Gott ist . . .

372 gott istWenn Sie Gott eine Frage stellen könnten; welche wäre es? Vielleicht eine "grosse": nach Ihrer Seinsbestimmung? Warum Menschen leiden müssen? Oder eine kleine, trotzdem drängende: Was ist aus meinem Hund geworden, der mir weggelaufen ist, als ich zehn war? Was wäre gewesen, wenn ich meine Jugendliebe geheiratet hätte? Warum hat Gott den Himmel blau gemacht? Vielleicht wollten Sie ihn aber auch einfach fragen: Wer bist du? oder Was bist du? oder Was willst du? Die Antwort darauf würde die anderen Fragen zum grossen Teil wohl mit beantworten. Wer und was Gott ist und was er will das sind Grundfragen nach seinem Wesen, seiner Natur. Von ihr her bestimmt sich alles andere: Warum das Universum ist, wie es ist; wer wir als Menschen sind; warum unser Leben ist, wie es ist, und wie wir es gestalten sollten. Urrätsel, über die wohl jeder Mensch schon einmal nachgedacht hat. Wir können darauf, zumindest ansatzweise, Antwort bekommen. Wir können ansatzweise die Natur Gottes verstehen. Wir können sogar, so unglaublich es klingt, an der göttlichen Natur teilhaben. Wodurch? Durch Gottes Selbstoffenbarung.

Denker aller Zeiten haben sich die unterschiedlichsten Gottesbilder gemacht. Gott aber offenbart sich uns  durch seine Schöpfung, durch sein Wort und durch seinen Sohn Jesus Christus. Er zeigt uns, wer er ist, was er ist, was er tut, sogar, in gewissem Grade, warum er es tut. Er sagt uns auch, welches Verhältnis wir zu ihm haben sollen  und welche Form dieses Verhältnis am Ende annehmen wird. Grundvoraussetzung jeglicher Gotterkenntnis ist ein aufnahmebereiter, demütiger Geist. Wir müssen Gottes Wort achten. Dann offenbart sich Gott uns (Jesaja 66,2), und wir werden Gott und seine Wege lieben lernen. "Wer mich liebt", sagt Jesus, "der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen" (Johannes 14,23). Gott will Wohnung bei uns nehmen. Wenn er das tut, bekommen wir immer klarer Antwort auf unsere Fragen.

1. Auf der Suche nach dem Ewigen

Seit jeher ringt der Mensch um eine Erhellung seines Ursprungs, seines Seins und seines Lebenssinns. Dieses Ringen führt ihn gewöhnlich zu der Frage, ob es einen Gott gibt und welches Wesen ihm eigen ist. Dabei ist der Mensch zu den verschiedensten Bildern und Vorstellungen gekommen.

Verschlungene Wege zurück nach Eden

In den vielfältigen religiösen Ideengebäuden, die es gibt, spiegelt sich der uralte Wunsch des Menschen nach Seinsdeutung. Aus vielerlei Richtung suchte man sich dem Ursprung des menschlichen Seins  und damit dem vermuteten Lebenslenker des Menschen zu nähern. Leider hat die Unfähigkeit des Menschen, geistliche Realität voll zu erfassen, hier nur zu Meinungsstreit und weiteren Fragen geführt:

  • Pantheisten sehen Gott als all die Kräfte und Gesetze, die hinter dem Kosmos stehen. Sie glauben an keinen persönlichen Gott und deuten das Gute wie das Böse als göttlich.
  • Polytheisten glauben an viele göttliche Wesen. Jeder dieser Götter kann helfen oder schaden, keiner aber hat absolute Macht. Daher müssen alle angebetet werden. Polytheistisch geprägt waren bzw. sind viele nahöstliche und griechisch-römische Glaubensvorstellungen sowie der Geister- und Ahnenkult vieler Stammeskulturen.
  • Theisten glauben an einen persönlichen Gott als Ursprung, Erhalter und Zentrum aller Dinge. Wird die Existenz weiterer Götter grundsätzlich ausgeschlossen, handelt es sich um Monotheismus, wie er sich in reiner Form im Glauben des Erzvaters Abraham zeigt. Auf Abraham berufen sich drei Weltreligionen: Judentum, Christentum und Islam.

Gibt es einen Gott?

Jede Kultur in der Geschichte hat ein mehr oder weniger starkes Gespür dafür entwickelt, dass Gott existiert. Der Skeptiker, der Gott leugnet, hatte es immer schon schwer. Atheismus, Nihilismus, Existentialismus — das alles sind Versuche einer Weltdeutung ohne einen allmächtigen, persönlich handelnden Schöpfer, der festlegt, was gut und was böse ist. Diese und ähnliche Philosophien geben letztlich keine befriedigende Antwort. In gewissem Sinn umgehen sie die Kernfrage. Was wir wirklich erkennen wollen, ist, was für ein Wesen der Schöpfer hat, was er vorhat und was geschehen muss, damit wir in Harmonie mit Gott leben können.

2. Wie offenbart sich Gott uns?

Versetzen Sie sich einmal  hypothetisch  an die Stelle Gottes. Sie haben alle Dinge geschaffen  den Menschen inbegriffen. Sie haben den Menschen nach Ihrem Bilde gemacht (1. Mose 1,26-27) und ihm die Fähigkeit gegeben, eine spezielle Beziehung zu Ihnen einzugehen. Würden Sie dem Menschen dann nicht auch etwas über sich selbst mitteilen? Ihm sagen, was Sie von ihm erwarten? Ihm zeigen, wie er zu der von Ihnen gewünschten Gottbeziehung kommen kann? Wer davon ausgeht, Gott sei unerkennbar, der setzt voraus, dass Gott sich aus irgendeinem Grund vor seiner Kreatur verbirgt. Doch Gott offenbart sich uns ja: in seiner Schöpfung, in der Geschichte, in der Bibel und durch seinen Sohn Jesus Christus. Betrachten wir, was Gott uns durch seine Selbstoffenbarungsakte zeigt.

Die Schöpfung offenbart Gott

Kann man den grossartigen Kosmos bewundern und nicht zugeben wollen, dass Gott existiert, dass er alle Macht in seinen Händen hält, dass er Ordnung und Harmonie walten lässt? Römer 1,20: "Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt." Der Anblick des Himmels liess König David darüber staunen, dass Gott sich mit etwas so Unbedeutendem wie dem Menschen abgibt: "Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?" (Psalm 8,4-5).

Berühmt ist auch die grosse Auseinandersetzung des zweifelnden Hiob mit Gott. Gott führt ihm seine Wunder vor Augen, Beweis seiner grenzenlosen Autorität und Weisheit. Diese Begegnung erfüllt Hiob mit Demut. Die Reden Gottes sind nachzulesen im Buch Hiob im 38. bis 41. Kapitel. Ich erkenne, gesteht Hiob, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe ... Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen" (Hiob 42,2-3,5). Aus der Schöpfung ersehen wir nicht nur, dass Gott existiert, sondern wir ersehen aus ihr auch Züge seines Wesens. Das ergibt, dass Planung im Universum einen Planer, Naturgesetzlichkeit einen Gesetzgeber, die Erhaltung alles Seienden einen Erhalter und die Existenz physischen Lebens einen Lebensspender voraussetzt.

Gottes Plan für den Menschen

Was beabsichtigte Gott, als er alle Dinge schuf und uns Leben gab? Paulus erklärte den Athenern, "...er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts" (Apostelgeschichte 17:26-28). Oder einfach, wie Johannes schreibt, dass wir "lieben, denn er hat uns zuerst geliebt" (1. Johannes 4,19).

Die Geschichte offenbart Gott

Skeptiker fragen: "Wenn es Gott gibt, warum zeigt er sich dann nicht der Welt?", und "Wenn er wirklich allmächtig ist, warum lässt er dann das Böse zu?" Die erste Frage unterstellt, dass Gott sich der Menschheit noch nie gezeigt habe. Und die zweite, dass er menschlicher Not gefühllos gegenüberstehe oder zumindest nichts dagegen tue. Geschichtlich  und die Bibel enthält ja zahlreiche geschichtliche Aufzeichnungen  sind beide Unterstellungen nicht haltbar. Seit den Tagen der ersten Menschenfamilie ist Gott des öfteren mit Menschen unmittelbar in Verbindung getreten. Nur will der Mensch meist nichts von ihm wissen!

Jesaja schreibt: "Fürwahr, du bist ein verborgener Gott..." (Jesaja 45,15). Oft "verbirgt" sich Gott, wenn Menschen ihm durch ihr Denken und Handeln zeigen, dass sie mit ihm oder mit seinen Wegen nichts zu tun haben wollen. Später setzt Jesaja hinzu: "Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, so dass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von einem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet" (Jesaja 59,1-2).

Angefangen hat alles mit Adam und Eva. Gott schuf sie und setzte sie in einen blühenden Garten. Und dann sprach er sie direkt an. Sie wussten, er war da. Er zeigte ihnen, wie sie die Beziehung zu ihm finden könnten. Er überliess sie nicht sich selbst. Adam und Eva mussten eine Wahl treffen. Sie mussten entscheiden, ob sie Gott anbeten (symbolisch: vom Baum des Lebens essen) oder Gott missachten (symbolisch: vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen) wollten. Sie wählten den falschen Baum (1. Mose 2 und 3). Oft übersehen wird jedoch: Adam und Eva wussten, dass sie Gott ungehorsam gewesen waren. Schuldgefühle überkamen sie. Als der Schöpfer das nächste Mal kam, um mit ihnen zu sprechen, hörten sie "Gott den Herrn, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des Herrn unter den Bäumen im Garten" (1. Mose 3,8).

Wer hat sich also versteckt? Nicht Gott! Sondern die Menschen  vor Gott. Sie wollten Distanz, Trennung zwischen sich und ihm. Und so ist es seither geblieben. Die Bibel ist voller Beispiele dafür, dass Gott der Menschheit die helfende Hand hinstreckt und die Menschheit diese Hand ausschlägt. Noah, ein "Prediger der Gerechtigkeit" (2. Petrus 2:5), verbrachte wohl ein volles Jahrhundert damit, die Welt vor dem kommenden Strafgericht Gottes zu warnen. Die Welt hörte nicht  und ging in der Sintflut unter. Das sündige Sodom und Gomorra zerstörte Gott durch einen Feuersturm, dessen Rauch als Fanal aufstieg "wie der Rauch von einem Ofen" (1. Mose 19,28). Auch diese übernatürliche Zurechtweisung brachte die Welt nicht dazu, sich zu bessern. Der grösste Teil des Alten Testamentes schildert das Handeln Gottes am auserwählten Volk Israel. Israel wollte ebenfalls nicht auf Gott hören. "...lass Gott nicht mit uns reden", rief das Volk (2. Mose 20,19).

Auch in die Geschicke von Grossmächten wie Ägypten, Ninive, Babyion und Persien griff Gott ein. Oft sprach er direkt mit den höchsten Herrschern. Die Welt insgesamt aber blieb verstockt. Schlimmer noch: Viele Diener Gottes wurden grausam ermordet von denen, denen sie Gottes Botschaft bringen wollten. Hebräer 1:1-2 sagt uns schliesslich: "Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn..." Jesus Christus trat in die Welt, um das Evangelium vom Heil und vom Reich Gottes zu predigen. Ergebnis? "Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht" (Johannes 1,10). Seine Begegnung mit der Welt brachte ihm den Tod.

Jesus, fleischgewordener Gott, drückte Gottes Liebe und Mitgefühl für seine Schöpfung aus: "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!" (Matthäus 23,37). Nein, Gott hält sich nicht fern. Er hat sich in der Geschichte offenbart. Doch die meisten Menschen haben die Augen vor ihm verschlossen.

Das biblische Zeugnis

Die Bibel zeigt uns Gott auf folgende Weise:

  • Selbstaussagen Gottes über sein Wesen
    So offenbart er in 2. Mose 3,14 seinen Namen zu Mose: "Ich werde sein, der ich sein werde." Mose sah einen brennenden Busch, der vom Feuer nicht verzehrt wurde. In diesem Namen erweist er sich als ein aus sich selbst seiendes und aus sich selbst lebendes Wesen. Weitere Aspekte seines Wesens enthüllen sich in seinen anderen biblisch erwähnten Namen. Den Israeliten befahl Gott: "Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig" (3. Mose 11,45). Gott ist heilig. In Jesaja 55:8 sagt uns Gott klar: "...meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege..." Gott lebt und handelt auf einer höheren Ebene als wir. Jesus Christus war Gott in Menschengestalt. Er beschreibt sich als "Licht der Welt" (Johann es 8:12), als der "Ich bin", der schon vor Abraham gelebt habe (Vers 58), als "die Tür" (Johannes 10,9), als "der gute Hirte" (Vers 11) und als der "Weg und die Wahrheit und das Leben" (Johannes 14,6).
  • Selbstaussagen Gottes über sein Wirken
    Zum Wesen gehört das Tun, beziehungsweise es entspringt aus ihm. Aussagen über das Tun ergänzen daher die Aussagen über das Wesen. Ich mache "das Licht ... und schaffe die Finsternis", sagt Gott über sich in Jesaja 45,7; ich gebe "Frieden ... und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut." Alles, was ist, hat Gott geschaffen. Und er beherrscht das Geschaffene. Gott sagt auch die Zukunft voraus: "Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was hernach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, geschieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, das tue ich" (Jesaja 46,9-10). Gott liebt die Welt und sandte seinen Sohn, um ihr das Heil zu bringen. "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Johannes 3,16). Durch Jesus bringt Gott Kinder in seine Familie. In Offenbarung 21,7 lesen wir: "Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein". Über die Zukunft sagtJesus: "Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind" (Offenbarung 22,12).
  • Aussagen von Menschen über Gottes Wesen
    Seit jeher tritt Gott in Verbindung mit Menschen, die er zur Ausführung seines Willens erwählt hat. Viele dieser Diener haben uns in der Bibel Einzelheiten über Gottes Wesen hinterlassen. "...der Herr ist unser Gott, der Herr allein", sagt Mose (5. Mose 6,4). Es gibt nur einen Gott. Die Bibel vertritt den Monotheismus. (Nähere Einzelheiten finden Sie im dritten Kapitel). Von den vielen Aussagen des Psalmisten über Gott hier nur diese: "Denn wer ist Gott, wenn nicht der Herr, oder ein Fels, wenn nicht unser Gott?" (Psalm 18,32). Nur Gott gebührt Anbetung, und er stärkt die, die ihn anbeten. In den Psalmen findet sich eine Fülle von Einsichten über Gottes Wesen. Zu den tröstlichsten Versen der Schrift zählt 1. Johannes 4,16: "Gott ist die Liebe..." Eine wichtige Einsicht über Gottes Liebe und sein hohes Wollen für den Menschen findet sich in 2. Petrus 3:9: "Der Herr ... will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Busse [Reue] finde." Was ist Gottes grösster Wunsch für uns, seine Geschöpfe, seine Kinder? Dass wir gerettet werden. Und Gottes Wort kehrt nicht leer zu ihm zurück  es wird das Beabsichtigte vollbringen (Jesaja 55,11). Das Wissen, dass es Gottes feste Absicht ist, uns zu retten, und dass er dazu auch in der Lage ist, sollte uns grosse Hoffnung geben.
  • Die Bibel enthält Aussagen von Menschen über Gottes Tun
    Gott "hängt die Erde über das Nichts", sagt Hiob 26,7 aus. Er lenkt die Kräfte, die Umlaufbahn und Rotation der Erde bestimmen. In seiner Hand liegen Leben und Tod für die Erdbewohner: "Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde" (Psalm 104,29-30). Gleichwohl hat Gott, obschon allmächtig, als liebender Schöpfer den Menschen nach seinem Bilde gemacht und ihm Herrschaft über die Erde gegeben (1. Mose 1,26). Als er sah, dass sich Bosheit auf der Erde verbreitet hatte, "reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen" (1. Mose 6,6). Auf die Schlechtigkeit der Welt reagierte er, indem er die Sintflut schickte, die die ganze Menschheit verschlang ausser Noah und seine Familie (1. Mose 7,23). Später berief Gott den Patriarchen Abraham und schloss mit ihm einen Bund, durch den "alle Geschlechter auf Erden" gesegnet werden sollten (1. Mose 12,1-3)  ein Verweis bereits auf Jesus Christus, ein Nachkomme Abrahams. Als er das Volk Israel formte, führte Gott es auf wunderbare Weise durch das Rote Meer und vernichtete das ägyptische Heer: "... Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt" (2. Mose 15,1). Israel brach sein Übereinkommen mit Gott und liess Gewalt und Ungerechtigkeit einreissen. Deshalb liess Gott es zu, dass die Nation von fremden Völkern angegriffen und schliesslich aus dem Gelobten Land in die Sklaverei geführt wurde (Hesekiel 22,23-31). Doch der barmherzige Gott versprach, der Welt einen Erlöser zu senden, um mit allen, die ihre Sünden bereuen, Israeliten wie Nichtisraeliten, einen ewigen Bund der Gerechtigkeit zu schliessen (Jesaja 59,20-21). Und schliesslich sandte Gott tatsächlich seinen Sohn Jesus Christus. Jesus erklärte: "Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage" (Johannes 6:40). Gott versicherte: "...wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden" (Römer 10,13).
  • Heute ermächtigt Gott seine Kirche, das Evangelium vorn Reich "in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker" zu predigen (Matthäus 24,14). Am Pfingsttag nach der Auferstehung Jesu Christi sandte Gott den Heiligen Geist, um die Kirche: zum Leib Christi zusammenzuschliessen und Christen die Geheimnisse Gottes kundzutun (Apostelgeschichte 2,1-4).
  • Die Bibel ist ein Buch über Gott und die Beziehung der Menschheit zu ihm. Ihre Botschaft lädt uns zu lebenslanger Erforschung ein, mehr über Gott zu erfahren, über das, was er ist, was er tut, was er will, was er plant. Doch kein Mensch kann ein vollkommenes Bild von Gottes Wirklichkeit begreifen. Wohl ein wenig entmutigt von seinem Unvermögen, die ganze Fülle Gottes zu erfassen, schliesst Johannes seinen Bericht vorn Leben Jesu mit den Worten: "Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem an dem aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären" (Johannes 21,25).

Kurz zusammengefasst, zeigt die Bibel Gott als

  • aus sich selbst seiend
  • an keine zeitlichen Grenzen gebunden
  • an keine räumlichen Grenzen gebunden
  • allmächtig
  • allwissend
  • transzendent (über dem Universum stehend)
  • immanent (mit dem Universum befasst).

Doch was ist Gott genau?

Ein Religionsprofessor suchte seinen Zuhörern einmal einen näheren Begriff von Gott zu geben. Er bat die Studenten, einander in einem grossen Kreis die Hände zu reichen und die Augen zu schliessen. "Nun entspannen Sie sich, und stellen Sie sich einmal Gott vor", sagte er. "Versuchen Sie sich auszumalen, wie er aussieht, wie sein Thron aussehen, seine Stimme klingen könnte, was um ihn herum vorgeht." Mit geschlossenen Augen, Hand in Hand, sassen die Studenten lange auf ihren Stühlen und erträumten sich Gottesbilder. "Nun?" fragte der Professor. "Sehen Sie ihn? Jeder von Ihnen müsste jetzt irgend ein Bild vor Augen haben. Aber", fuhr der Professor fort, das ist nicht Gott! Nein! riss er sie aus ihren Gedanken. "Das ist nicht Gott! Ihn kann man mit unserem Verstand nicht voll fassen! Kein Mensch kann Gott ganz fassen, weil Gott Gott ist und wir nur physisch und begrenzte Wesen sind." Eine sehr tiefe Einsicht. Warum lässt sich so schwer definieren, wer und was Gott ist? Das Haupthindernis liegt in der von jenem Professor angesprochenen Beschränkung: All seine Erfahrungen macht der Mensch durch seine fünf Sinne, und darauf ist unser ganzes sprachliches Verständnis abgestimmt. Gott dagegen ist ewig. Er ist unendlich. Er ist unsichtbar. Doch wir können sinnvolle Aussagen über einen Gott machen, obwohl wir durch unsere physischen Sinne begrenzt sind.

Geistliche Wirklichkeit, menschliche Sprache

Gott offenbart sich indirekt in der Schöpfung. Er hat oft in die Weltgeschichte eingegriffen. Sein Wort, die Bibel, sagt uns mehr über ihn. Er erschien auch auf mancherlei Weise einigen Menschen in der Bibel. Dennoch, Gott ist Geist, seine ganze Fülle kann nicht betrachtet, betastet, geruchlich wahrgenommen werden. Die Bibel gibt uns Wahrheiten über eine Gottvorstellung mit Hilfe von Begriffen, die physische Wesen in ihrer physischen Welt zu fassen vermögen. Doch diese Worte sind nicht imstande, vollkommen Gott wiederzugeben.

So nennt die Bibel Gott beispielsweise "Fels" und "Burg" (Psalm 18,3), "Schild" (Psalm 144,2), "verzehrendes Feuer" (Hebräer 12,29). Wir wissen, dass Gott nicht im wörtlichen Sinne diesen physischen Dingen entspricht. Es handelt sich um Sinnbilder, die, fussend auf menschlich Beobachtbarem und Verstehbarem, uns wichtige Seiten Gottes nahebringen.

Die Bibel schreibt sogar Gott eine menschliche Form zu, die Aspekte seines Charakters und seine Beziehung mit dem Menschen offenbart. Stellen beschreiben Gott mit einem Körper (Philipper 3:21); einem Haupt und Haaren (Offenbarung 1,14); einem Antlitz (1. Mose 32,31; 2. Mose 33,23; Offenbarung 1:16); Augen und Ohren (5. Mose 11,12; Psalm 34,16; Offenbarung 1,14); Nase (1. Mose 8,21; 2. Mose 15,8); Mund (Matthäus 4,4; Offenbarung 1,16); Lippen (Hiob 11,5); Stimme (Psalm 68,34; Offenbarung 1,15); Zunge und Atem (Jesaja 30,27-28); Arme, Hände und Finger (Psalm 44,3-4; 89,14; Hebräer 1,3; 2. Chronik 18,18; 2. Mose 31,18; 5. Mose 9,10; Psalm 8:4; Offenbarung 1,16); Schultern (Jesaja 9,5); Brust (Offenbarung 1,13); Rücken (2. Mose 33,23); Hüften (Hesekiel 1,27); Füsse (Psalm 18,10; Offenbarung 1,15).

Häufig, wenn von unserem Verhältnis zu Gott die Rede ist, bedient sich die Bibel einer dem menschlichen Familienleben entnommenen Sprache. Jesus lehrt uns beten: "Unser Vater im Himmel!" (Matthäus 6,9). Gott will sein Volk trösten, wie eine Mutter ihre Kinder tröstet (Jesaja 66,13). Jesus schämt sich nicht, die von Gott Erwählten seine Brüder zu nennen (Hebräer 2,11); er ist ihr ältester Bruder, der Erstgeborene (Römer 8,29). In Offenbarung 21,7 verheisst Gott: "Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein." Ja, Gott ruft den Christen zu einer Familienbindung  zu seinen Kindern. Die Bibel schildert diese Bindung in einem vom Menschen fassbaren Verständnis. Sie malt von der höchsten geistlichen Realität ein Bild, das man impressionistisch nennen könnte. Dies gibt uns nicht den gesamten Umfang der zukünftigen, herrlichen, geistlichen Wirklichkeit. Die Freude und Herrlichkeit der endgültigen Beziehung mit Gott als seine Kinder ist viel grösser, als unser begrenzter Wortschatz es auszudrücken vermag. So sagt uns 1. Johannes 3,2: "Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist." In der Auferstehung, wenn die Fülle des Heils und das Reich Gottes gekommen sind, werden wir Gott endlich "ganz" kennenlernen. "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild", schreibt Paulus, "dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin" (1. Korinther 13,12).

"Wer mich sieht, der sieht den Vater"

Gottes Selbstoffenbarung vollzieht sich, wie wir gesehen haben, über die Schöpfung, die Geschichte und die Schrift. Darüber hinaus hat sich Gott dem Menschen aber auch dadurch offenbart, dass er selbst Mensch wurde. Er wurde wie wir und lebte, diente und lehrte unter uns. Jesu Kommen war Gottes grösster Akt der Selbstoffenbarung. "Und das Wort ward Fleisch (Johannes 1,14). Jesus entäusserte sich der göttlichen Vorrechte und wurde ein Mensch  ganz Mensch. Er starb für unsere Sünden, wurde von den Toten auferweckt und gründete seine Kirche. Christi Kommen wirkte wie ein Schock auf die Menschen seiner Tage. Warum? Weil ihr Gottesbild nicht weit genug war, wie wir in den nächsten beiden Kapiteln sehen werden. Dennoch sagte Jesus seinen Jüngern: "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" (Johannes 14:9). Kurz: In Jesus Christus hat sich Gott offenbart.

3. Kein Gott ist ausser mir

Judentum, Christentum, Islam. Alle drei Weltreligionen berufen sich aufAbraham als Vater. Abraham unterschied sich von seinen Zeitgenossen auf eine wichtige Weise: Er verehrte nur einen Gott — den wahren Gott. Monotheismus  das ist der Glaube, dass nur ein einziger Gott existiert  bezeichnet den Anfangspunkt wahrer Religion.

Abraham betete den wahren Gott an Abraham wurde nicht in eine monotheistische Kultur hineingeboren. Jahrhunderte später mahnt Gott das alte Israel: "Eure Väter wohnten vorzeiten jenseits des Euphratstroms, Terach, Abrahams und Nahors Vater, und dienten anderen Göttern. Da nahm ich euren Vater Abraham von jenseits des Stroms und liess ihn umherziehen im ganzen Land Kanaan und mehrte sein Geschlecht..." (Josua 24,2-3).

Vor seiner Berufung durch Gott lebte Abraham in Ur; seine Vorfahren haben wahrscheinlich in Haran gelebt. An beiden Orten verehrte man viele Götter. In Ur etwa stand eine grosse Zikkurat, gewidmet dem sumerischen Mondgott Nanna. Andere Tempel in Ur dienten den Kulten des An, Enlil, Enki und NingaL Aus dieser polytheistischen Glaubenswelt lief Gott Abraham heraus: "Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum grossen Volk machen... " (1. Mose 12,1-2).

Abraham gehorchte Gott und zog fort (Vers 4). In gewissem Sinne begann Gottes Beziehung zu Israel an diesem Punkt: als er sich Abraham offenbarte. Gott schloss einen Bund mit Abraham. Später erneuerte er den Bund mit Abrahams Sohn Isaak und noch später mit Isaaks Sohn Jakob. Abraham, Isaak und Jakob beteten den einen wahren Gott an. Dadurch unterschieden sie sich auch von ihren nahen Verwandten. Laban, ein Enkel Nahors, des Bruders Abrahams, kannte beispielsweise noch Hausgötter (Götzen) (1. Mose 31,30-35).

Gott rettet Israel vor ägyptischer Abgötterei

Jahrzehnte später liess sich Jakob (umbenannt zu Israel) mit seinen Kindern in Ägypten nieder. Einige Jahrhunderte lang blieben die Kinder Israel in Ägypten. Auch in Ägypten herrschte ausgesprochene Vielgötterei. Das Lexikon der Bibel (Eltville 1990) schreibt: "Die Religion [Ägyptens] ist ein Konglomerat der einzelnen Nomosreligionen, zu denen noch zahlreiche vom Ausland eingeführte Gottheiten (Baal, Astarte, der fratzenhafte Bes) treten, unbekümmert um die Widersprüche zwischen den verschiedenen Vorstellungen, die so entstanden ... Auf der Erde inkorporieren sich die Götter in an bestimmten Zeichen erkennbaren Tieren" (S. 17-18).

In Ägypten wuchsen die Kinder Israel an Zahl, fielen jedoch in die Knechtschaft der Ägypter. Gott offenbarte sich in einer Reihe von Taten, die zu Israels Befreiung aus Ägypten führten. Dann schloss er einen Bund mit der Nation Israel. Gottes Selbstoffenbarung gegenüber den Menschen ist  wie diese Ereignisse zeigen  seit jeher monotheistisch. Er offenbart sich Mose als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Der Name, den er sich dabei gibt ("Ich werde sein" bzw. "Ich bin", 2. Mose 3,14), deutet daraufhin, dass andere Götter nicht so existieren, wie Gott existiert. Gott ist. Sie sind nicht!

Weil der Pharao die Israeliten nicht freigeben will, demütigt Gott Ägypten mit zehn Plagen. Viele dieser Plagen zeigen unmittelbar die Machtlosigkeit der ägyptischen Götter. Beispielsweise hat einer der ägyptischen Götter einen Froschkopf. Gottes Froschplage macht den Kult dieses Gottes lächerlich.

Sogar nachdem ihm die furchtbaren Folgen der zehn Plagen vor Augen stehen, will der Pharao die Israeliten nicht ziehen lassen. Da vernichtet Gott das Ägypterheer im Meer (2. Mose 14,27). Diese Tat demonstriert die Kraftlosigkeit des ägyptischen Meeresgottes. Triumphlieder singend (2. Mose 15,1-21), preisen die Kinder Israel ihren allmächtigen Gott.

Der wahre Gott wird gefunden und wieder verloren

Aus Ägypten führt Gott die Israeliten zum Sinai, wo sie einen Bundesschluss besiegeln. Im ersten der zehn Gebote betont Gott, dass ihm allein Anbetung gebührt: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir" (2. Mose 20,3). Im zweiten Gebot verbietet er Bilder- und Götzendienst (Vers 4-5). Immer wieder mahnt Mose die Israeliten, nicht dem Götzendienst zu verfallen (5. Mose 4,23-26; 7,5; 12,2-3; 29,15-20). Er weiss, dass die Israeliten versucht sein werden, den kanaanitischen Göttern zu folgen, wenn sie in das verheissene Land kommen.

Das Gebetnamens Sch'ma (hebräisch "Höre!", nach dem ersten Wort dieses Gebets) bekundet Israels Verpflichtung gegenüber Gott. Es fängt so an: "Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft" (5. Mose 6,4-5). Israel verfällt jedoch immer wieder den kanaanitischen Göttern, darunter EI (ein Standardname, der auch auf den wahren Gott angewandt werden kann), Baal, Dagon und Asthoreth (ein anderer Name der Göttin Astarte bzw. Ischtar). Insbesondere der Baalskult hat eine verführerische Anziehungskraft auf die Israeliten. Als sie das Land Kanaan kolonisieren, sind sie von guten Ernten abhängig. Baal, der Sturmgott, wird in Fruchtbarkeitsriten verehrt. Die International Standard Bible Encyclopedia: "Weil bei ihm die Fruchtbarkeit von Land und Tier im Mittelpunkt steht, muss der Fertilitätskult auf Gesellschaften wie Alt-Israel, deren Wirtschaft überwiegend bäuerlich ausgerichtet war, immer anziehend gewirkt haben" (Band 4, S. 101).

Gottes Propheten mahnen die Israeliten, sich von ihrer Abtrünigkeit zu bekehren. Elia fragt das Volk: "Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so andelt ihm nach, ist's aber Baal, so wandelt ihm nach" (1. Könige 18,21). Gott erhört Elias Gebet, um zu beweisen, dass er allein Gott ist. Das Volk erkennt: "Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott!" (Vers 39).

Gott offenbart sich nicht einfach nur als der grösste aller Götter, sondern als der einzige Gott: "Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr, kein Gott ist ausserr" (Jesaja 45,5). Und: "Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und ausser mir ist kein Heiland" (Jesaja 43,10-11).

Das Judentum — streng monotheistisch

Die jüdische Religion der Jesuszeit war weder henotheistisch (viele Götter annehmend, aber einen für den grössten haltend) noch monoiatrisch (nur den Kult eines Gottes zulassend, aber andere für existent haltend), sondern streng monotheistisch (glaubend, dass es nur einen einzigen Gott gibt). Laut Theological Dictionary of the New Testament waren die Juden in keinem anderen Punkt einiger als in ihrem Glauben an nur einen Gott (Band 3, S. 98).

Bis heute ist das Aufsagen der Sch'ma fester Bestandteil der jüdischen Religion. Rabbi Akiba (gestorben als Märtyrer im 2. Jahrundert n. Chr.), der während des Betens der Sch'ma hingerichtet worden sein soll, soll in seinen Qualen immer wiedel 5. Mose 6,4 hergesagt und beim Wort "allein" den letzten Atemzug getan haben.

Jesus zum Monotheismus

Als ein Schriftgelehrter Jesus fragt, welches das grösste Gebot sei, antwortet Jesus mit einem Sch'ma-Zitat: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften" (Markus 12:29-30). Der Schriftgelehrte stimmt zu: "Meister, du hast wahrhaftig recht geredet! Er ist nur· einer, und ist kein anderer ausser ihm..." (Vers 32).

Im nächsten Kapitel werden wir sehen, dass Jesu Kommen das Gottesbild der neutestamentlichen Kirche vertieft und erweitert. Jesus erhebt den Anspruch, Gottes Sohn und zugleich eins mit dem Vater zu sein. Jesus bestätigt den Monotheismus. Das Theological Dictionary of the New Testament hebt hervor: "Durch die [neutestamentliche] Christologie wird der frühchristliche Monotheismus gefestigt, nicht erschüttert ... Den Evangelien zufolge verschärft Jesus sogar das monotheistische Bekenntnis" (Band 3, S. 102).

Selbst Christi Feinde bescheinigen ihm: "Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht" (Vers 14). Wie die Heilige Schrift zeigt, ist Jesus "der Christus Gottes" (Lukas 9,20), "der Christus, der Auserwählte Gottes" (Lukas 23:35). Er ist "Gottes Lamm" (Johannes 1,29) und "Gottes Brot" (Johannes 6,33). Jesus, das Wort, war Gott (Johannes 1,1). Die vielleicht klarste monotheistische Aussage Jesu findet sich in Markus 10,17-18. Als ihn jemand mit "guter Meister" anspricht, erwidert Jesus: "Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein."

Was die frühe Kirche predigte

Jesus hat seiner Kirche den Auftrag gegeben, das Evangelium zu predigen und alle Völker zu Jüngern zu machen (Matthäus 28,18-20). Daher predigte sie bald auch Menschen, die von polytheistischer Kultur geprägt waren. Als Paulus und Barnabas in Lystra predigten und Wunder wirkten, verriet die Reaktion der Einwohner noch ihr strikt polytheistisches Denken: "Als aber das Volk sah, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und riefen auflykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgekommen. Und sie nannten Barnabas Zeus und Paulus Hermes..." (Apostelgeschichte 14,11-12). Hermes und Zeus waren zwei Götter aus dem griechischen Pantheon. Sowohl das griechische als auch das römische Pantheon waren in der neutestamentlichen Welt gut bekannt, und der Kult griechisch-römischer Götter blühte. Paulus und Barnabas erwiderten leidenschaftlich monotheistisch: "Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr und predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat" (Vers 15). Doch selbst dadurch konnten sie die Menschen kaum davon abhalten, ihnen zu opfern.

In Athen fand Paulus Altäre vieler verschiedener Götter -sogar einen Altar mit der Widmung "Dem unbekannten Gott" (Apostelgeschichte 17,23). Diesen Altar nahm er als "Aufhänger" für seine Monotheismus-Predigt an die Athener. In Ephesus war der Artemis-(Diana-)Kult von einem schwunghaften Handel mit Götterbildern begleitet. Nachdem Paulus den einzig wahren Gott gepredigt hatte, flaute dieser Handel ab. Der Goldschmied Demetrius, der dadurch Einbussen erlitt, führte Klage, dass "dieser Paulus viel Volle abspenstig macht, überredet und spricht: Was mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter" (Apostelgeschichte 19:26). Wieder einmal predigt hier ein Diener Gottes die Nichtigkeit menschengemachter Götzen. Wie das Alte verkündet auch das Neue Testament nur einen einzigen wahren Gott. Die anderen Götter sind nicht.

Keinen anderen Gott

Klipp und klar sagt Paulus den Christen von Korinth, er wisse, "dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen" (1. Korinther 8,4).

Monotheismus bestimmt das Alte wie das Neue Testament. Abraham, den Vater der Gläubigen, berief Gott aus einer polytheistischen Gesellschaft heraus. Gott offenbarte sich Mose und Israel und gründete den Alten Bund auf die alleinige Verehrung seiner selbst. Er sandte Propheten aus, um die Botschaft des Monotheismus zu betonen. Und schliesslich hat auch Jesus selbst den Monotheismus bestätigt. Die von ihm gegründete neutestamentliche Kirche kämpfte ständig gegen Glaubensrichtungen, die keinen reinen Monotheismus vertraten. Seit den Tagen des Neuen Testamentes predigt die Kirche konsequent das, was Gott vor langer Zeit offenbarte: Nur einer ist Gott, "der Herr allein".

4. Gott, offenbart in Jesus Christus

Die Bibel lehrt: „Es gibt nur einen Gott“. Nicht etwa zwei, drei oder tausend. Es existiert nur Gott allein. Das Christentum ist eine monotheistische Religion, wie wir im dritten Kapitel gesehen haben. Deshalb erregte das Kommen Christi in der damaligen Zeit so starkes Aufsehen.

Den Juden ein Ärgernis

Durch Jesus Christus, durch den "Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens", offenbarte sich Gott dem Menschen (Hebräer 1,3). Jesus nannte Gott seinen Vater (Matthäus 10,32-33; Lukas 23,34; Johannes 10,15) und sagte: "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" (Johannes 14:9). Er erhob den kühnen Anspruch: "Ich und der Vater sind eins" (Johannes 10:30). Nach seiner Auferstehung sprach Thomas ihn an mit "Mein Herr und mein Gott!" (Johannes 20:28). Jesus Christus war Gott.

Dies konnte das Judentum nicht akzeptieren. "Der Herr ist unser Gott, der Herr allein" (5. Mose 6,4); dieser Satz aus der Sch'ma bildete seit langem das Fundament des jüdischen Glaubens. Doch hier kam ein Mann mit tiefem Schriftverständnis und wundertätigen Kräften, der behauptete, der Sohn Gottes zu sein. Manche jüdischen Führer erkannten ihn zwar als von Gott kommenden Lehrer an (Johannes 3,2).

Aber Gottes Sohn? Wie konnte der eine, einzige Gott zugleich Vater und Sohn sein? "Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten", sagt Johannes 5,18, "weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater“. Am Ende verurteilten die Juden ihn zum Tode, weil er in ihren Augen gelästert hatte: "Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei" (Markus 14,61-64).

Den Griechen eine Torheit

Doch auch die Griechen der Jesuszeit konnten den Anspruch, den Jesus erhob, nicht akzeptieren. Nichts, war ihre Überzeugung, vermag die Kluft zwischen dem Ewigen-Unveränderlichen und dem Vergänglichen-Stofflichen zu überbrücken. Und so spotteten die Griechen über die folgende tiefsinnige Aussage des Johannes: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort ... Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit" (Johannes 1,1, 14). Damit nicht genug des Unglaublichen für die Ungläubigen. Gott wurde nicht nur Mensch und starb, er wurde auch noch von den Toten auferweckt und erlangte seine frühere Herrlichkeit zurück (Johannes 17,5). Der Apostel Paulus schrieb an die Epheser, Gott habe Christus "von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel" (Epheser 1:20).

Deutlich spricht Paulus die Bestürzung an, die Jesus Christus bei Juden und Griechen hervorrief: "Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit" (1. Korinther 1,21-23). Nur die Berufenen könnten die wunderbare Nachricht des Evangeliums verstehen und begrüssen, sagt Paulus weiter; "denen ... die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind" (Vers 24-25). Und in Römer 1,16 ruft Paulus: "...ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen."

"Ich bin die Tür"

Während seines Erdenlebens sprengte Jesus, der fleischgewordene Gott, viele alte, liebgewordene — aber falsche — Vorstellungen darüber, was Gott ist, wie Gott lebt und was Gott will. Er rückte Wahrheiten ins Licht, die das Alte Testament nur angedeutet hatte. Und er verkündete, nur durch
ihn sei Heilserlangung möglich.

"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben", proklamierte er, "niemand kommt zum Vater denn durch mich" (Johannes 14,6). Und: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Flucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen" (Johannes 15,5-6). An früherer Stelle sagte er: "Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden..." (Johannes 10,9).

Jesus ist Gott

Jesus hat den monotheistischen Imperativ, der aus 5. Mose 6,4 spricht und der überall im Alten Testament anklingt, nicht ausser Kraft gesetzt. Im Gegenteil, wie er das Gesetz nicht abschafft, sondern erweitert (Matthäus 5, 17, 21-22, 27-28), so erweitert er nun den Begriff des "einen" Gottes auf ganz ungeahnte Weise. Er erklärt: Es gibt nur den einen und einzigen Gott, doch seit Ewigkeit ist das Wort bei Gott (Johannes 1,1-2). Das Wort wurde Fleisch — ganz Mensch und zugleich ganz Gott — und verzichtete von sich aus auf alle göttlichen Vorrechte. Jesus, "der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäusserte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der
Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz" (Philipper 2,6-8).

Jesus war ganz Mensch und ganz Gott. Er gebot über alle Macht und Autorität Gottes, unterwarf sich aber uns zuliebe den Beschränkungen des Menschseins. Während dieser Inkarnationszeit blieb er, der Sohn, "eins" mit dem Vater. "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" sagte Jesus (Johannes 14,9). "Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat" (Johannes 5,30). Er sagte, er tue nichts von sich selbst, sondern rede, wie es ihn der Vater gelehrt habe (Johannes 8,28).

Kurz vor seiner Kreuzigung erklärte er seinen Jüngern dann: "Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater" (Johannes 16,28). Jesus kam auf die Erde, um für unsere Sünden zu sterben. Er kam, um seine Kirche zu gründen. Er kam, um die weltweite Verkündigung des Evangeliums einzuleiten. Und er kam auch, um Gott den Menschen zu offenbaren. Insbesondere verschaffte er den Menschen Kenntnis von der Vater-Sohn-Beziehung, die in der Gottheit besteht.

Das Johannesevangelium beispielsweise zeichnet über weite Strecken nach, wie Jesus der Menschheit den Vater offenbart. Besonders interessant in dieser Hinsicht sind Jesu Passahgespräche (Johannes 13-17). Welch eine erstaunliche Erkenntnis über das Wesen Gottes! Noch erstaunlicher ist dann Jesu weitere Offenbarung über das gottgewollte Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Der Mensch kann an der göttlichen Natur teilhaben! Seinen Jüngern sagte Jesus: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren" (Johannes 14,21). Gott will den Menschen durch eine Beziehung der Liebe mit sich vereinen — eine Liebe der Art, wie sie zwischen Vater und Sohn herrscht. Den Menschen, in denen diese Liebe wirkt, offenbart sich Gott. Jesus fährt fort: "Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt
hat" (Vers 23-24).

Wer durch den Glauben an Jesus Christus zu Gott kommt, sein Leben in Treue Gott unterstellt, in dem lebt Gott. Petrus predigte: "Tut Busse [Bereut], und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes" (Apostelgeschichte 2,38). Auch der Heilige Geist ist Gott, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden. Paulus wusste, dass Gott in ihm lebte: "Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahin gegeben" (Galater 2,20).

Das Leben Gottes im Menschen kommt einer "Neugeburt" gleich, wie Jesus in Johannes 3:3 erklärt. Bei dieser geistlichen Geburt beginnt man ein neu es Leben in Gott, wird zum Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes (Epheser 2:19). Paulus schreibt, Gott habe uns "errettet von der Macht der Finsternis" und uns "versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden" (Kolosser 1,13-14). Der Christ ist Bürger des Reiches Gottes. "Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder" (1. Johannes 3:2). In Jesus Christus hat Gott sich voll offenbart. "Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kolosser 2:9). Was bedeutet diese Offenbarung für uns? Wir können Teilhaber der göttlichen Natur werden!

Petrus zieht das Fazit: „Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrössten Verheissungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde der Welt" (2. Petrus 1,3-4).

Christus — die vollkommene Offenbarung Gottes

Inwiefern hat sich Gott nun konkret in Jesus Christus offenbart? In allem, was er dachte und ausführte, hat Jesus den Charakter Gottes offenbart. Jesus starb und wurde von den Toten auferweckt, damit der Mensch gerettet und mit Gott versöhnt werden und das ewige Leben erlangen konnte. Römer 5:10-11 sagt uns: "Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Henn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben."

Jesus offenbarte Gottes Plan, eine neue, ethnische und nationale Schranken übergreifende geistliche Gemeinschaft zu gründen — die Kirche (Epheser 2,14-22). Jesus offenbarte Gott als den Vater aller, die in Christus wieder geboren sind. Jesus offenbarte die herrliche Bestimmung, die Gott seinem Volk verheisst. Die Gegenwart des Geistes Gottes in uns verleiht uns bereits jetzt einen Vorgeschmack dieser künftigen Herrlichkeit. Der Geist ist "das Unterpfand unsres Erbes" (Epheser 1,14).

Jesus bezeugte auch die Existenz des Vaters und des Sohnes als einen Gott und damit die Tatsache, dass in der einen, ewigen Gottheit unterschiedliche Wesenselemente zum Ausdruck kommen. Die neutestamentlichen Autoren gebrauchten immer wieder die alttestamentlichen Gottnamen für Christus. Dadurch bezeugten sie uns nicht nur, wie Christus ist, sondern auch, wie Gott ist, denn Jesus ist die Offenbarung des Vaters, und er und der Vater sind eins. Wir erfahren mehr über Gott, wenn wir untersuchen, wie Christus ist.

5. Einer in dreien und drei in einem

Die Lehre von einem Gott vertritt die Bibel, wie wir gesehen haben, kompromisslos. Jesu Fleischwerdung und Jesu Werk haben uns den tieferen Einblick in das "Wie" des Einsseins Gottes gegeben. Das Neue Testament bezeugt, dass Jesus Christus Gott ist und dass der Vater Gott ist. Doch es stellt, wie wir sehen werden, auch den Heiligen Geist als Gott dar — als göttlich, als ewig. Das heisst: Die Bibel offenbart einen Gott, der ewig als Vater, Sohn und Heiliger Geist existiert. Aus diesem Grund soll der Christ getauft werden "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes" (Matthäus 28,19).

Im Lauf der Jahrhunderte sind mancherlei Erklärungsmodelle aufgekommen, die diese biblischen Sachverhalte vielleicht auf den ersten Blick fassbarer machen. Doch wir müssen uns hüten, Erklärungen zu akzeptieren, die "durch die Hintertür" gegen biblische Lehren verstossen. Denn manche Erklärung mag zwar die Sache insofern vereinfachen, als sie uns ein griffigeres und plastischeres Gottesbild vermittelt. Aber in erster Linie kommt es doch darauf an, ob eine Erklärung im Einklang mit der Bibel steht, und nicht, ob sie in sich geschlossen und stimmig ist. Die Bibel zeigt auf, dass es einen — und nur einen — Gott gibt und präsentiert uns dennoch gleichzeitig Vater, Sohn und den Heiligen Geist, alle ewig existierend und alle Dinge vollbringend, wie nur Gott sie ausführen kann.

"Einer in dreien", "drei in einem", das sind Vorstellungen, die menschlicher Logik widerstreben. Relativ einfach vorstellbar wäre zum Beispiel ein Gottwesen "aus einem Guss", ohne "Aufspaltung" in Vater, Sohn und Heiligen Geist. Doch das ist nicht der Gott der Bibel. Ein anderes einfaches Bild ist die "Gottfamilie", die aus mehr als einem Mitglied besteht. Aber der Gott der Bibel ist ganz anders als alles, was wir mit eigenem Denken und ohne jede Offenbarung hätten erschliessen können.

Gott offenbart viele Dinge über sich, und wir glauben sie, auch wenn wir sie nicht alle erklären können. So können wir zum Beispiel nicht befriedigend erklären, wie Gott ohne Anfang sein kann. Eine solche Vorstellung geht über unseren begrenzten Horizont hinaus. Wir können sie nicht erklären, wissen aber, dass es wahr ist, dass Gott keinen Anfang hatte. Ebenso offenbart die Bibel, dass Gott einer und nur einer ist, zugleich aber auch Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Der Heilige Geist ist Gott

Apostelgeschichte 5,3-4 nennt den Heiligen Geist "Gott": "Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen." Hananias' Lüge vor dem Heiligen Geist war, laut Petrus, eine Lüge vor Gott. Das Neue Testament schreibt dem Heiligen Geist Eigenschaften zu, die nur Gott besitzen kann. So ist der Heilige Geist beispielsweise allwissend. "Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit" (1. Korinther 2,10).

Ferner ist der Heilige Geist allgegenwärtig, an keine räumlichen Grenzen gebunden. "Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?" (1. Korinther 6,19). Der Heilige Geist wohnt in allen Gläubigen, ist somit nicht auf einen Ort beschränkt. Der Heilige Geist erneuert Christen. "Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist ... Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weisst nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist" (Johannes 3,5-6, 8). Er sagt Zukünftiges voraus. "Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen" (1. Timotheus 4,1). In der Taufformel wird der Heilige Geist mit Vater und Sohn auf eine Stufe gestellt: Der Christ soll getauft werden "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes" (Matthäus 28,19). Der Geist vermag aus dem Nichts zu erschaffen (Psalm 104,30). Nur Gott hat solche Schöpfergaben. Hebräer 9,14 gibt dem Geist das Beiwort "ewig". Nur Gott ist ewig.

Jesus hat den Aposteln versprochen, nach seinem Fortgang einen "Tröster" (Beistand) zu senden, der "in Ewigkeit" bei ihnen bleiben soll, den "Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein" (Johannes 14:16-17). Jesus identifiziert diesen „Tröster ausdrücklich als den Heiligen Geist: "Aber der Tröster, der heilige Geist, den meinVater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe" (Vers 26). Der Tröster zeigt der Welt ihre Sünden auf und leitet uns in alle Wahrheit; alles Handlungen, die nur Gott tun kann. Paulus bestätigt das: "Davon reden wir auch, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in <Worten>, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten" (1. Korinther 2,13, Elberfelder Bibel).

Vater, Sohn und Heiliger Geist: ein Gott

Wenn wir erkennen, dass es nur einen Gott gibt und dass der Heilige Geist Gott ist, wie auch der Vater Gott und der Sohn Gott ist, fällt es uns nicht schwer, Stellen wie Apostelgeschichte 13,2 zu verstehen: "Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe. " Laut Lukas hat der Heilige Geist gesagt: "Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe. " Im Wirken des Heiligen Geistes sieht Lukas unmittelbar das Wirken Gottes.

Wenn wir die biblische Offenbarung des Wesens Gottes beim Wort nehmen, ist sie grossartig. Wenn der Heilige Geist spricht, entsendet, inspiriert, leitet, heiligt, ermächtigt oder Gaben gibt, so ist es Gott, der dies tut. Doch da Gott eins ist und nicht drei separate Wesen, ist der Heilige Geist kein eigenständiger Gott, der von sich aus eigenständig handelt.

Gott hat einen Willen, den Willen des Vaters, der in gleicher Weise der Wille des Sohnes und des Heiligen Geistes ist. Es geht hier nicht um zwei oder drei einzelne göttliche Wesen, die eigenständig entscheiden, in vollkommener Harmonie miteinander zu sein. Es handelt sich vielmehr um einen Gott
und einen Willen. Der Sohn bringt den Willen des Vaters zum Ausdruck Entsprechend ist es das Wesen und Wirken des Heiligen Geistes, den Willen des Vaters auf Erden zu vollbringen.

Paulus zufolge ist der "Herr ... der Geist", und er schreibt vom "Herrn, der der Geist ist" (2. Korinther 3,17-18). In Vers 6 heisst es sogar, "der Geist macht lebendig", und das ist etwas, das nur Gott kann. Den Vater kennen wir nur, weil der Geist uns befähigt zu glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Jesus und der Vater wohnen in uns, aber nur, weil der Geist in uns wohnt (Johannes 14,16-17, 23; Römer 8,9-11). Da Gott eins ist, sind der Vater und der Sohn auch in uns, wenn der Geist in uns ist.

In 1. Korinther 12,4-11 setzt Paulus den Geist, den Herrn und Gott einander gleich. Es sei "ein Gott, der da wirkt in allen", schreibt er in Vers 6. Doch wenige Verse weiter heisst es: "Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist", und zwar "wie er [der Geist] will". Wie kann der Geist etwas wollen? Dadurch, dass er Gott ist. Und da es nur einen einzigen Gott gibt, ist der Wille des Vaters auch der Wille des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Gott anbeten heisst, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist anbeten, denn sie sind der eine und und einzige Gott. Dabei dürfen wir nicht den Heiligen Geist herausstellen und als eigenständiges Wesen anbeten. Nicht dem Heiligen Geist als solchem, sondern Gott, der, Vater, Sohn und Heiliger
Geist in einem ist, soll unsere Verehrung gelten. Gott in uns (der Heilige Geist) bewegt uns, Gott anzubeten. Der Tröster (wie der Sohn) redet nicht "aus sich selber" (Johannes 16,13), sondern sagt das, was der Vater ihm eingibt. Er verweist uns nicht auf sich selbst, sondern auf den Vater durch den Sohn. Und ebenso beten wir auch nicht zum Heiligen Geist als solchem — es ist der Geist in uns, der uns beim Beten hilft und sogar Fürbitte für uns leistet (Römer 8,26).

Wäre nicht Gott selbst in uns, würden wir nie zu Gott bekehrt. Wäre nicht Gott selbst in uns, würden wir weder Gott noch den Sohn (er)kennen. Deshalb haben wir das Heil allein Gott zu verdanken, nicht uns. Die Frucht, die wir tragen, ist die Frucht des Geistes -Gottes Frucht, nicht unsere. Trotzdem geniessen wir, wenn wir es wollen, das grosse Vorrecht, an Gottes Werk mitarbeiten zu dürfen.

Der Vater ist der Erschaffer und die Quelle aller Dinge. Der Sohn ist der Erlöser, der Heiland, das ausführende Organ, durch das Gott alles geschaffen hat. Der Heilige Geist ist der Tröster und Fürsprecher. Der Heilige Geist ist Gott in uns, der uns durch den Sohn zum Vater führt. Durch den Sohn werden wir geläutert und gerettet, damit wir mit ihm und dem Vater Gemeinschaft haben können. Der Heilige Geist wirkt auf unser Herz und unsere Gesinnung ein und führt uns zum Glauben an Jesus Christus, welcher der Weg und die Pforte ist. Der Geist schenkt uns Gaben, die Gaben Gottes, unter denen Glaube, Hoffnung und Liebe nicht die geringsten sind.

All dies ist das Werk des einen Gottes, der sich uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart. Er ist kein anderer Gott als der Gott des Alten Testamentes, doch im Neuen Testament wird mehr über ihn offenbart: Er sandte seinen Sohn als Menschen, der für unsere Sünden sterben und zur Herrlichkeit erhoben werden sollte, und er sandte uns seinen Geist — den Tröster —, der in uns wohnen, uns in alle Wahrheit leiten, uns Gaben schenken und dem Ebenbild Christi angleichen sollte.

Wenn wir beten, ist es unser Ziel, dass Gott unsere Gebete erhört; doch schon zu diesem Ziel hinführen muss uns Gott, und er ist sogar selbst der Weg, auf dem wir zu diesem Ziel hingeführt werden. Mit anderen Worten: Zu Gott (zum Vater) beten wir; Gott in uns (der Heilige Geist) ist es, der uns zum Beten bewegt; und Gott ist auch der Weg (der Sohn), auf dem wir zu jenem Ziel hingeführt werden.

Der Vater setzt den Heilsplan in Gang. Der Sohn verkörpert den Versöhnungs- und Erlösungsplan für die Menschheit und führt ihn selbst durch. Der Heilige Geist bringt die Segnungen — die Gaben — der Erlösung zur Wirkung, die dann die Heilserlangung der treuen Gläubigen bewirken. All dies ist das Werk des einen Gottes, des Gottes der Bibel.

Paulus schliesst den zweiten Korintherbrief mit dem Segen ab: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!" (2. Korinther 13,13). In den Mittelpunkt stellt Paulus die Liebe Gottes, die uns zuteil wird durch die Gnade, die Gott durch Jesus Christus schenkt, und die Einheit und Gemeinschaft mit Gott und miteinander, die er durch den Heiligen Geist schenkt.

Aus wie vielen "Personen" besteht Gott?

Viele Menschen haben nur eine verschwommene Vorstellung davon, was die Bibel über die Einheit Gottes sagt. Die meisten denken nicht tiefer darüber nach. Manche stellen sich drei unabhängige Wesen vor; manche ein Wesen mit drei Köpfen; andere eines, das sich nach Belieben in den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist verwandeln kann. Dies nur als kleine Auswahl aus gängigen Vorstellungsbildern.

Viele versuchen, die biblische Lehre über Gott in den Begriff "Dreieinigkeit", "Dreifaltigkeit" bzw. „Trinität" zu fassen. Auf näheres Befragen, was denn die Bibel darüber sage, müssten sie jedoch meist eine Erklärung schuldig bleiben. Mit anderen Worten: Das Bild vieler Menschen von der Trinität steht biblisch auf tönernen Füssen. Ein wichtiger Grund für die Unklarheit liegt im Gebrauch des Begriffes "Person".

Das in den meisten deutschen Definitionen der Dreifaltigkeit verwendete Wort "Person" suggeriert drei Wesen. Beispiele: "Der eine Gott ist in drei Personen ... die die eine göttliche Natur sind ... Diese drei Personen sind (real) voneinander unterschieden" (Rahner/Vorgrimler, IQ eines Theologisches Wörterbuch, Freiburg 1961, S. 79). Auf Gott bezogen, vermittelt der gängige Sinngehalt des Wortes "Person" ein schiefes Bild: nämlich den Eindruck, Gott sei begrenzt, und seine Dreiheit ergebe sich daraus, dass er aus drei selbständigen Wesen bestehe. Das ist nicht der Fall.

Der deutsche Begriff "Person" stammt vom lateinischen persona. In der lateinischen Theologensprache wurde persona als Bezeichnung für Vater, Sohn und Heiligen Geist verwendet, jedoch in einem anderen Sinn, als es dem deutschen Wort "Person" heute zukommt. Die Grundbedeutung von persona war "Maske". Im übertragenen Sinn beschrieb es eine Rolle in einem Theaterstück Damals trat ein Schauspieler in einem Stück in mehreren Rollen auf, und für jede Rolle trug er eine bestimmte Maske. Doch selbst dieser Begriff, obwohl er das Fehlbild von drei Wesen nicht aufkommen lässt, ist, auf Gott bezogen, noch schwach und irreführend. Irreführend deshalb, weil Vater, Sohn und Heiliger Geist mehr sind als nur Rollen, in die Gott schlüpft, und weil ein Schauspieler auch immer nur eine Rolle auf einmal spielen kann, während Gott stets gleichzeitig Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Es mag sein, dass ein lateinischer Theologe das Richtige meinte, wenn er das Wort persona benutzte. Dass aber ein Laie ihn richtig verstanden hätte, ist unwahrscheinlich. Auch heute führt das Wort "Person", auf Gott bezogen, den Durchschnittsmenschen leicht auf falsche Fährten, wenn es nicht durch die Erklärung begleitet wird, dass man sich unter "Person" in der Gottheit etwas ganz anderes vorzustellen hat als unter "Person" im menschlichen Sinne.

Wer in unserer Sprache von einem Gott in drei Personen redet, kann eigentlich gar nicht anders, als sich drei voneinander unabhängige Gottwesen vorzustellen. Mit anderen Worten, er wird zwischen den Begriffen "Person" und "Wesen" nicht unterscheiden. Aber so ist Gott in der Bibel nicht offenbart. Es gibt nur einen Gott, nicht drei. Die Bibel offenbart, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist, einander durchwirkend, als eine einzige, ewige Seinsweise des einen wahren Gottes der Bibel aufzufassen ist.

Ein Gott: drei Hypostasen

Wenn wir der biblischen Wahrheit Ausdruck geben wollen, dass Gott "einer" und zugleich "drei" ist, so müssen wir uns auf die Suche nach Begriffen machen, die nicht den Eindruck erwecken, es existierten drei Götter oder drei eigenständige Gottwesen. Die Bibel verlangt, keine Kompromisse zu machen, was die Einheit Gottes angeht. Das Problem ist: In allen Wörtern, die sich auf Geschaffenes beziehen, schwingen von der profanen Sprache her Bedeutungsteile mit, die irreführend sein können. Die meisten Wörter, auch das Wort "Person", tendieren dahin, Gottes Natur mit der geschaffenen Ordnung in Verbindung zu bringen. Andererseits haben nun einmal all unsere Wörter einen so oder so gearteten Bezug zur geschaffenen Ordnung. Daher ist es wichtig, genau zu klären, was wir meinen und was wir nicht meinen, wenn wir mit menschlichen Worten von Gott reden. Ein hilfreiches Wort — ein Wortbild, in das griechischsprechende Christen Gottes Einheit und Dreiheit fassten findet sich in Hebräer 1:3. In mehrfacher Weise ist diese Bibelstelle lehrreich. Sie lautet: "Er [der Sohn] ist der Abglanz seiner [Gottes] Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort..." Aus der Formulierung "Abglanz [oder Ausstrahlung] seiner Herrlichkeit" können wir mehrere Erkenntnisse ableiten: Der Sohn ist kein vom Vater separates Wesen. Der Sohn ist nicht minder göttlich als der Vater. Und der Sohn ist ewig, wie es auch der Vater ist. Mit anderen W01ten, der Sohn verhält s ich zum Vater, wie sich der Abglanz bzw. die Ausstrahlung zur Herrlichkeit verhält: ohne strahlende Quelle keine Ausstrahlung, ohne Ausstrahlung keine strahlende Quelle. Und doch müssen wir zwischen Gottes Herrlichkeit und der Ausstrahlung dieser Herrlichkeit unterscheiden. Sie sind unterschiedlich, aber nicht getrennt. Ebenso lehrreich ist die Formulierung "Ebenbild [oder Abdruck, Gepräge, Abbild] seines Wesens". Im Sohn kommt voll und restlos der Vater zum Ausdruck.
Wenden wir uns nun dem gliechischen Wort zu, das im Urtext hier hinter "Wesen" steht. Es lautet hypostasis. Es setzt sich zusammen aus hypo ="unter" und stasis ="stehen" und hat die Grundbedeutung von "Unter-etwas-Stehen". Gemeint ist damit, das, was — wie wir sagen würden — "hinter" einer Sache steht, etwa sie zu dem macht, was sie ist. Hypostase liesse sich definieren als "etwas, ohne das ein anderes nicht sein kann". Man könnte sie mit "Wesensgrund", "Seinsgrund" umschreiben.

Gott ist persönlich

"Hypostase" (Plural: "Hypostasen") ist ein gutes Wort, um den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist zu bezeichnen. Es ist ein biblischer Begrif und sorgt für eine schärfere gedankliche Trennung zwischen der Gottnatur und der geschaffenen Ordnung. Geeignet ist jedoch auch "Person", unter der (unabdingbaren) Voraussetzung, dass das Wort nicht im menschlich-personalen Sinn verstanden wird.

Ein Grund, warum sich auch "Person" — richtig verstanden — eignet, ist, dass Gott auf persönliche Weise zu uns in Beziehung tritt. Daher wäre es falsch, zu sagen, er sei unpersönlich. Wir beten keinen Felsen und keine Pflanze an, auch keine unpersönliche Macht "hinter dem Kosmos", sondern eine "lebendige Person". Gott ist persönlich, doch keine Person in dem Sinne, wie wir“ Personen sind. "Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch und bin der Heilige unter dir“ (Hosea 11:9). Gott ist Schöpfer — und nicht Teil des Geschaffenen. Menschen haben einen Lebensanfang, besitzen einen Körper, wachsen heran, sind individuell verschieden, altern und sterben schliesslich. Über all das ist Gott erhaben, und trotzdem verhält er sich persönlich in seinen Beziehungen zu Menschen.

Gott geht über alles, was Sprache wiederzugeben vermag, unendlich hinaus; gleichwohl ist er persönlich und liebt uns innig. Er hat viel über sich offen bart, aber nicht alles was die Grenzen menschlicher Erkenntnis sprengt, verschweigt er. Als endliche Wesen können wir das Unendliche nicht fassen. Wu· können Gott im Rahmen seiner Offenbarung erkennen, aber wir können ihn nicht erschöpfend erkennen, weil wir endlich sind und er unendlich ist. Was Gott uns über sich offenbart hat, ist real. Es ist wahr. Es ist wichtig.

Gott ruft uns auf: "Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" (2. Petrus 3,18). Jesus hat gesagt: "Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen" (Johannes 17:3). Je mehr wir Gott erkennen, desto klarer wird uns, wie klein wir sind und wie gross er ist.

6. Die Beziehung der Menschheit zu Gott

Einleitend haben wir in dieser Broschüre Grundfragen zu formulieren versucht, die der Mensch Gott möglicherweise — stellen Würde. Was würden wir fragen, wenn uns eine solche Frage freistünde? Unsere tastende Frage "Wer bist du?" beantwortet der Schöpfer und Beherrscher des Kosmos mit: "Ich werde sein, der ich sein werde" (2. Mose 3,14) bzw. "Ich bin, der ich bin" (Menge-Übers.). Gott erklärt sich uns in der Schöpfung (Psalm 19,2). Seit der Zeit, da er uns gemacht hat, handelt er an und mit uns Menschen. Manchmal wie Donner und Blitz, wie Sturm, wie Erdbeben und Feuer, manchmal auch wie "ein stilles, sanftes Sausen" (2. Mose 20,18; 1. Könige 19,11-12). Er lacht sogar (Psalm 2:4). In der biblischen Niederschrift spricht Gott über sich selbst und beschreibt seinen Eindruck auf Menschen, denen er unmittelbar gegenübertrat. Gott offenbart sich durch Jesus Christus und dmch den Heiligen Geist.

Nun wollen wir aber nicht nur wissen, wer Gott ist. Wir wollen auch wissen, wozu er uns erschaffen hat. Wir wollen wissen, was sein Plan für uns ist. Wir wollen wissen, welche Zukunft für uns bereitet ist. Welches Verhältnis haben wir zu Gott? Welches "sollten" wir haben? Und welches werden wir künftig einmal haben? Gott hat uns nach' seinem Bilde gemacht (1. Mose 1,26-27). Und für unsere Zukunft offenbart die Bibel — teils sehr deutlich — weit Höheres, als wir uns jetzt als begrenzte Wesen träumen lassen.

Wo wir jetzt stehen

Hebräer 2,6-11 sagt uns, wir seien derzeit noch etwas "niedriger" beschaffen als die Engel. Doch Gott habe uns "gekrönt mit Preis und Ehre" und uns die ganze Schöpfung untertan gemacht. Für die Zukunft "hat er nichts ausgenommen, was ihm [dem Menschen] nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist." Gott hat uns eine ewige, glorreiche Zukunft vorbereitet. Doch dem steht etwas noch im Wege. Wir befinden uns im Zustand der Schuld, durch unsere Sünden sind wir von Gott abgeschnitten (Jesaja 59:1-2). Die Sünde hat eine unüberwindliche Hürde zwischen Gott und uns errichtet, eine Barriere, die wir nicht aus eigener Kraft überwinden können.

Grundsätzlich ist der Bruch jedoch bereits geheilt. Jesus hat den Tod für uns geschmeckt (Hebräer 2,9). Er zahlte die Todesstrafe, die wir durch unsere Sünden auf uns geladen haben, um "viele Söhne zur Herrlichkeit" zu führen (Vers 10). Laut Offenbarung 21:7 will Gott, dass wir uns mit ihm in einer Vater-Kind-Beziehung zusammenfinden. Weil er uns liebt und alles für uns getan hat — und als Urheber unseres Heils immer noch tut -, schämt sich Jesus nicht, uns Bilder zu nennen (Hebräer 2,10-11).

Was von uns jetzt gefordert ist

Apostelgeschichte 2,38 ruft uns auf, unsere Sünden zu bereuen und uns taufen, im übertragenen Sinne begraben zu lassen. Gott schenkt denjenigen den Heiligen Geist, die glauben, dass Jesus Christus ihr Retter, Herr und König ist (Galater 3,2-5). Wenn wir bereuen — uns von den selbstsüchtigen, weltlich-sündigen Wegen abgekehrt haben, die wir früher gegangen sind —, treten wir glaubensvoll in eine neue Beziehung zu ihm. Wir sind von neuem geboren (Johannes 3,3), ein neues Leben in Christus ist uns gegeben durch den Heiligen Geist, mittels des Geistes verwandelt durch Gottes Gnade tmd Barmherzigkeit und durch das Erlösungswerk Christi. Und dann? Dann wachsen wir "in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus" (2. Petrus 3:18), bis ans Lebensende. Es ist uns bestimmt, an der ersten Auferstehung teilzunehmen, und danach werden wir "bei dem Herrn sein allezeit" (1. Thessalonicher 4,13-17).

Unser unermessliches Erbe

Gott hat uns "wiedergeboren ... zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe", einem Erbe, das "aus Gottes Macht ... offenbar werde zu der letzten Zeit" (1. Petrus 1,3-5). In der Auferstehung werden wir Unsterblichkeit (1. Korinther 15:54) und einen "geistlichen Leib" erlangen (Vers 44). "Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen [Menschen-Adam]", sagt Vers 49, "so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen." Als "Kinder der Auferstehung" sind wir fortan nicht mehr dem Tod unterworfen (Lukas 20,36).

Könnte irgend etwas herrlicher sein als das, was die Bibel über Gott und unsere künftige Beziehung zu ihm sagt? Wir werden "ihm [Jesus] gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist" (1. Johannes 3,2). Offenbarung 21:3 verheisst für die Ära des neuen Himmels und der neuen Erde: "Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein..."

Wir werden eins werden mit Gott — in Heiligkeit, Liebe, Vollkommenheit, Gerechtigkeit und Geist. Als seine unsterblichen Kinder werden wir im vollsten Sinne die Familie Gottes bilden. Wir werden mit ihm eine vollkommene Gemeinschaft in ewiger Freude teilen. Welch eine grossartige und inspirierende
Botschaft der Hoffnung und des ewigen Heils hat Gott für alle die vorbereitet, die ihm glauben!

Broschüre der WKG