Wie lange dauert es noch?
Wenn wir als Christen durch eine Krise gehen, ist es nicht einfach, sie zu ertragen. Noch schwieriger ist es, wenn wir den Eindruck erhalten, Gott hätte uns vergessen, weil er, wie es uns erscheint, auf unsere Gebete viel zu lange nicht antwortet. Oder wenn wir feststellen, dass Gott ganz anders als von uns gewünscht, handelt. In diesen Situationen haben wir ein falsches Verständnis, wie Gott handelt. Wir lesen in der Bibel von Verheissungen, wir beten und hoffen, dass diese bald erfüllt werden: «Doch ich bin euch nah, ich will euch retten, und zwar jetzt! Meine Hilfe lässt nicht länger auf sich warten. Ich will Jerusalem Heil und Frieden schenken und in Israel meine Herrlichkeit zeigen» (Jesaja 46,13 Hoffnung für Alle).
Der Vers aus Jesaja ist nur eine der in der Bibel verstreuten Aussagen, in denen Gott schnelles Handeln verspricht. In seinem Kontext geht es um Gottes Zusicherung, dass die Juden in Babylon zurück nach Judäa gebracht werden würden, aber er weist auch auf das Kommen Jesu Christi hin.
Die Juden, die immer noch in Babylon gefangen waren, fragten, wann können wir gehen. Der Schrei war zu hören, der über die Zeitalter hinweg regelmässig zu Gott von seinen sterblichen Menschen aufgestiegen ist. Er ist auch zu hören in Zeiten der gefangenen Kinder, die darauf warten, dass seine Herrschaft auf Erden beginnt. Immer wieder sagte Gott, dass er nicht zögern würde, denn er kenne unsere Probleme.
Als der Prophet Habakuk einen Nervenzusammenbruch wegen der Ungerechtigkeit des Volkes hatte und sich bei Gott über den Mangel an Taten zu seiner Zeit beklagte, erhielt er eine Vision und die Zusicherung, dass Gott handeln würde, aber Gott fügte hinzu: «Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht trügen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer; sie wird gewiss kommen und nicht ausbleiben» (Habakuk 2,3).
Auf einer langen Reise plagen alle Kinder ihre Eltern schon nach wenigen Kilometern und wollen wissen, wie lange es noch dauert. Es ist wahr, dass sich unsere Wahrnehmung der Zeit verändert, wenn wir vom Babyalter zum Erwachsenenalter heranwachsen und es scheint, je älter man wird, desto schneller geht es, aber dennoch kämpfen wir unweigerlich damit, Gottes Perspektive einzunehmen.
«In der Vergangenheit hat Gott in vielfältigster Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Aber jetzt, am Ende der Zeit, hat er zu uns gesprochen durch den Sohn. Ihn hat Gott dazu bestimmt, dass ihm am Ende alles als sein Erbbesitz gehören soll. Durch ihn hat er auch am Anfang die Welt geschaffen« (Hebräer 1,1-2 Gute Nachricht Bibel).
Im Hebräerbrief lesen wir, dass das Kommen Jesu das «Ende der Zeit» markierte und das war vor über zweitausend Jahren. Unsere Schnelligkeit wird also nie dieselbe sein, wie die Schnelligkeit Gottes. Es kann den Anschein machen, als ob Gott zögert.
Vielleicht hilft es, die Zeit ins rechte Licht zu rücken, indem wir die physische Welt betrachten. Wenn wir bedenken, dass die Erde vermutlich über vier Milliarden Jahre alt ist und das Universum fast vierzehn Milliarden Jahre, dann könnten sich die letzten Tage noch eine Weile hinziehen.
Es gibt natürlich noch eine andere Antwort als das Grübeln über Zeit und Relativität, die Beschäftigung mit den Aufgaben des Vaters: «Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unseren Gebeten und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus» (1.Thess 1,2-3).
Es gibt nichts Besseres als beschäftigt zu sein, um überrascht zu werden, wie die Tage wie im Flug vergehen.
von Hilary Buck