Geschichte über Raum und Zeit
Am 12. April 1961 stand die Welt still und blickte nach Russland: Juri Gagarin sollte der erste Mensch im All sein, ich sage sollte, weil Israel Russland im Wettrennen ins All besiegte. Um diese verrückte Behauptung zu verstehen, müssen wir etwa 2000 Jahre in der Zeit zurückgehen. Es gibt eine kleine Stadt namens Bethlehem, die damals an Pilgern überzulaufen drohte. Ein erschöpfter Ehemann suchte in allen Übernachtungsmöglichkeiten am Ort erfolglos nach einem Schlafplatz für sich und seine Frau. Nach langer Suche erlaubte ein freundlicher Pensionsbesitzer, dass Josef und seine hochschwangere Frau im Stall neben den Tieren schlafen dürfen. In dieser Nacht wurde ihr Sohn Jesus geboren. Einmal im Jahr an Weihnachten erinnert sich die Welt an dieses grosse Ereignis – nicht an die Geburt des ersten Astronauten, sondern an die Geburt desjenigen, der die ganze Menschheit erretten wird.
Die Geburt von Jesus ist nur eine von vielen Feierlichkeiten, die jedes Jahr begangen werden und sie findet aus den falschen Gründen statt. Bäume werden geschmückt, Miniaturkrippen werden aufgebaut, Kinder stellen in Bettlaken verkleidet das feierliche Ereignis im Krippenspiel dar und für ein paar Tage wird Gott als der anerkannt, der er wirklich ist. Danach wird die Dekoration sicher weggepackt, um im nächsten Jahr wieder hervorgeholt zu werden, aber auch unsere Gedanken über Gott werden zusammen mit diesem grossen Berg von Gegenständen weggeräumt. Meiner Meinung nach geschieht dies nur, weil wir die Bedeutung der Menschwerdung Jesu – Gott wird ganzer Mensch und ist zur gleichen Zeit ganzer Gott – nicht begreifen können.
Im ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums steht, dass Christus, der unter den Menschen wohnte, derjenige ist, der das gesamte Universum in all seiner unfassbaren Schönheit erschaffen hat. Die Sterne, die jede Nacht am Himmelszelt scheinen und viele Lichtjahre von uns entfernt sind, wurden von ihm erschaffen. Die glühende Sonne, die in der richtigen Distanz von uns entfernt ist, um uns mit ausreichend Wärme zu versorgen, damit unser Planet im perfekten Gleichgewicht ist, wurde von ihm genau im richtigen Abstand dort platziert. Den wunderbaren Sonnenuntergang, den wir bei einem langen Strandspaziergang bestaunen, wurde von ihm wunderbar geschaffen. Jedes einzelne Lied, das die Vögel zwitschern, wurde von ihm komponiert. Trotzdem gab er all seine schöpferische Herrlichkeit und Macht auf und weilte inmitten seiner eigenen Schöpfung: «Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäusserte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz» (Philipper 2, 6-8).
Ganzer Gott und ganzer Mensch
Gott selbst wurde als ein hilfloses Baby, das völlig auf die Fürsorge seiner irdischen Eltern angewiesen ist, geboren. Er wurde an der Brust seiner Mutter gestillt, lernte laufen, fiel hin und schlug sein Knie auf, hatte Blasen an den Händen als er mit seinem Pflege-Vater arbeitete, weinte über die Verlorenheit der Menschen, wurde genauso versucht, wie wir es werden und beugte sich der ultimativen Folter; er wurde geschlagen, bespuckt und am Kreuz getötet. Er ist Gott und zur gleichen Zeit ein ganzer Mensch. Die eigentliche Tragödie ist, dass viele Menschen glauben, dass Gott für gut dreissig Jahre unter den Menschen weilte und mit ihnen lebte. Viele glauben, er sei danach wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt und beobachte von dort, aus grosser Distanz, wie sich das Drama der Menschheit entwickelt. Dem ist aber nicht so!
Wenn wir dieses Jahr erneut die Weihnachtszeit begehen, möchte ich eine wirklich gute Nachricht mit Ihnen teilen: Gott liebt Sie so sehr, dass er nicht nur Mensch wurde und sich uns offenbarte und für drei Jahrzehnte unter uns weilte, er behielt seine Menschlichkeit und sitzt nun zur Rechten Gottes, dem Vater, um für uns einzustehen. Als Christus in den Himmel auffuhr, war er der erste Mensch im All! «Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus» (1. Timotheus 2,5).
Ein Mittler muss vollkommen unabhängig sein. Wenn Jesus in seinen vorherigen göttlichen Zustand zurückgekehrt wäre, wie könnte er dann für uns Menschen vermitteln? Jesus hat seine Menschlichkeit beibehalten, und wer wäre besser als Vermittler zwischen Gott und den Menschen geeignet als Christus selbst – derjenige, der ganzer Gott und noch immer ganzer Mensch ist? Er hat nicht nur seine Menschlichkeit beibehalten, sondern sogar unser Leben auf sich genommen und dadurch können wir in ihm und er in uns leben.
Warum hat Gott dieses grösste aller Wunder vollbracht? Warum hat er Raum und Zeit und seine eigene Schöpfung betreten? Er tat es, damit er uns, als er zum Himmel aufstieg, mit sich nehmen konnte und damit wir mit ihm zur rechten Hand Gottes sitzen können. Also ist nicht nur Jesus Christus in den Himmel aufgefahren, sondern auch jeder von uns, der Jesus als seinen Retter angenommen hat. Tut mir leid, Juri Gagarin.
Wenn Sie dieses Jahr der Geburt Jesu Christi gedenken, erinnern Sie sich daran, dass Gott Sie niemals in eine alte verstaubte Kammer zurücklassen und sich nur einmal jährlich an Ihrem Geburtstag an Sie erinnern würde. Er behält seine Menschlichkeit als ständiges Versprechen und Beteuerung Ihnen gegenüber bei. Er hat Sie nie verlassen und er wird es niemals tun. Er ist nicht nur menschlich geblieben, sondern hat sogar Ihr Leben auf sich genommen und lebt dadurch in und durch Sie. Halten Sie sich an dieser wunderbaren Wahrheit fest und erfreuen Sie sich an diesem erstaunlichen Wunder. Die Verkörperung der Liebe Gottes, der Gottmensch, Jesus Christus, Emmanuel ist mit Ihnen jetzt und für alle Zeit.
von Tim Maguire