflicht ist, sie zu besuchen, um für sie eine gemeinsame Anbetung zu ermöglichen (Jakobus 1,27).
Obwohl ans Heim gebundenen Christen vielleicht physisch geholfen werden muss, können sie oft anderen auf emotionaler und geistiger Weise dienen. Trotzdem ist ein „Bleib zu Hause“Christentum eine Ausnahme, die durch Notwendigkeit begründet ist. Jesus wollte nicht, dass seine Jünger, die körperlich in der Lage waren, dies so handhabten.
Gottesdienste sind nur ein Teil unserer Anbetung. Das Wort Gottes muss in unser Herz und in unseren Geist Einzug halten, um alles zu beeinflussen, was wir in der Woche tun. Die Anbetung kann ihr Format ändern, aber sie soll nie aufhören. Teil unserer Antwort an Gott beinhaltet persönliches Gebet und Bibelstudium. Die Erfahrung zeigt uns, dass diese für Wachstum unbedingt nötig sind. Menschen die geistlich reifer werden verlangen danach, über Gott in seinem Wort zu lernen. Sie sind eifrig, ihre Bitten an ihn zu richten, ihr Leben mit ihm zu teilen, mit ihm zu wandeln, sich seiner ständigen Gegenwart in ihrem Leben bewusst zu sein. Unsere Hingabe zu Gott umfasst unser Herz, unseren Geist, unsere Seele und unsere Kraft. Wir sollten Verlangen nach Gebet und Studium haben, aber auch wenn es nicht unser Verlangen ist, müssen wir sie dennoch praktizieren.
Das erinnert mich an den Rat, der John Wesley einst gegeben wurde. In diesem Abschnitt seines Lebens, sagte er, hatte er ein intellektuelles Verständnis des Christentums, aber er spürte den Glauben nicht in seinem Herzen. Also wurde ihm geraten: Predige den Glauben, bis du den Glauben hast – und wenn du ihn hast, wirst du ihn mit Sicherheit predigen! Er wusste, dass er die Pflicht hatte, den Glauben zu predigen, also sollte er seine Pflicht tun. Und mit der Zeit gab ihm Gott was ihm fehlte. Er gab ihm den Glauben, den man im Herzen spürt. Was er zuvor aus Pflichtgefühl getan hatte, tat er nun aus Verlangen. Gott hatte ihm das Verlangen gegeben, das er brauchte. Gott wird auch für uns dasselbe tun.
Gebet und Studium werden manchmal geistliche Disziplinen genannt. „Disziplin“ klingt vielleicht nach Strafe, oder eventuell nach etwas Unangenehmen, wozu wir uns zwingen müssen. Aber die genaue Bedeutung des Wortes Disziplin ist etwas was uns zu einem Schüler macht, das heisst, es lehrt uns oder hilft uns zu lernen. Im Laufe der Jahrhunderte haben geistliche Führer festgestellt, dass gewisse Aktivitäten uns helfen, von Gott zu lernen.
Es gibt viele Praktiken, die uns helfen mit Gott zu wandeln. Viele Mitglieder der Kirche sind mit Gebet, Lernen, Meditieren und Fasten vertraut. Und man kann auch von anderen Disziplinen lernen, so wie Schlichtheit, Grosszügigkeit, Feierlichkeiten oder der Besuch von Witwen und Waisen. Die Anwesenheit bei den Gottesdiensten ist auch eine geistliche Disziplin, welche die individuelle Beziehung zu Gott fördert. Wir könnten auch mehr über das Gebet lernen, über Bibelstudium und andere geistliche Gewohnheiten, indem wir Kleingruppen besuchen, in denen wir sehen, wie andere Christen diese Arten der Anbetung praktizieren.
Echter Glaube führt zu echten Gehorsam – auch wenn dieser Gehorsam nicht angenehm ist, auch wenn er langweilig ist, auch wenn er von uns fordert, unser Verhalten zu ändern. Wir beten ihn an, im Geist und in der Wahrheit, in der Kirche, zu Hause, am Arbeitsplatz und überall dort, wo wir hingehen. Die Kirche besteht aus dem Volk Gottes und Gottes Volk hat sowohl private als auch öffentliche Anbetung. Beide sind notwendige Funktionen der Kirche.
Im ganzen Neuen Testament sehen wir, wie geistliche Führer andere lehren. Dies ist ein Teil des christlichen Lebensstils; es ist Teil des grossen Auftrags: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker... und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,1920). Jeder muss entweder ein Jünger oder ein Lehrer sein und meistens sind wir beides gleichzeitig. „Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit“ (Kolosser 3,16). Wir müssen voneinander, von anderen Christen lernen. Die Kirche ist ein Bildungsinstitut.
Paulus sagte zu Timotheus: „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind, auch andere zu lehren“ (2. Timotheus 2,2). Jeder Christ sollte in der Lage sein, die Grundlage des Glaubens zu lehren, eine Antwort zu geben in Bezug auf unsere Hoffnung, die wir in Christus haben.
Was ist mit denen, die schon gelernt haben? Sie sollten Lehrer werden, um die Wahrheit an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Offensichtlich findet viel Lehren durch die Pastoren statt. Aber Paulus befiehlt allen Christen zu lehren. Kleingruppen bieten dazu eine Möglichkeit. Reife Christen können sowohl im Wort als auch durch ihr Beispiel lehren. Sie können anderen erzählen wie Christus ihnen geholfen hat. Wenn ihr Glaube schwach ist, können sie die Ermutigung anderer suchen. Wenn ihr Glaube stark ist, können sie versuchen, Schwachen zu helfen.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist; auch ist es nicht gut, dass ein Christ alleine ist. „So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft. Auch, wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein einzelner warm werden? Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reisst nicht leicht entzwei“ (Prediger 4,9-12).
Wir können einander wachsen helfen, indem wir zusammenarbeiten. Jüngerschaft ist oft ein gegenseitiger Prozess, ein Mitglied hilft einem anderen Mitglied. Aber manche Jüngerschaft fliesst entschlossener und hat eine klarere Ausrichtung. Gott hat in seiner Kirche manche Menschen genau dazu bestimmt: „Und er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zu vollen Mass der Fülle in Christi“ (Epheser 4,11-13).
Gott stellt Leiter zur Verfügung, deren Rolle es ist, andere für ihre Rollen vorzubereiten. Das Resultat ist Wachstum, Reife und Einheit, wenn wir erlauben, dass der Prozess so abläuft, wie es Gott vorhatte. Manches christliche Wachstum und Lernen kommt von seinesgleichen; manches kommt von Menschen, die in der Kirche die spezifische Aufgabe haben, christliches Leben zu lehren und vorzuleben. Menschen die sich isolieren, verpassen diesen Aspekt des Glaubens.
Als Kirche hatten wir ein Interesse am Lernen. Es war unser Anliegen, die Wahrheit über so viele Themen wie möglich zu wissen. Wir waren erpicht darauf, die Bibel zu studieren. Nun, es scheint, als ob etwas von diesem Eifer verloren gegangen ist. Vielleicht ist dies das unvermeidliche Resultat der doktrinären Änderungen. Aber wir müssen die Liebe für das Lernen, die wir einst hatten, wiedergewinnen.
Wir haben viel zu lernen – und viel anzuwenden. Örtliche Gemeinden müssen Bibelkreise anbieten, Klassen für neue Gläubige, Unterricht in Evangelisation, usw. Wir müssen die Laien ermutigen indem wir sie freisetzen, sie ausbilden, ihnen Werkzeuge in die Hand geben, ihnen Kontrolle geben und ihnen aus dem Wege gehen!
Gemeinschaft ist eindeutig eine gegenseitige Beziehung unter Christen. Wir alle müssen Gemeinschaft geben und erhalten. Wir alle müssen Liebe geben und erhalten. Unsere wöchentlichen Treffen zeigen, dass Gemeinschaft für uns wichtig ist, sowohl historisch als auch in diesem Moment. Gemeinschaft bedeutet viel mehr als miteinander über Sport, Tratsch und die Nachrichten zu sprechen. Es bedeutet das Leben miteinander zu teilen, Gefühle zu teilen, die gegenseitigen Lasten zu tragen, einander ermutigen und den Bedürftigen zu helfen.
Die meisten Menschen setzen sich eine Maske auf, um ihre Nöte vor anderen zu verstecken. Wenn wir wirklich einander helfen wollen, müssen wir einander genug näher kommen, um hinter die Maske zu sehen. Und es bedeutet, dass wir unsere eigene Maske etwas fallen lassen müssen, so dass andere unsere Nöte sehen können. Kleingruppen sind ein guter Ort, um dies zu tun. Wir lernen Menschen etwas besser kennen und fühlen uns sicherer mit ihnen. Oft sind sie in den Bereichen stark, in denen wir schwach sind und wir stark in den Bereichen, wo sie schwach sind. So werden wir beide stärker, indem wir einander unterstützen. Sogar der Apostel Paulus, obwohl er eine Grösse im Glauben war, meinte, dass er durch andere Christen im Glauben gestärkt würde (Römer 1,12).
In früheren Zeiten sind die Menschen nicht so oft umgezogen. Gemeinden, in denen die Menschen sich kannten, bildeten sich leichter. Aber in den heutigen Industriegesellschaften kennen die Menschen oft ihre Nachbarn nicht. Menschen sind oft von ihren Familien und Freunden getrennt. Menschen tragen dauernd Masken, fühlen sich nie sicher genug, um Menschen wissen zu lassen, wer sie innerlich wirklich sind.
Frühere Kirchen brauchten Kleingruppen nicht zu betonen – sie bildeten sich von selbst. Der Grund, warum wir sie heute betonen müssen ist, dass sich die Gesellschaft so sehr geändert hat. Um wirklich zwischenmenschliche Verbindungen aufzubauen, die Teil christlicher Kirchen sein sollten, müssen wir Umwege gehen, um christliche Freundschaften/Studien-/Gebetskreise zu bilden.
Ja, dies wird Zeit brauchen. Es braucht wirklich Zeit, um unsere christlichen Verantwortungen wahrzunehmen. Es braucht seine Zeit, anderen zu dienen. Es braucht auch seine Zeit, um herauszufinden, welche Dienste sie brauchen. Aber, wenn wir Jesus als unseren Herren angenommen haben, ist unsere Zeit nicht unsere eigene. Jesus Christus stellt Forderungen an unser Leben. Er fordert totale Hingabe, kein Scheinchristentum.
Wenn ich hier „Dienst“ als separate Kategorie aufliste, dann betone ich den physischen Dienst, nicht den Lehrdienst. Ein Lehrer ist auch einer, der Füsse wäscht, ein Mensch, der die Bedeutung des Christentums zeigt, indem er tut, was Jesus tun würde. Jesus kümmerte sich um physische Bedürfnisse wie Nahrung und Gesundheit. Auf physische Weise gab er sein Leben für uns. Die frühe Kirche leistete physische Hilfe, indem sie ihren Besitz mit den Bedürftigen teilte, Opfergaben für die Hungrigen sammelte.
Paulus sagt uns, dass der Dienst innerhalb der Kirche getan werden sollte. „Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“ (Galater 6,10). Den Menschen, die sich von anderen Gläubigen isolieren, fehlt etwas von diesem Aspekt des Christentums. Der Begriff der Geistesgaben ist hier sehr wichtig. Gott hat einen jeden von uns „zum Nutzen aller“ in einem Leib hineinversetzt (1. Korinther 12,7). Ein jeder von uns hat Gaben, die anderen helfen können.
Welche geistlichen Gaben haben Sie? Sie können es testen, um dies herauszufinden, aber der grösste Teil des Tests stützt sich wirklich auf Ihre Erfahrung. Was haben Sie in der Vergangenheit getan, das erfolgreich war? Worin sind Sie nach der Meinung anderer gut? Auf welche Weise haben Sie anderen in der Vergangenheit geholfen? Der beste Test der geistlichen Gaben ist der Dienst in der christlichen Gemeinschaft. Probieren Sie verschiedene Rollen der Kirche aus und fragen Sie andere, was Sie am besten machen. Melden Sie sich freiwillig. Jedes Mitglied sollte mindestens eine Rolle in der Kirche haben. Noch einmal, Kleingruppen sind eine hervorragende Möglichkeit für gegenseitigen Dienst. Sie bieten viele Möglichkeiten für Arbeit und viele Möglichkeiten, Feedback zu erhalten, was Sie gut machen und was Ihnen Freude bereitet.
Die christliche Gemeinde dient auch der Welt um uns herum, nicht nur im Wort, sondern auch durch Taten, die diese Worte begleiten. Gott hat nicht nur gesprochen – er handelte auch. Taten können zeigen, dass die Liebe Gottes in unserem Herzen wirkt, indem wir den Armen helfen, indem wir den Mutlosen Trost spenden, indem wir den Opfern helfen, einen Sinn in ihrem Leben zu finden. Es sind diejenigen, die praktische Hilfe brauchen, die oft auf die Nachricht des Evangeliums eingehen.
Der physische Dienst könnte auf manche Weise als Unterstützung des Evangeliums betrachtet werden. Er kann als ein Weg, die Evangelisation zu unterstützen, gesehen werden. Aber so mancher Dienst sollte ohne Bedingungen geleistet werden, ohne den Versuch etwas zurückzubekommen. Wir dienen schlicht und einfach, weil Gott uns manche Möglichkeiten gegeben und unsere Augen geöffnet hat, eine Not zu erkennen. Jesus speiste und heilte viele Menschen, ohne einen sofortigen Aufruf an sie zu richten, seine Jünger zu werden. Er tat es, weil es getan werden musste und er sah eine Not, die er lindern konnte.
„Geht hinaus in die Welt, und verkündet das Evangelium“ befiehlt uns Jesus. Auf diesem Gebiet haben wir, ehrlich gesagt, viel Verbesserungsbedarf. Wir sind zu sehr daran gewöhnt, unseren Glauben für uns selbst zu behalten. Natürlich können Menschen nicht bekehrt werden, es sei denn der Vater ruft sie, aber diese Tatsache bedeutet nicht, dass wir nicht das Evangelium predigen sollen!
Um effektive Verwalter der Botschaft des Evangeliums zu sein, brauchen wir eine kulturelle Veränderung innerhalb der Kirche. Wir können uns nicht damit zufrieden geben, andere Menschen dies tun zu lassen. Wir können uns nicht damit zufrieden geben, andere Menschen anzustellen, dies im Radio oder in einer Zeitschrift zu tun. Diese Arten der Evangelisation sind nicht verkehrt, aber sie sind nicht ausreichend.
Evangelisation braucht ein persönliches Gesicht. Wenn Gott den Menschen eine Botschaft schicken wollte, benutzte er dazu Menschen. Er sandte seinen eigenen Sohn, Gott im Fleisch, um zu predigen. Heute schickt er seine Kinder, Menschen in denen der Heilige Geist lebt, um die Botschaft zu predigen und ihr in jeder Kultur die richtige Form zu geben.
Wir müssen aktiv, willig und begierig sein, den Glauben zu teilen. Wir brauchen Begeisterung für das Evangelium, eine Begeisterung die unseren Nachbarn wenigstens etwas vom Christentum vermittelt. (Wissen sie überhaupt, dass wir Christen sind? Hat es den Eindruck, dass wir glücklich sind, Christen zu sein?) In dieser Hinsicht wachsen und verbessern wir uns, aber wir brauchen mehr Wachstum.
Ich ermuntere uns alle, darüber nachzudenken wie ein jeder von uns christlicher Zeuge für die Menschen in unserem Umfeld sein kann. Ich ermuntere jedes Mitglied dem Gebot zu gehorchen, bereit zu sein, eine Antwort zu geben. Ich ermuntere jedes Mitglied über Evangelisation zu lesen und das Gelesene anzuwenden. Wir können alle zusammen lernen und einander zu guten Werken anspornen. Kleingruppen können Schulungen für Evangelisation anbieten und Kleingruppen können oft selber evangelistische Projekte durchführen.
In manchen Fällen können Mitglieder schneller lernen als ihre Pastoren. Das ist in Ordnung. Dann kann der Pastor von dem Mitglied lernen. Gott hat ihnen verschiedene geistliche Gaben gegeben. Manchen unserer Mitglieder hat er die Gabe der Evangelisation gegeben, die geweckt und geführt werden muss. Wenn der Pastor dieser Person nicht das nötige Rüstzeug für diese Form der Evangelisation geben kann, sollte der Pastor diese Person zumindest dazu ermuntern, zu lernen, und Beispiel für andere zu sein und die Evangelisation durchzuführen, damit die ganze Kirchen wachsen kann. In diesem sechsteiligen Schema der Arbeit der Kirche finde ich es wichtig, die Evangelisation besonders zu betonen und diesen Aspekt hervor-zuheben.
von Joseph Tkach