Eine weit verbreitete Einstellung ist, dass man etwas nicht unbedingt tun muss, weil es schon jemand anderes machen wird. Jemand anderes wird schon den Tisch im Schnellrestaurant sauber machen. Jemand anderes wird den Brief an den Herausgeber der Zeitung über dieses Thema schreiben. Jemand anderes wird den Abfall vom Bürgersteig wegräumen. Deshalb kann ich mich auch frei fühlen und meinen Kaffeebecher als Autofahrer aus dem Fenster werfen.
Ich muss mich hier an die eigene Nase fassen, denn auch ich bin nicht ganz unschuldig, was diese Einstellung angeht. Selbst wenn ich meinen Müll nicht aus dem Fenster werfe, ertappe ich mich oft dabei, dass ich dieser „ jemand anderes“ bin. Als meine Kinder Teenager waren, habe ich entschieden, nicht zu reisen, sondern in diesen Jahren zu Hause bei ihnen zu sein. Während mein Ehemann auf Dienstreisen unterwegs war, habe ich die Tätigkeiten, die er früher erledigt hatte, nun selbst getan.
Ich war oft dieser jemand andere. Als sich die Möglichkeit eröffnete, in der Frauenarbeit der Gemeinde zu arbeiten oder einen Vortrag zu halten, schaute ich über meine Schultern, um zu sehen, wer ausser mir noch frei wäre und mir wurde bewusst, dass ich die einzige war, die aufgestanden ist. Ich wollte zwar nicht immer, aber ich bin oft eingesprungen und manchmal wusste ich gar nicht so genau, wozu ich gerade „ Ja“ gesagt habe.
Mehrere Menschen der Bibel haben versucht, ihren Ruf und die damit verbundenen Aufgaben an jemand anderen abzugeben, aber es hat nicht funktioniert. Moses dachte sich eine gute Ausrede aus, damit er nicht nach Ägypten zurückkehren musste. Gideon stellte infrage, ob Gott wirklich zu ihm gesprochen habe. Ein starker Krieger? Das bin ich nicht! Jona versuchte wegzulaufen, aber der Fisch war schneller als er. Jeder von ihnen wurde zu dem jemand, von dem er hoffte, dass er die Aufgabe übernehmen würde. Als Jesus auf diese Welt als Baby kam, war er nicht irgendjemand, sondern er war der Einzige, der tun konnte, was getan werden musste. Diese gefallene Welt brauchte einen „Gott mit uns“. Niemand sonst konnte die Kranken heilen und die Winde bändigen. Niemand sonst konnte die Menschenmassen mit seinem Worte so sehr bewegen, wie er oder sie mit nur einem Korb voll Fischen sättigen. Niemand sonst konnte jede einzelne Prophetie des alten Testamentes so erfüllen, wie er.
Jesus wusste, warum er auf diese Erde kam und betete trotzdem im Garten, der Kelch des Vaters möge an ihm vorbeiziehen. Er ergänzte aber die Bitte „wenn du es möchtest“ und betete, dass nicht sein Wille, sondern der Wille des Vaters geschehe. Jesus wusste, dass niemand seinen Platz am Kreuz für ihn einnehmen würde, weil es niemand anderen gab, dessen Blut die Menschheit von ihren Sünden befreien konnte.
Ein Christ zu sein, heisst oft auch derjenige zu sein, der verantwortlich ist und sagt „Ich mach es!“ Jesus ruft uns dazu auf, jemand zu sein, der auf seinen Ruf antwortet, um das königliche Gebot der Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern auszuführen.
Lassen Sie uns deshalb nicht nach links und rechts nach jemand anderes schauen, sondern das tun, was getan werden muss. Mögen wir alle wie Jesaja sein, der Gott antwortete: „Hier bin ich, sende mich!“ (Jesaja 6,5).
von Tammy Tkach