Getragen von Gottes fürsorglicher Liebe

LiebeViele von uns haben die Bibel schon seit vielen Jahren im täglichen Gebrauch. Es ist wohltuend, vertraute Verse aufzuschlagen und sich darin einzukuscheln, als streifte uns eine warme Decke. Genau diese Vertrautheit kann dazu führen, dass wir Einzelheiten übersehen. Wenn wir uns der Bibel mit wachen Sinnen und aus einem neuen Blickwinkel nähern, schenkt der Heilige Geist zusätzliche Einsichten und ruft Vergessenes wieder in Erinnerung.

Als ich kürzlich erneut die Apostelgeschichte las, stiess ich auf eine Stelle, die ich schon häufig übersehen hatte, ohne sie bewusst wahrzunehmen. In Antiochia übergab der Vorsteher der Synagoge Paulus das Wort, und dieser verkündete: «Der Gott dieses Volkes Israel hat unsre Väter erwählt und das Volk gross gemacht in der Fremde, im Lande Ägypten, und mit starkem Arm führte er sie von dort heraus. Und vierzig Jahre lang trug er sie in der Wüste» (Apostelgeschichte 13,17-18).

Die Schlachter-Bibel gibt dieselbe Passage so wieder: «Er ertrug ihre Art etwa 40 Jahre lang in der Wüste». Dieser Wortlaut prägte sich mir ein, und ich schloss, Gott habe das murrende Volk lediglich widerwillig geduldet, als trüge er eine schwere Last. Dann stiess ich auf die Parallelstelle: «Da hast du gesehen, wie dich der Herr, dein Gott, getragen hat, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Wege, den ihr gewandert seid, bis ihr an diesen Ort kamt» (5. Mose 1,31).

Dieser Vers eröffnete mir einen völlig neuen Blickwinkel. Natürlich hatte Gott das Volk versorgt. Sie erhielten Nahrung, Wasser und Schuhe, die sich nicht abnutzten. Trotzdem war mir bis dahin entgangen, wie innig er mit ihrem Alltag verbunden war. Es ist ermutigend zu lesen, dass der Herr sein Volk wirklich trug, so wie ein Vater liebevoll seinen Sohn oder Tochter auf den Armen hält. Ich kann mich nicht erinnern, diese Wahrheit je so klar wahrgenommen zu haben. Auch uns beschleicht das Gefühl, Gott könne uns nur schwer ertragen und werde unserer dauernden Sorgen überdrüssig. Unsere Bitten klingen oft ähnlich, und Verfehlungen kehren wieder. Dennoch sorgt er zuverlässig für uns, selbst wenn wir nörgeln oder uns wie das undankbare Israel benehmen. Es liegt ihm am Herzen, dass wir danken statt klagen. Gläubige können ermüden und ausbrennen. Dann erscheinen die Geschwister schnell anstrengend und man glaubt, ihre lästigen Anliegen bloss schultern zu müssen. Ertragen bedeutet, etwas Unangenehmes widerwillig hinzunehmen. Gott sieht uns keineswegs so.

Wir gehören alle zur Familie Gottes und brauchen respektvolle, mitfühlende, liebevolle Begleitung. Füllt der Heilige Geist uns mit der Liebe Gottes, vermögen wir unsere Nächsten aufrichtig zu lieben, statt sie nur zu dulden. Ist es erforderlich, können wir sogar jemanden tragen, dessen Kräfte unterwegs versiegen. Halten wir uns vor Augen, dass Gott sein Volk in der Wüste nicht nur versorgte, sondern es auf seinen liebenden Armen trug. Ebenso trägt er Sie beständig weiter, hört nie auf, Sie zu lieben und zu umsorgen, selbst wenn Sie murren und das Danken vergessen.

von Tammy Tkach


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