Was ist der Neue Bund?

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In seiner grundlegenden Form regelt ein Bund eine gegenseitige Beziehung zwischen Gott und der Menschheit in derselben Weise, wie ein normaler Bund oder eine Vereinbarung eine Beziehung zwischen zwei oder mehreren Menschen beinhaltet. Der Neue Bund ist in Kraft, weil Jesus, der Erblasser, gestorben ist. Dies zu verstehen ist für den Gläubigen von entscheidender Bedeutung, weil die Versöhnung, die wir empfangen haben, nur durch „sein Blut am Kreuz“, das Blut des Neuen Bundes, das Blut Jesu, unseres Herrn, möglich ist (Kolosser 1,20).

Wessen Idee ist es?

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Neue Bund Gottes Idee ist und dass er kein Konzept ist, das von Menschen ausgeheckt wurde. Christus erklärte seinen Jüngern, als er das Abendmahl des Herrn einsetzte: „Das ist mein Blut des neuen Bundes“ (Markus 14,24; Matthäus 26,28). Dies ist das Blut des ewigen Bundes“ (Hebräer 13,20).

Die Propheten des Alten Bundes sagten das Kommen dieses Bundes voraus. Jesaja beschreibt Gottes Worte „an den, der verachtet ist von den Menschen und verabscheut von den Heiden, zu dem Knecht, der unter Tyrannen ist… Ich habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt“ (Jesaja 49,7-8; siehe auch Jesaja 42,6). Dies ist ein klarer Hinweis auf den Messias, Jesus Christus. Durch Jesaja sagte Gott auch voraus: „Ich will ihnen den Lohn in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schliessen“ (Jesaja 61,8).

Auch Jeremia sprach davon: „Siehe es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich einen neuen Bund schliessen“, der „nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen“ (Jeremia 31,31-32). Dieser wird erneut als „ewiger Bund“ bezeichnet (Jeremia 32,40).

Hesekiel betont die versöhnende Natur dieses Bundes. Er bemerkt im berühmten Kapitel der Bibel über die „verdorrten Gebeine“: „Und ich will mit ihnen einen Bund des Friedens schliessen, der soll ein ewiger Bund mit ihnen sein“ (Hesekiel 37,26). 

Warum ein Bund?

In seiner grundlegenden Form impliziert ein Bund eine gegenseitige Beziehung zwischen Gott und der Menschheit in derselben Weise, wie ein normaler Bund oder eine Vereinbarung eine Beziehung zwischen zwei oder mehreren Menschen beinhaltet.

Dies ist in Religionen einzigartig, weil in antiken Kulturen Götter normalerweise keine bedeutsamen Beziehungen mit Männern oder Frauen eingehen. Jeremia 32,38 verweist auf die innige Wesensart dieser Bundesbeziehung: „Sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein“.

Bünde wurden und werden bei geschäftlichen und rechtlichen Transaktionen benutzt. Zur Zeit des Alten Testaments schlossen sowohl israelitische als auch heidnische Bräuche ein, menschliche Bünde mit einem Blutopfer oder einem geringeren Ritual irgendeiner Art zu ratifizieren, um die Bindung und den ersten Status der Vereinbarung zu betonen. Heute sehen wir ein bleibendes Beispiel dieser Vorstellung, wenn Menschen feierlich Ringe austauschen, um ihre Verpflichtung zum Ehebund auszudrücken. Unter dem Einfluss ihrer Gesellschaft wandten biblische Charaktere verschiedene Praktiken an, um ihre Bundesbeziehung mit Gott physisch feierlich zu besiegeln.

„Es ist klar, dass die Idee einer Bundesbeziehung für die Israeliten ganz und gar nicht fremd war, und somit ist es nicht überraschend, dass Gott diese Form der Beziehung benutzte, um seine Beziehung mit seinem Volk zum Ausdruck zu bringen“ (Golding 2004:75).

Gottes Bund zwischen ihm selber und der Menschheit ist mit solchen Vereinbarungen vergleichbar, die in der Gesellschaft geschlossen werden, aber er hat nicht den gleichen Rang. Beim Neuen Bund fehlt das Konzept des Verhandelns und des Austausches. Hinzu kommt, dass Gott und der Mensch keine ebenbürtigen Wesen sind. „Der göttliche Bund geht über seine irdische Analogie unendlich weit hinaus“ (Golding, 2004:74).

Die meisten antiken Bünde hatten eine wechselseitige Qualität. So wird zum Beispiel gewünschtes Verhalten mit Segnungen belohnt usw. Es gibt ein Element der Gegenseitigkeit, das im Hinblick auf vereinbarte Bedingungen zum Ausdruck kommt.

Eine Art des Bundes ist ein Bund der Beihilfe [Unterstützung]. Darin gewährt eine höhere Macht, wie etwa ein König, seinen Untertanen unverdiente Gunst. Diese Art des Bundes ist am ehesten mit dem Neuen Bund vergleichbar. Gott gewährt der Menschheit seine Gnade ohne Vorbedingungen. In der Tat, die Versöhnung, die durch das Blutvergiessen dieses ewigen Bundes möglich wurde, geschah ohne dass Gott der Menschheit ihre Übertretungen zurechnete (1. Korinther 5,19). Ohne irgendeine Handlung oder irgendeinen Gedanken der Reue unsererseits starb Christus für uns (Römer 5,8). Gnade geht dem christlichen Verhalten voraus.

Wie steht es mit den anderen biblischen Bünden?

Die meisten Bibelgelehrten identifizieren neben dem Neuen Bund noch mindestens vier weitere Bünde. Es sind dies Gottes Bünde mit Noah, Abraham, Moses und David.
In seinem Brief an die nichtjüdischen Christen in Ephesus erklärt Paulus ihnen, dass sie „Fremde ausserhalb des Bundes der Verheissung“ waren, aber in Christus waren sie nun „die ihr einst Ferne wart, Nahe geworden durch das Blut Christi“ (Epheser 2,12-13), d.h. durch das Blut des Neuen Bundes, das Versöhnung für alle Menschen ermöglicht.

Die Bünde mit Noah, Abraham und David enthalten alle bedingungslose Verheissungen, die ihre direkte Erfüllung in Jesus Christus finden.

„Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“ (Jesaja 54,9-10).

Paulus erklärt, dass Christus der verheissene Same [Nachkomme] Abrahams ist, und daher alle Gläubigen Erben der rettenden Gnade sind (Galater 3,15-18). „Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheissung Erben“ (Galater 3,29). Die Bundeszusagen in Bezug auf die Linie Davids (Jeremia 23,5; 33,20-21) sind in Jesus, „der Wurzel und dem Nachkommen Davids“, dem König der Gerechtigkeit verwirklicht (Offenbarung 22,16).

Der Mosaische Bund, auch Alter Bund genannt, war bedingt. Die Bedingung war, dass Segnungen folgen würden, wenn die Israeliten dem kodifizierten Gesetz des Mose folgten, insbesondere das Erbe des Gelobten Landes, die Vision, die Christus geistlich erfüllt: „Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, damit durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheissene ewige Erbe empfangen“ (Hebräer 9,15).

Historisch gesehen umfassten die Bünde auch Zeichen als Hinweise auf die fortwährende Beteiligung jeder der beiden Parteien. Diese Zeichen verweisen auch auf den Neuen Bund. Das Zeichen des Bundes mit Noah und der Schöpfung war z.B. der Regenbogen, eine farbenfrohe Verteilung des Lichts. Es ist Christus, der das Licht der Welt ist (Johannes 8,12; 1,4-9).

Das Zeichen für Abraham war die Beschneidung (1. Mose 17,10-11). Dies verknüpft sich mit dem Konsens der Gelehrten in Bezug auf die Grundbedeutung des hebräischen Wortes berith, das mit Bund übersetzt wird, ein Begriff, der mit schneiden zu tun hat. Der Ausdruck „einen Bund schneiden“ wird manchmal immer noch benutzt. Jesus, der Same Abrahams, wurde gemäss dieser Praxis beschnitten (Lukas 2,21). Paulus erklärte, dass die Beschneidung für den Gläubigen nicht mehr länger physisch, sondern geistlich ist. Unter dem Neuen Bund „gilt die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht“ (Römer 2,29; siehe auch Philipper 3,3).

Der Sabbat war auch das Zeichen, das für den Mosaischen Bund gegeben wurde (2. Mose 31,12-18). Christus ist die Ruhe von all unseren Werken (Matthäus 11,28-30; Hebräer 4,10). Diese Ruhe ist zukünftig als auch gegenwärtig: „Denn wenn Josua sie zur Ruhe geführt hätte, würde Gott nicht danach von einem andern Tag geredet haben. Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes“ (Hebräer 4,8-9).

Der Neue Bund hat ebenfalls ein Zeichen, und es nicht ein Regenbogen oder die Beschneidung oder der Sabbat. „Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel“ (Jesaja 7,14). Der erste Hinweis, dass wir Gottes Volk des Neuen Bundes sind, besteht darin, dass Gott gekommen ist, um in der Form seines Sohnes, Jesus Christus, unter uns zu wohnen (Matthäus 1,21; Johannes 1,14).

Der Neue Bund enthält auch eine Ver-heissung. „Und siehe“, sagt Christus, „ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheissen hat“ (Lukas 24,49), und diese Verheissung war die Gabe des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 2,33; Galater 3,14). Gläubige werden im Neuen Bund „mit dem Heiligen Geist, der verheissen ist, welcher das Unter-pfand unseres Erbes ist“ versiegelt (Epheser 1,13-14). Ein wahrer Christ wird weder durch rituelle Beschneidung noch durch eine Reihe von Verpflichtungen gekennzeichnet, sondern durch das Innewohnen des Heiligen Geistes (Römer 8,9). Die Idee des Bundes bietet eine Bandbreite und eine Tiefe von Erfahrung, in der Gottes Gnade buchstäblich, bildlich, symbolisch und durch Analogien verstanden werden kann.

Welche Bünde sind immer noch in Kraft?

Alle vorhin genannten Bünde sind in der Herrlichkeit des ewigen Neuen Bundes zusammengefasst. Paulus illustriert dies, wenn er den Mosaischen Bund, auch Alter Bund genannt, mit dem Neuen Bund vergleicht.
Paulus bezeichnet den Mosaischen Bund als das „Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Stein gehauen war“ (2. Korinther 3,7; siehe auch 2. Mose 34,27-28), und sagt, dass, obwohl er einst herrlich war, „nicht für Herrlichkeit zu achten ist gegenüber dieser überschwänglichen Herrlichkeit“, ein Hinweis auf das Amt des Geistes, mit anderen Worten, dem Neuen Bund (2. Korinther 3,10). Christus ist „grösserer Ehre wert als Mose“ (Hebräer 3,3).

Das griechische Wort für Bund, diatheke, gibt dieser Diskussion frische Bedeutung. Es fügt die Dimension einer Vereinbarung, welches ein letzter Wille oder Testament ist, hinzu. Im Alten Testament wurde das Wort berith nicht in diesem Sinne verwendet.

Der Verfasser des Hebräerbriefes verwendet diese griechische Unterscheidung. Beide, der Mosaische sowie der Neue Bund, sind wie Testamente. Der Mosaische Bund ist das erste Testament [Wille], der aufgehoben wird, wenn der zweite geschrieben wird. „Da hebt er das erste auf, damit er das zweite einsetze“ (Hebräer 10,9). „Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht“ (Hebräer 8,7). Der Neue Bund ist „nicht wie der Bund gewesen, den ich mit ihren Vätern schloss“ (Hebräer 8,9).

Daher ist Christus der Mittler eines „besseren Bundes, der auf bessere Verheissungen gegründet ist“ (Hebräer 8,6). Wenn jemand ein neues Testament verfasst, verlieren alle vorherigen Testamente und ihre Bedingungen ihre Wirkung, egal wie herrlich sie waren, sie sind nicht mehr bindend und für ihre Erben nutzlos. „Indem er sagt: «einen neuen Bund», erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe“ (Hebräer 8,13). Daher können die Formen des Alten nicht als eine Bedingung für die Teilhabe am Neuen Bund gefordert werden (Anderson 2007:33).

Natürlich: „Denn wo ein Testament ist, da muss der Tod dessen geschehen sein, der das Testament gemacht hat. Denn ein Testament tritt erst in Kraft mit dem Tode; es ist noch nicht in Kraft, solange der noch lebt, der es gemacht hat“ (Hebräer 9,16-17). Zu diesem Zweck starb Christus, und wir erhalten die Heiligung durch den Geist. „Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi“ (Hebräer 10,10).

Die Verordnung des Opfersystems im Mosaischen Bund ist ohne Wirkung, „denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen“ (Hebräer 10,4), und ohnehin wurde das erste Testament aufgehoben, damit er das zweite einsetze (Hebräer 10,9).

Wer immer den Hebräerbrief geschrieben hat, er war sehr besorgt, dass seine oder ihre Leser die ernste Bedeutung der neutestamentlichen Lehre verstanden. Erinnern Sie sich wie es im Alten Bund war, wenn es um diejenigen ging, die Mose zurückwiesen? „Wenn jemand das Gesetz des Mose bricht, muss er sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin“ (Hebräer 10,28).

„Eine wieviel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füssen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht“ (Hebräer 10,29)?

Schluss

Der Neue Bund ist in Kraft, weil Jesus, der Erblasser, gestorben ist. Dies zu verstehen ist für den Gläubigen von entscheidender Bedeutung, weil die Versöhnung, die wir empfangen haben, nur durch „sein Blut am Kreuz“, das Blut des Neuen Bundes, das Blut Jesu, unseres Herrn, möglich ist (Kolosser 1,20).

von James Henderson